CARS veröffentlicht Working Paper #012 von Thorsten Fuchshuber
Der Aufsatz geht der Frage nach, weshalb Antisemiten gegen jede Evidenz und gegen jedes rationale Argument an ihrem Weltbild festhalten. Zur Erörterung wird ein psychoanalytischer Zugang gewählt. Im Zentrum steht die These, dass der Antisemitismus eine unverzichtbare Funktion im psychischen Haushalt der Antisemiten erfüllt: Er gewährt einen psychischen Gewinn, auf den sie keinesfalls verzichten wollen und der sie gegen jede Kritik immunisiert. Diese Form des psychischen Gewinns wird unter Bezug auf die narzisstische Persönlichkeit sowie auf neuere soziologische Erkenntnisse insbesondere hinsichtlich des islamistischen Antisemitismus näher zu bestimmen versucht. Nach einer kurzen Einführung in den psychoanalytischen Begriff des Narzissmus wird der Zusammenhang von Narzissmus und Antisemitismus diskutiert und abschließend auf die Frage nach der Motivation von Antisemiten zurückgeführt.
Der Autor
Dr. phil. Thorsten Fuchshuber ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Centre Interdisciplinaire d'Étude des Religions et de la Laïcité (CIERL) an der Université libre de Bruxelles und Journalist. Seine Themenschwerpunkte sind Rechtsphilosophie, Kritische Theorie, jüdische Religionsphilosophie und die Kritik des Antisemitismus. Er ist Autor von "Rackets. Kritische Theorie der Bandenherrschaft" (ça ira 2019) und hat gemeinsam mit Judith Frishman den Band "Samuel Hirsch - Philosopher of Religion, Advocate of Emancipation and Radical Reformer" (De Gruyter 2022) herausgegeben.