„Ins Blaue“ – Verabschiedung von Professor Rainer Krockauer (Aachen)
Beim Festakt am 27. Mai an der Abteilung Aachen wurde ihm von verschiedener Seite für seine langjährige Tätigkeit (von 1995-2024) gedankt und sein vielfältiges Engagement in und außerhalb der Hochschule gewürdigt. Dazu zählten das Amt des Dekans (1999-2003), die Leitung der Masterstudiengänge Kooperationsmanagement (2005-2011) und Ehe-, Familien- und Lebensberatung (2012-2024), sowie seine Mitwirkung in zahlreichen Praxis- und Transferprojekten und eine umfangreiche Forschungs- und Publikationstätigkeit.
Viele aktive und ehemalige Kolleg_innen der katho-Standorte und externer Universitäten, Studierende, sowie berufliche Weggefährt_innen, Praxisvertreter_innen und Kooperationspartner_innen fanden sich zu der Feierstunde in der Aula ein, die unter dem von R. Krockauer gesetzten Motto „Ins Blaue“ stand.
In seiner Eröffnungsrede hob der Dekan am Standort Aachen, Prof. Dr. Martin Spetsmann-Kunkel, die vielfältigen Verdienste R. Krockauers für den Fachbereich hervor, zu deren Profilierung als „Hochschule für Soziale Arbeit“ Krockauer schon früh als Dekan beigetragen habe. In den unterschiedlichsten Studiengängen des Fachbereichs, auch in seiner langjährigen Tätigkeit als Aachener Vertreter in der zentralen Berufungskommission habe er Spuren hinterlassen, nicht zuletzt durch profilierte Lehr- und Forschungsschwerpunkte wie Spiritual Care und Seelsorge oder Zeitzeugenarbeit (in Verbindung mit Gedenkstätten-Exkursionen). Er sei „über die Jahrzehnte hinweg ein engagierter und ebenso anerkannter wie auch beliebter Lehrender für Fragen und Themen der Theologie und Ethik gewesen, der so manche Studierende nachhaltig geprägt haben wird.“
In seiner persönlich gehaltenen Rede fügte M. Spetsmann-Kunkel an, dass er gerne an ein mit R. Krockauer gemeinsam durchgeführtes Seminar zum Thema „Fußball und Soziale Arbeit“ zurückdenke, wo er ihn „als einen den Studierenden zugewandten Lehrenden erlebt hatte, der inspirierend für die Themen begeistern konnte.“
Im Anschluss daran stellte die Rektorin der katho, Prof.in Dr.in Barbara Schermeier-Stöckl, den beruflichen Werdegang R. Krockauers vom pastoralen Dienst in die Hochschule und seine zahlreichen Veröffentlichungen, z.B. zum Thema Asyl und Migration, heraus. Danach reflektierte der Kanzler, Bernward Robrecht, in einer gleichfalls persönlichen Rede anhand von tiefsinnigen Anekdoten die lebendige gemeinsame Geschichte von Arbeitsprojekten, Studienexkursionen und persönlichen Begegnungen. Als unmittelbarer Aachener Fachkollege warf danach Prof. Dr. Joachim Söder einen philosophischen Blick auf die Pastoraltheologie und auf die langjährige, gelungene Kooperation zwischen den beiden benachbarten Lehrgebietsvertretern, die sich u.a. in der erfolgreichen Koordination von Lehrveranstaltungen und Projekten niederschlug.
Auf inhaltliche Schwerpunkte und Merkmale der Publikations- und Forschungstätigkeit des Pastoraltheologen Krockauer ging schließlich Prof. Dr. Michael Schüssler, Lehrstuhlinhaber für Praktische Theologie an der Universität Tübingen, als kollegialer Weggefährte ein. Über Jahrzehnte hinweg habe dieser das Profil der Theologie im Kontext der Sozialen Arbeit herausgearbeitet und innerhalb der Konferenz der deutschsprachigen Pastoraltheologie vertreten. „Theologie in und zwischen den Orten und Aufgaben Sozialer Arbeit zu entdecken“ sei zentrales Kennzeichen seiner theologischen Herangehensweise, die R. Krockauer selbst als ein „explorativ-experimentelles Laboratorium“ beschrieben hat. Das zeige, auf welch originelle Weise er Kernanliegen und zentrale Inhalte einer christlichen Theologie innovativ gedacht und kreativ zur Sprache gebracht habe. So gesehen sei R. Krockauers Wirken „in einem gewissen Sinne immer schon Avantgarde“ für eine Pastoraltheologie der Gegenwart gewesen, resümierte M. Schüßler.
In seiner Abschiedsrede („Ins Blaue“) dankte schließlich Rainer Krockauer zunächst für die inspirierenden Begegnungen, die vielfältigen Kooperationen und den interdisziplinären Austausch mit den unterschiedlichen Kolleg_innen. Zu seinem Ausstieg aus dem Erwerbsleben, den er als eine Schwellensituation umschrieb, entfaltete er persönliche Gedanken, insbesondere zu dem bevorstehenden Schritt, „ins Blaue hinein, sprich ins radikal Offene und Provisorische“. Für das Gelingen dieses Schrittes seien für ihn zwei Stichworte bedeutsam, die stets auch Grundthema seiner Lehrtätigkeit gewesen sind: Kontemplation und Freiheit. Die kontemplative Haltung des Innehaltens und der achtsamen Ruhe schenkt Raum für die Entdeckung der Freiheit und trägt dazu bei, sich der Verfügbarkeit und permanenten Erreichbarkeit entziehen zu können. Ebenso verbindet sich damit die Freiheit, den eigenen Träumen und Utopien weiterhin folgen zu können. Mit dieser Haltung trete er dankbar, kraftvoll, zuversichtlich und neugierig ins Offene des neuen Lebensabschnitts, inspiriert von einer Sentenz Peter Handkes: „Wer sagt denn, dass die Welt schon entdeckt ist?“
Zu der positiven Grundstimmung, die schließlich bei Apéro und Häppchen in der Aula und im Innenhof der katho ausklang, trug auch die meditativ-frohe musikalische Umrahmung durch den Gitarristen und ehemaligen Studenten Bernhard Gerards bei. So rundete sich die Feststunde zu einem heiteren Fest, bei dem nicht nur Erinnerungen und vergangene Zeiten auflebten, sondern auch die Gegenwart mit dem Blick ins Blaue weiterhin heitere Aussichten versprach.