CARS veröffentlicht Working Paper von Gesche Gerdes über Antisemitismus und Misogynie
Sowohl bei der Incel-Ideologie als auch beim Jihadismus handelt es sich um hochgradig misogyne und antisemitische Weltanschauungen. Erstere wird bislang vor allem im Hinblick auf ihren Antifeminismus analysiert, letztere gerät wissenschaftlich überwiegend hinsichtlich ihres Antisemitismus in den Blick – selten werden jedoch beide Aspekte gemeinsam untersucht. Dies änderte sich auch nicht angesichts der Massaker der Hamas und anderer islamistischer Gruppen am 7. Oktober 2023, welche die tödliche Verstrickung von Frauenhass und Antisemitismus innerhalb des Jihadismus unübersehbar machte. Dieser Beitrag analysiert die auf den ersten Blick sehr unterschiedlich erscheinenden Weltanschauungen, setzt sie zueinander in Beziehung und interpretiert sie als verschiedene Formen gegenwärtiger Rebellionen gegen die Moderne. Anhand empirischer Beispiele aus den Schriften von Sayyid Qutb, einem Hauptideologen des Jihadismus, sowie dem größten Incel-Forum incels.is wird aufgezeigt, wie Antisemitismus und Misogynie jeweils miteinander verwoben sind und auf welche Weise sich anhand der Weltanschauungen autoritäres Potenzial zum antidemokratisch autoritären Syndrom verdichten kann.
DIE AUTORIN
Gesche Gerdes ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Soziologie der Universität Passau und promoviert über Autoritarismus, Antisemitismus und Misogynie innerhalb der Incel-Weltanschauung. Sie ist u. a. Autorin von „Maskulinismus und Intersektionalität: Verstrickungen von Antifeminismus und Antisemitismus innerhalb männlicher Identitätspolitik“ (2025), in: Karin Stögner/Elke Rajal (Hg.): Intersektionalität neu verhandelt – Kritik von Ideologie und Identität, Freiburg im Breisgau: Herder [im Erscheinen].