SUBSEX – Lust und Rausch: Kontext von Substanzkonsum und Sexualität
Projektsteckbrief
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Laufzeit | 01.03.2019 – 31.01.2022 |
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Projektbeschreibung
Basierend auf den Ergebnissen vorhergehender Forschungen soll im Rahmen dieses Projektes ermittelt werden, ob sexualisierter Substanzkonsum ein relevantes Thema für Therapeut_innen und Patient_innen in der Suchtrehabilitation darstellt.
Die Studie basiert auf einem sequenziellen Mixed-Methods-Ansatz. Hierzu wurden einen ersten Erhebungsschritt n = 30 Suchttherapeut_innen zu ihren Erfahrungen im Umgang mit dem Themenkomplex Substanzkonsum und Sexualität interviewt. Das Ziel ist hier, die Beratungs- und Therapiepraxis im Bezug auf die Diagnostik, Beratung und Behandlung in der Dynamik von Substanzkonsum und Sexualität darzustellen und ggf. bestehende Konflikte und Bedarfe sowie Beispiele gelingender Praxis abzubilden. In einem nächsten Schritt wurden n = 490 Patient_innen mit problematischen Alkohol-, Medikamenten- oder Drogenkonsum, in 10 ambulanten und stationären Suchthilfeeinrichtungen mit dem Ziel durchgeführt, die Kontexte und Konsummotive von legalen und illegalen Suchtmitteln im Zusammenhang der Sexualität umfänglich abzubilden. Hierzu wurden Daten u.a. zu den folgenden Themenkomplexen erhoben:
- Soziodemographische Daten
- Beziehungs- und familiäre Situation
- Sexualanamnese (sexuelle Identität, sexuelle Entwicklung, sexuelle Aktivität etc.)
- Sexuelle Konflikte und Störungen
- Angaben zur Substanzabhängigkeit und komorbiden Störungsbildern
- Traumatische Erfahrungen (insbesondere sexueller Missbrauch)
- Substanzkonsum in sexuellen Settings
- Bei Konsum in sexuellen Settings: Konsummotive und Konsumkontexte
- Beratungs- oder Behandlungsbedarf im Bereich Sexualität und Substanzkonsum
Erste Ergebnisse der quantitativen Erhebung wurden auf der 11th European Society for Prevention Research Conference und dem 10. Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongress vorgestellt. So gaben 57 Prozent der befragten Patient_innen an, öfters oder sehr oft gezielt zum oder beim Sex, Drogen konsumiert haben. Dies betrifft sowohl Frauen als auch Männer. 17 Prozent der Patient_innen bewerten sexuelle Situationen mit einem erhöhten Rückfallrisiko des Substanzkonsums und 38 Prozent wünschen sich, dass das Thema „Sexualität" Gegenstand der Suchttherapie sein sollte. Gleichzeitig berichten 48 Prozent der befragten Patient_innen, dass über Sexualität nie und 35 Prozent, dass nur wenig über Sexualität gesprochen wird. Diese Einschätzung bestätigt sich aus den Einzelinterviews mit den Therapeut_innen: Aus deren Sicht bestehen Hemmschwellen, über Sexualität zu sprechen, und es fehlt an Konzepten und Techniken, wie dieser sehr sensibel Themenkomplex adäquat in der Suchttherapie besprochen und bearbeitet werden kann.
In einem letzten Untersuchungsschritt werden die Ergebnisse der quantitativen Erhebung in Fokusgruppen mit den zuvor befragten Suchttherapeut_innen diskutiert und Implikationen für eine Optimierung der Suchtberatung und Suchttherapie abgeleitet.
Weitere Analysen werden bis Anfang 2022 vorliegen und veröffentlicht.