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Mehr als „nur“ ein Dozent: Trauer um Prof. Dr. Johannes Demmer

Die katho trauert um Prof. Dr. Johannes Demmer, der am 29. April 2023 im Alter von 80 Jahren verstorben ist. An der Abteilung Münster lehrte er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2008 Recht – und war doch mehr als „nur“ Dozent.

Prof. Dr. Johannes Demmer (+ 29.04.2023)

Am Ende wirst Du nicht gefragt, wie gerecht Du gewesen bist, sondern wie barmherzig. 

(Abschiedsworte von Johannes Demmer bei seiner Emeritierung vor 15 Jahren)


Mit dem Tode von Johannes Demmer hat die Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen eine herausragende Persönlichkeit verloren. Seine Herzenswärme und seine tiefe Gläubigkeit waren beeindruckend und vorbildhaft. Wer ihn etwas näher kannte, wurde zu einem Besuch in seinen Heimatort Neviges eingeladen. Jede Fahrt nach Neviges war mit einem Besuch des Gnadenbilds der Unbefleckten Empfängnis verbunden, das seit 1681 in Neviges verehrt wird und heute in der von Gottfried Böhm erbauten Wallfahrtskirche „Maria Königin des Friedens“ ausgestellt wird. Die Nevigeser Wallfahrtstätten waren ihm Zeit Lebens ein besonderes Anliegen; er hat sich um die Restauration der Pilgerstätten (zum Beispiel den Marienberg) große Verdienste erworben – ein maßgeblicher Grund, weshalb ihm der päpstliche Silvesterorden verliehen wurde.

Johannes Demmer hat während seiner Zeit an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen in Münster (bis 2008) viele studentische Jahrgänge im Rahmen seiner Lehrveranstaltungen zum Kinder- und Jugendhilferecht, Strafrecht und Jugendstrafrecht sowie zu Problemen von Logik und Methodik tief geprägt. Bei den Studentinnen und Studenten war er beliebt. Dies lag nicht nur an seiner humorvollen, ausgleichenden, einnehmenden Art, sondern vor allem auch daran, dass er aufgrund seines profunden, aus der täglichen anwaltlichen Praxis heraus erworbenen Wissens die Studentinnen und Studenten für das oft ungeliebte Fach „Recht“ begeistern konnte.

In Erinnerung bleiben den Studierenden und Kollegen außerdem die Studienfahrten nach Wien und Rom, wo Johannes Demmer als historisch, kulturell und kirchlich äußerst kundiger Reiseleiter erlebt werden konnte. Ebenso unvergesslich ist seine Rezitation des Gedichts „Ladislaus und Annabella“ von James Krüss beim alljährlichen weihnachtlichen Kulturabend. Kein Kulturabend ohne „Ladislaus und Annabella“!

Seine fortlaufende, bis 2015 ausgeübte anwaltliche Tätigkeit und der damit verbundene ständige Praxisbezug, der sich beispielsweise auch in seiner 16-jährigen Tätigkeit im Vorstand der Verwaltungsberufsgenossenschaft widerspiegelt, waren die entscheidende Grundlage seiner Lehrtätigkeit. Er war Ausbilder im Bereich des juristischen Referendariats und Prüfer im zweiten juristischen Staatsexamen beim Landesjustizprüfungsamt in Düsseldorf. Für sein gesellschaftliches Engagement wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Von den vielen Facetten seiner Persönlichkeit sollte nicht unerwähnt bleiben, dass er auch eine ausgeprägte philosophische Neigung hatte. Johannes Demmer war Autor von zwei Theaterstücken, die er selbst zur Uraufführung brachte und in denen er alte griechische Tragödienstoffe in die Neuzeit übersetzte:

  • Iphigenie, ein Schauspiel über jugendliche Unbedingtheit und die Selbstbestimmung des Menschen,
  • Hämon und Antigone – der Traum vom Menschen, das von einer Antigone handelt, die erkennt und spürt, was gut und richtig ist
  • und die Abhandlung Die Gefährdung der individuellen Freiheit heute oder der Traum vom Menschen, ein Thema, mit dem sich Demmer schon im Vorwort seiner Dissertation 1974 später 1997 im Rahmen seiner Antrittsvorlesung an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen in Münster beschäftigte.

Seine Abhandlung Die Gefährdung der individuellen Freiheit heute oder der Traum vom Menschen endet mit den Worten:

„Was bleibt, ist der Traum vom Menschen, eines Menschen, dessen Autonomie, dessen Gewissen ihn befähigt, das Unmögliche in Kenntnis der Unmöglichkeit zu wollen, der im Anblick des Todes zwar nicht sagen kann: ‚Ich habe Heiliges heilig gehalten‘, aber doch: ‚Ich habe es versucht‘.“

 

Prof. Dr. Hans Hobelsberger (Rektor)

Bernward Robrecht (Kanzler)

Prof.in Dr.in Barbara Ortland (für die Abteilung Münster)

Prof. Dr. Jost Hüttenbrink, Prof. Dr. Christopher Beermann und Prof.in Dr.in Andrea Tafferner  (für die Kolleg_innen der Abteilung Münster)

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