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Mit „geistigem Hunger“, Neugier und hoher Motivation

Die katho trauert um Prof. Dr. Veronica Kircher, emeritierte Professorin für Psychologie am Standort Münster, die am 11. Dezember 2021 im gesegneten Alter von 92 Jahren in Münster verstorben ist. Als langjährige Professorin für Psychologie hat sie in der Hochschule und in der sozial- und heilpädagogischen Praxis Maßstäbe gesetzt.

Prof. Dr. Veronica Kircher verstarb am 11. Dezember 2021 im Alter von 92 Jahren in Münster.

Als 30-jährige promovierte Philosophin und Diplom-Heilpädagogin kam Veronica Kircher 1959 von Zürich nach Münster an die Westfälische Wohlfahrtsschule, die schon bald in die Höhere Fachschule für Sozialarbeit umgewandelt wurde. Daraus wurde 1971 die Katholische Fachhochschule (KFH NW) und Veronica Kircher war eine ihrer ersten Professorinnen. Sie zählte nicht nur zu den ersten Lehrenden, sondern zu jenen, die zunächst Ausbildungskonzepte und Lehrinhalte entwickeln mussten. Sie bezeichnete diese Jahre als eine Zeit, in der mit Neugier und hoher Motivation „theoretisches Wissen, das in der Praxis umsetzbar war“, erarbeitet und vermittelt wurde. „Methodenlehre Sozialer Arbeit“ war ihr erstes Lehrgebiet, das sie insbesondere um die Tiefenpsychologie, die Supervision und um Fragen zur spirituellen Dimension von Sozialer Arbeit erweiterte. 1993 wurde sie in den Ruhestand verabschiedet.

Geboren in London als Tochter einer Pianistin und eines der angesehensten deutschen Journalisten wächst Veronica Kircher in Berlin, Rom, Südtirol und in der Schweiz auf. Mit 17 Jahren konvertiert sie vom protestantischen zum katholischen Glauben. Während ihres Studiums in Fribourg schließt sie sich einer dominikanischen Laien-Gemeinschaft an. Ein „geistiger Hunger“ treibt sie an. „Außerdem hatte ich, glaube ich, seit jeher ein intuitives Gespür für die Präsenz des Heiligen in unserer irdischen Welt“, schreibt sie 2016 in ihrem Buch „Erinnerungen aus meinem Leben“.

In Münster initiiert sie 1966 den ersten heilpädagogischen Hort. „Entstanden war er, um Kindern, die wegen ihrer emotionalen Störungen und Verhaltensauffälligkeiten in ihrem Umfeld nicht zurechtkamen, die Herausnahme aus der Familie und die Heimunterbringung zu ersparen.“

In den 1970er bis 1990er Jahren wird Veronica Kircher eine der wichtigsten Expertinnen für die Schwangerschaftskonfliktberatung in katholischer Trägerschaft. Wieder entwirft sie nicht nur Beratungskonzepte, sondern auch die Ausbildungskonzepte. Ihr Einsatz gilt „einer menschenfreundlichen, frauenfreundlichen, kinderfreundlichen Welt“. Bestürzt muss sie 1999/2000 zur Kenntnis nehmen, dass die Katholische Kirche aus der Konfliktberatung aussteigt. Sie findet deutliche Worte zur Diskrepanz zwischen der offiziellen kirchlichen Lehre und der Lebenswirklichkeit der Betroffenen.

In den Jahren ihres Ruhestands wird das Singen und die Musik das Wichtigste für sie. Sie entdeckt in ihrem Großvater mütterlicherseits einen zu Unrecht vergessenen Komponisten und gründet im Jahr 2009 die Anton Urspruch-Gesellschaft, die sich der Wiederentdeckung der Werke ihres Großvaters widmet. Mit ihrem Freundeskreis teilt sie ihre Sorgen zur ökologischen Krise, zum Rechtspopulismus und nicht zuletzt zur Lage der Katholischen Kirche.

Veronica Kircher hat mit großem Respekt auf die sozialarbeiterische und heilpädagogische Tätigkeit geschaut. Ihr Anliegen war es, „die Studierenden so vorzubereiten, dass sie nicht nur professionell, sondern auch menschlich den hohen Anforderungen des Berufs gewachsen sein würden“.

Wir gedenken ihrer mit Hochachtung und Dankbarkeit.
 

Rektor Prof. Dr. Hans Hobelsberger
Kanzler Bernward Robrecht
Prof. Dr. Andrea Tafferner (katho am Standort Münster)

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