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| Paderborn,

In diesen Zeiten, an diesem Tag

10 Absolvent_innen des Fachbereichs Theologie erhalten am 17. Juli 2021 ihr Bachelorzeugnis in einem festlichen Gottesdienst

Der Abschlußjahrgang vor Corona in Feierlaune mit Mottopartys

Prof. Dr. Kai Sander, Sophie Wesselkamp, Laura Michel, Lucas Grewe

Nun schon im dritten Semester: Lehrveranstaltungen im Online-Format. Sitzungen und Gremienarbeit in Kacheln. Natürlich, Studierende und Lehrende haben Vieles über das digitale Netz gelernt in dieser Zeit. Zudem ist uns im Fachbereich Theologie das Fernstudium ohnehin zur vertrauten Weise geworden, Stoffe und Inhalte zu vermitteln, darin miteinander im Gespräch zu bleiben. Dennoch: Die stillen Gänge und Flure in der katho Paderborn wirken nach wie vor irreal. Und ein Hörsaal ohne Studierende befremdet. So nahm das Sommersemester unter den Bedingungen der Pandemie seinen Verlauf. Still und im Internet. Ein wenig an Begegnung fand sich aber auch: Ab und an waren Kolleginnen und Kollegen in ihren Büros, gab es ein Schwätzchen auf dem Flur, traf man sich mit Mundschutz und in gebührendem Abstand flüchtig im Treppenhaus oder auch im Sozialraum. Die Prüfungszeit wiederum war eine Zeit des Internets – und stand unter der bewährten und einsatzfreudigen Aufsicht unserer IT-Abteilung, geleitet von Herrn Wiedemeyer. BBB – BigBlueButton: Das magische Wort für datensichere Videokonferenzen. Ganz sattelfest ist das Format allerdings immer noch nicht. Es flackern oftmals Ton und Bilder, nicht immer überzeugt die Übertragungsqualität – das ist spannend und bisweilen irritierend in Prüfungssituationen, in denen es ja auf Wortverständlichkeit und Bedeutungsnuancen ankommt. Aber auch die Hürden, die die Technik mitunter bereitet, wurden genommen – und da das Prüfungsamt durch den engagierten Dienst von Frau Marina Hermens wie auch das Dekanat des Fachbereichs durch den großen Einsatz von Frau Andrea Balsmeier die Zeit der anstrengenden Endphase des Semesters mit all den vielen Examina kompetent begleitet haben, stand dem 17. Juli 2021 nichts mehr entgegen.

Der 17. Juli 2021? Für diesen Tag war der festliche Abschlussgottesdienst der Absolvent_innen der Bachelorstudiengänge Religionspädagogik / Angewandte Theologie geplant. Und der Abschlussgottesdienst konnte – zur allgemeinen Erleichterung – tatsächlich stattfinden: Bei niedrigen Inzidenzwerten und unter strengen Hygieneregeln versammelten sich in der großen St. Kilians-Kirche um die siebzig Gäste: Studierende, Lehrende, Eltern, Verwandte und Freunde unserer Absolventinnen und Absolventen. Alle, ob doppelt geimpft oder genesen, hatten sich vor dem Gottesdienst eigens testen lassen, trugen Masken und wahrten die gebotenen Abstände. Eine mögliche Perspektive gemeinschaftlicher Ereignisse für kommende Monate und womöglich Jahre?  Der Gottesdienst war von den Studierenden des sechsten Semesters vorbereitet und stand unter der Thematik der „Vorbilder“: Herr Alexander Kolka spielte auf der Orgel der großen Pfarrkirche, ein kleines Vokalensemble – gebildet aus den Reihen unserer Studierenden - sang zeitgemäße geistliche Lieder, Herr Matthias Schardt intonierte klangvoll und in schöner Tongebung das Horn. Zu Beginn der festlichen Eucharistiefeier gab es zunächst ein stimmungsvolles Video zu sehen, das das nunmehr in Teilen scheidende Semester (sieben Studierende verbleiben noch für abschließende Studien an unserem Fachbereich) in allen Lebenslagen einer vielseitigen, durch Corona geprägten Studienzeit zeigte. Nachdem der liturgischen Eröffnung der Messfeier durch den Zelebranten, Msgr. Prof. Dr. Wilhelm Tolksdorf, begrüßten Frau Sophia Grotmann B.A. und Frau Karoline Riese B.A. die versammelte Gemeinde. In einem nachdenklichen Dialog blickten die Beiden zurück auf eine ganz eigene Studienzeit, der durch den Druck der Pandemie die „Präsenz“ gefehlt habe.

In seiner Predigt stellte Herr Prof. Dr. Wilhelm Tolksdorf die Frage nach der Notwendigkeit von Vorbildern. Dabei erinnerte er an die hermeneutische Leistungskraft des christlichen Bekenntnisses, anhand von herausragenden Biographien, dem Leben der Heiligen, modellhaft einen Rahmen gelingender Lebensart zu rekonstruieren und diesen den Gläubigen exemplarisch für die je eigene Lebensführung vorzulegen. Zugleich warf der Zelebrant die Frage auf, ob es wirklich der „Vorbilder“ bedürfe, um zu einer der Vernunft und dem Herzen (John Henry Newman) angemessenen Lebensart zu finden. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an die bekannten Studien, die der Religionsphilosoph und Theologe Eugen Biser zu Jesus Christus, dem „inneren Lehrer“, vorgelegt hat. Vor dem Hintergrund des von den Studierenden für den Festgottesdienst ausgewählten Evangeliums (Mt 12,14-21), wünschte der Zelebrant abschließend den Absolventen die Kraft und wohl auch die Inspiration, sich von ihrem „inneren Lehrer“ leiten zu lassen, um aus der eigenen Lebensmitte heraus in Beruf und Privatleben, mit Herz und Verstand  Verantwortung für die Menschen zu übernehmen, die ihnen anvertraut zu sind. Ob es dafür wirklich „Vorbilder“ brauche – wer weiß. Dass sie aber dem einen oder anderen Mitmenschen begegnen mögen, der ihnen auf ihrem Weg helfe, sie unterstütze und ihnen in den Wechselfällen von Beruf und Privatem Weggeleit gebe, dass wünschte er den scheidenden Studierenden.

In den Fürbitten, die von Studierenden des zweiten und vierten Semesters, von den Verantwortlichen im Pauluskolleg, Frau Mühlberger und Frau Welling, von der Ausbildungsverantwortlichen im Erzbistum Paderborn, Frau Picht, sowie von Verwandten der Studierenden und von Frau Prof‘in Dr. Bergit Peters als Vertreterin des Kollegiums der Dozierenden vorgetragen wurden, kamen sodann die Anliegen, Sorgen und Wünsche der anwesenden Gemeinde zur Sprache. Auch derer wurde gedacht, die in den schlimmen Unwettern der vergangenen Tage zu Opfern von Flut und Regen geworden sind.  Im Gottesdienst, so das Anliegen und die Bitte unserer Absolventinnen und Absolventen, wurde für die Flutopfer gesammelt.

Nach dem Schlussgebet der Heiligen Messe ergriffen die Absolventinnen und Absolventinnen das Wort. Gedankt wurde allen, die bei der Vorbereitung des Gottesdienstes mitgewirkt haben – hier wurde sehr berechtigt nochmals ein herzlicher Dank an die Kirchenmusik ausgesprochen. Frau Volkmar B.A. und Herr Grewe B.A., die Semestersprechenden des sechsten Semesters, zogen nachdenklich und in humorvoll- treffender Weise ein Resümee ihrer nun zurückliegenden Studienzeit. Mit kleinen, liebevoll ausgewählten Gaben beschenkten Frau Volkmar und Herr Grewe im Namen des Semesters diejenigen, die zum Gelingen des festlichen Tages beigetragen haben. Auch die Lehrenden wurden mit Präsenten und einem herzlichen Dank bedacht. Die Leitungsverantwortlichen des Pauluskollegs, Frau Mühlberger und Frau Welling, schauten sodann auf die vergangenen Jahre der Ausbildung unserer Studierenden zurück und erinnerten an im Pauluskolleg gemeinsam Erlebtes und gewiss auch Prägendes. Die Erinnerung an diese Zeit verbanden sie mit guten Wünschen für die Zukunft.

Dann aber hatte der Dekan des Fachbereichs Theologie, Prof. Dr. Kai G. Sander, das von allen Anwesenden lang erwartete Wort. Er verwies darauf, dass von 24 „möglichen“ Studierenden bisher erst weniger als die Hälfte, näherhin zehn Studierende, ihren Abschluss gemacht hätten – Corona! Er dankte den scheidenden Studierenden für ihre Bereitschaft, ihre Studien unter den Bedingungen der Pandemie wahrgenommen und nun auch zu einem guten Ende geführt zu haben. Für die Zukunft wünschte er den Absolventinnen und Absolventen, sich in die großen und drängenden Transformationsprozesse von Gesellschaft und Kirche mutig und engagiert einzubringen. Und dann war es soweit: In alphabetischer Reihenfolge – und in gemessenem Abstand – traten die Studierenden nach vorne, um ihre Abschlusszeugnisse in Empfang zu nehmen. Mit - ganz offensichtlich - großer Freude konnte der Dekan abschließend drei Studierende unseres Fachbereichs für ihre Studienleistungen ehren: Auch in diesem Jahr hat die Paderborner Bank für Kirche und Caritas mit einem Preisgeld von 1000 Euro den „Preis für herausragende Bachelorarbeiten“ gestiftet. Dafür an dieser Stelle der große Dank des Fachbereichs Theologie! Ausgezeichnet wurde Frau Laura Michel B.A. mit ihrer konzisen Arbeit „,Die Würde des Menschen ist unantastbar‘ (Art 1 GG). Eine ethische Betrachtung der Präimplantationsdiagnostik“ (Erstgutachter: Prof. Dr. W. Wertgen/ Zweitgutachter: Prof. Dr. Kai G. Sander), Frau Sophie Wesselkamp B.A.für ihre umfassende Arbeit zur „Schwangerschaftskonfliktberatung in Deutschland. Geschenkter Schein oder geschenktes Leben“ (Erstgutachter: Prof. Dr. W. Wertgen / Zweitgutachter: Prof.in Dr. B. Peters) sowie Herr Lucas Grewe B.A. mit seiner anregenden und das pfarrliche Leben gewiss inspirierenden Arbeit „,Siebenmal am Tag singe ich dein Lob‘ (Ps 119, 164). Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Tagzeitenliturgie in der Gemeinde“ (Erstgutachter: Prof. Dr. A. Saberschinsky/Zweitgutachter: Prof. Dr. W. Tolksdorf). Unseren drei Preisträger_innen wurden auch die herzlichen Glückwünsche des Vorstandsvorsitzenden der Bank für Kirche und Caritas, Herrn Dr. Richard Böger, überbracht. Seine Glückwünsche verband er mit dem Wunsch, dass die Geehrten und alle Absolvent_innen auf ihren beruflichen Wegen und in allen Herausforderungen des Lebens Kraft aus dem Glauben schöpfen mögen.

Mit alledem kam der Gottesdienst an sein Ende – und unter dem Segen Gottes, so der Wunsch des Zelebranten am Schluss der festlichen Eucharistiefeier, möge nun das Frucht tragen, was in den vergangenen drei Jahren an Gedanken, Ideen und Motivationen gewachsen und für die Absolventinnen und Absolventen von Bedeutung geworden ist. Und noch einmal erklang leise, hinter den Masken – und fast ein wenig melancholisch – das Pauluslied, das die jetzt „Ehemaligen“ mit den aktuell im Pauluskolleg Wohnenden verbindet.

 

Prof. Dr. Wilhelm Tolksdorf

2021 Theologie Paderborn Nachbericht
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