Neues Working Paper von Matheus Hagedorny über neurechte Israel- und Islamdebatten
Die deutsche sogenannte Neue Rechte zeigt sich ambivalent gegenüber Israel und dem Islam. Sie benutzt beide als Projektionsflächen, um den behaupteten Verlust nationaler Souveränität zu kompensieren. Ihre Autoren beziehen sich meist auf das Erbe der antidemokratischen Weimarer Rechten („Konservative Revolution“), die als Gegenentwurf zum liberal-demokratischen Westen verstanden wird. In diesem Diskurs wird Israel teils als Bollwerk gegen eine als bedrohlich empfundene Islamisierung dargestellt, während Elemente des Islam teils als potenzielle geopolitische Partner inszeniert werden.
Diese ambivalente Positionierung weist Parallelen zu historisch gewachsenen Haltungen der Alten Rechten auf, die bereits im Nationalsozialismus mit einer flexiblen Bewertung des Islam agierte. Im Laufe der Zeit führte insbesondere die Einwanderung aus muslimisch geprägten Gesellschaften und die Intensivierung der globalen politischen Dynamiken zu einer Verschiebung: Ab den 2000er-Jahren kristallisierte sich eine antimuslimische Rechte heraus, die pro-israelische Positionen einnahm und damit die Neue Rechte herausforderte.
Der Autor
Dr. des. Matheus Hagedorny ist wissenschaftlicher Leiter des Projekts „Israelbezogenem Antisemitismus an Hochschulen entgegentreten“ (IBAS) am Centrum für Antisemitismus- und Rassismusstudien (CARS) der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen. Er promovierte 2025 an der Universität Potsdam über Islambilder der bundesdeutschen Rechten und ist Co-Autor der Studie Die sozialpolitische Doktrin der Neuen Rechten – Strategische Vereinnahmung und kalkulierte Provokation (Hans Böckler Stiftung 2025) und Autor von Georg Elser in Deutschland (Ça ira, 2. Auflage 2020).