Prof. Dr. Sabine Ader, Diplom-Pädagogin
- Theorien und Konzepte Sozialer Arbeit
Was haben Sie vor Ihrer Professur an der KatHO gemacht?
Nach dem Studium (Erziehungswissenschaft, Psychologie und Soziologie) an der Uni in Münster habe ich vierzehn Jahre in unterschiedlichen Feldern der Jugendhilfe gearbeitet, immer an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis. Aus „vorberuflichen Zeiten“ verbindet mich eine sehr lange Geschichte und vielfältige Erfahrungen mit der verbandlichen Jugendarbeit. Ich habe auf verschiedenen Ebenen – Kreis, Gemeinde, Diözese – und in un-terschiedlichen Rollen und Funktionen in der KJG (Katholische Junge Gemeinde) mitgear-beitet. Im Studium habe ich dann auch in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit Erfahrungen gesammelt. So lang ich denken kann, habe ich mich viel in Gruppen bewegt und dort vieles gelernt von dem, was ich heute täglich – beruflich wie privat – gebrauchen kann und nutze.
Im Rahmen meiner ersten Stelle habe ich fünf Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institut für soziale Arbeit e.V. (ISA), Münster, gearbeitet; einem kleinen, bundesweit tätigen Institut, das Beratung, Fortbildung und Praxisforschung in der Feldern der Jugendhilfe zum Schwerpunkt hat. Ausgehend von der Jugendförderung und der Jugendsozialarbeit habe ich in den Jahren die Kinder- und Jugendhilfe „querbeet“ durch alle Leistungsbereich des SGB VIII kennen gelernt und war in verschiedensten Beratungs-, Entwicklungs- und Forschungs-projekten tätig.
Angeschlossen haben sich drei Jahre in einem Praxisforschungsprojekt an der Uni in Kob-lenz, das zusammen mit dem Landesjugendamt Rheinland und örtlichen Freien Trägern der Erziehungshilfe in Köln durchgeführt wurde. Dies beschäftigte sich zentral mit den so ge-nannten „schwierigen“ Kindern und Jugendlichen in der Erziehungshilfe und Fragen sozial-pädagogischer Analyse und Diagnostik. Und schließlich habe ich vor dem Beginn hier fünf Jahre als Referentin beim Landesverband der Diakonie in NRW als Referentin für die Berei-che Jugendsozialarbeit, Jugendhilfe und Schule gearbeitet.
Darüber hinaus war und bin ich (sofern sich das mit den anderen Stellen jeweils verbinden ließ bzw. lässt) als freiberufliche Beraterin und Fortbildnerin in verschiedenen Feldern der Jugendhilfe tätig.
Was verbinden Sie mit Hochschullehre? Was ist Ihre persönliche Idee von „Hochschule“?
… schwer, dass in wenigen Worten zu beschreiben. Ich mache es hier in wenigen Sätzen; und Weiteres dazu dann lieber mit allen Akteur/-innen im direkten Dialog und bei unter-schiedlichsten Gelegenheiten. Hochschule muss aus meiner Sicht ein Ort sein, der Studie-renden eine „taugliche“ Ausbildung für die Praxis Sozialer Arbeit ermöglicht, aber auch eine „gesunde Distanz“ zu ihr; der „kritischen Geist“ fördert und Studierende ihre eigenen Positio-nen finden lässt. Fachlich und fachpolitisch sollte die Hochschule am Puls der Zeit ist. Not-wendig dafür ist eine enge Verbindung von Theorie und Praxis, Studium und Praxisstellen, aber auch ein guter Kontakt z.B. zu Fachverbänden, in denen sich die Praxis fachpolitisch organisiert. Die Hochschule muss in die Praxis gehen, mit Lehrenden und Studierenden, und die Praxis sollte die KatHO kennen und schätzen – als Ort für kritische Reflexion und wech-selseitige Impulse. Neben einer engagierten und attraktiven Lehre, für die die Rückmeldun-gen von Studierenden für uns Lehrende zwingend notwendig sind, möchte ich die Bezüge zur Praxis und „Fachpolitik“ stärken, und gerne auch Beratungs-, Entwicklungs- und (kleinere) Forschungsprojekte anstoßen.
Zudem finde ich es wichtig, dass die Hochschule ein Ort ist, an dem sich Studierende in ei-ner wichtigen Lebensphase persönlich weiterentwickeln und sich engagieren können; das mit dem Weiterntwickeln und Engagieren gilt aber eigentlich auch für die Lehrenden. Be-deutsam finde ich in dem Zusammenhang, auch immer wieder zu schauen, ob die KatHO den Studierenden ausreichend Möglichkeiten bietet, ihre Vorstellungen von Hochschule in den gemeinsamen Austausch einzubringen und dabei dass Gefühl zu haben, die Kultur, das Studium und das Miteinander machtvoll mitgestalten zu können.
Wie würden Sie die Abteilung Münster beschreiben?
Bislang können es nur erste Eindrücke sein, von denen ich hier spreche. Und ich kann Münster bislang auch kaum mit den anderen Abteilungen vergleichen. Für Münster gilt:
- Ich fühle mich wohl hier. Ich kann hier neue Entwicklungen (mit-)gestalten, aber auch selbst neue Herausforderungen angehen und Neues lernen.
- Ich erlebe auf Seiten der Kolleg/innen ein offenes Klima, viel Entgegenkommen und Unterstützung sowie eine hohe Bereitschaft, mich und uns „Neuen“ hier einen guten Start zu ermöglichen.
- Die Hochschule ist überschaubar und „familiär“; die Studierenden offen, aktiv und engagiert (ist jetzt kein „Einschmeicheln“) – der Kulturabend war für mich ein erstes Highlight in dieser Richtung. Schade eigentlich, dass man von den vielfältigen Talenten im normalen KatHO-Alltag ja doch relativ wenig mitbekommt …
Welche Schwerpunkte werden Sie an der Abteilung setzen?
Aufgrund meiner eigenen beruflichen Sozialisation und Erfahrungen stehe ich besonders für die Themen der Kinder- und Jugendhilfe. In dem Feld sind meine Schwerpunkte: Erzie-hungshilfen, Hilfeplanung, Fallverstehen/sozialpädagogische Diagnostik, Kooperation Ju-gendhilfe und Schule, Jugendsozialarbeit, Jugendhilfeplanung, Konzept- und Qualitätsent-wicklung. Ebenso bin ich Redaktionsmitglied einer Zeitschrift im Bereich der Mädchenarbeit und Mädchenpolitik, so dass mich diese Themen und auch Genderfragen interessieren. Aus „meinen“ Themen und Erfahrungen ergeben sich viele Schnittstellen hin zur Praxis, und das ist mir auch ein sehr wichtiger Aspekt: die Verknüpfung von Studium und Praxis. Und zu kurz kommen darf letztlich auch nicht die Theorie. Da bekanntlich nichts „praktischer ist als eine gute Theorie“ sind mir auch diese Themen nah und ich hoffe, dass es mir und uns Lehren-den an der KatHO gelingt, den Sinn theoretisch fundierten Wissens zu vermitteln und erlebbar zu machen.
Wie war Ihr Start in Ihr erstes Semester an der Abteilung?
Relativ einsam zu Beginn, denn Anfang September war kaum jemand an der Hochschule. Ansonsten: sehr arbeitsreich; aber je mehr ich hier „ankomme“, desto mehr freue ich mich auf die kommenden Zeiten und erlebe, dass es mir viel Spaß macht hier zu arbeiten, Studie-rende auf ihrem Weg ins Berufsleben zu begleiten, und auch selbst dabei zu lernen. Der Start ist somit gemacht, aber das Einarbeiten noch nicht abgeschlossen …
Haben Sie ein persönliches Motto oder ein Lieblingszitat?
Dazu kann ich – ohne jetzt lang nachzudenken – zwei Dinge beisteuern: ein Zitat und einen Comic:
Das Zitat ist von Hermann Hesse: „Denken ist kein Beharren, sondern Bewegung.“
Der Comic stammt aus „Charly Brown“ (hier als pdf).
Ich finde beides klasse: das Zitat verweist darauf, dass Denken (vielleicht gleichgesetzt mit dem oftmals ungeliebten Thema „Theorien“) und das „hartnäckige“ Beschäftigen mit einer Sache uns (zumindest mich) oft nach vorn bringt.
Und der Comic zeigt, dass man nicht alles allzu ernst nehmen sollte, und dass es manchmal auch darauf ankommt, die „Kunst des Bluffs“ zu beherrschen. … das ist jetzt kein Tipp für die nächste mündliche Prüfung!
Wie heißt Ihr Lieblingsbuch? -film? -autor?
Das wechselt, denn ich lerne ja hoffentlich immer wieder neue und spannende Bücher, Filme etc. kennen. Kürzlich habe ich „Lila, Lila“ von Martin Suter gelesen und fand es ganz klasse. Ich lese aber auch gern Paulo Coelho, Uwe Timm, Nick Hornby, Isabel Allende … Auf Krimis bin ich nicht so ganz scharf, lese ich nur ab und an. Und manchmal darf es gern auch mal was ganz Anspruchsloses sein. Köstlich amüsiert habe ich mich vor schon einiger Zeit über „Maria, ihm schmeckt’ s nicht“ von Jan Weiler – ein wunderbares Buch über den unvermeid-lichen Zusammenstoß der italienischen und der deutschen Kultur durch eine entsprechende Hochzeit und die familiären Bande und Geschichten, die dies nach sich zieht.
In Sachen Film bin ich für wirklich viel zu haben, ich liebe Kino – auch wenn ich es nicht oft genug schaffe. Filme mit Juliette Binoche und Meryl Streep sehe ich gerne. Und letzte Wo-che hat mich ein eher ernster Film, im Kino sehr beeindruckt: „Ein Geheimnis“ – nicht der Film, sondern so der Filmtitel. Lohnt sich, läuft noch!
Was tun Sie, wenn Sie gerade nicht in der Hochschule sind?
…natürlich mich darauf vorbereiten! Nein im Ernst: Ich habe oft zu wenig Zeit für Muße und hätte gern mal wieder so richtig Langeweile. Aber wenn es freie Zeit gibt, dann mag ich: Kino, Lesen, Urlaub, Kunstausstellungen, sich mit Freund/-innen treffen, Sport (aber nicht zu anstrengend!), und besonders „kleine Fluchten“ aus dem Alltag (mit dem Fahrrad) – gern ans Meer, wenn die Zeit dazu reicht. Zudem bin ich ehrenamtlich in zwei Vereinen engagiert, die auch etwas mit Jugendhilfe zu tun haben.