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Studie belegt: Ungenügende Ausbildung von Fachkräften in der Suchthilfe

Zum weltweiten Anti-Drogentag am 26. Juni fordert Prof. Dr. Ulrich Frischknecht, dass die Bundesregierung mehr Geld in die Ausbildung der Behandler_innen suchtbedingter Störungen investiert. Denn eine aktuelle Studie zeigt, dass Fachkräfte in der Suchthilfe nur schlecht im erfolgversprechenden Beratungsansatz „Motivierende Gesprächsführung“ (MI) geschult sind.

Sehr viele EU-Behandlungsleitlinien empfehlen die sogenannte „Motivierende Gesprächsführung“ (engl. Motivational Interviewing / MI) als wirksame Methode zur Behandlung von suchtbedingten Störungen – allerdings fehlt vielen Suchthilfe-Fachkräften in Deutschland das dafür erforderliche Ausbildungsniveau. Das zeigt eine aktuelle Studie, die Prof. Dr. Ulrich Frischknecht mit zwei Studierenden des Masterstudiengangs Suchthilfe/-therapie der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen (katho) und Forschenden der Universität van Amsterdam durchführte und die jetzt im renommierten Fachmagazin „European Addiction Research“ erschienen ist.

In einer quantitativen, anonymen Querschnittsbefragung wurden 262 Fachkräfte aus dem Suchthilfesystem zu ihrer Ausbildung in Motivational Interviewing, ihrem Wissensstand, der Motivation ihrer Klienten und der Anwendung von MI in der Praxis befragt. Im Ergebnis gab nur etwa die Hälfte der befragten Fachkräfte (55 Prozent) an, mindestens einen Tag an einer MI-Schulung teilgenommen zu haben. 64 Prozent von ihnen fühlten sich damit für ihren Aufgabenbereich ausreichend geschult. Nur 31 Prozent aller Befragten bejahten, dass in ihrer Einrichtung entsprechende Fortbildungen, Qualitätszirkel, Trainingskurse oder Ähnliches eingerichtet wurden.
 

Budgets werden von Verwaltungsfortbildungen zu Gesetzesreformen aufgefressen

Frischknecht sieht darin eine seit Jahren vernachlässigte Fortbildungskultur in der deutschen Suchthilfe: „Die Fortbildungsbudgets in Einrichtungen der Suchthilfe werden meist bereits durch infrastrukturell notwendige Verwaltungsfortbildungen aufgrund sich ändernder Gesetzgebungen aufgefressen“, sagt er. Da verwundere es nicht, dass Fortbildung im für die Suchthilfe so grundlegenden Bereich wie Motivationsarbeit zurückbliebe.

Frischknechts Forderung: Die Finanzierung der Suchthilfestruktur soll beim Infrastruktur-Paket der Bundesregierung in Höhe von 500 Milliarden Euro berücksichtigt werden. „Wenn wir uns die wirtschaftlichen Folgekosten in Deutschland allein von den Suchtmitteln Tabak und Alkohol mit über 100 Milliarden Euro pro Jahr anschauen, wäre dies vermutlich eine extrem kosteneffiziente Investition“, findet der Suchthilfe-Experte, „ganz zu schweigen von dem Leid der Betroffenen und ihrer Angehörigen.“

Die „Motivierende Gesprächsführung“ ist ein klientenzentrierter, aber direktiver Beratungsansatz mit dem Ziel, intrinsische Motivation zur Verhaltensänderung aufzubauen. Die Motivation soll durch Explorieren und Auflösen von Ambivalenz erreicht werden. Das Konzept wurde in den 1980er Jahren von William Miller und Stephen Rollnick zur Beratung für Menschen mit Suchtproblemen entwickelt.

 

Prof. Dr. Ulrich Frischknecht

Kontakt für inhaltliche Fragen

Prof. Dr. Ulrich Frischknecht

Professur für Sucht und Persönlichkeitspsychologie

Köln, Sozialwesen

Katja Brittig

Pressekontakt

Katja Brittig

Referentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Köln, Dezernat VI - Akademische Angelegenheiten

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