14. Forum an der Piusallee diskutiert über Generationengerechtigkeit
Ginge es nach dem Gastreferenten Dr. Johannes Müller-Salo von der Leibniz Universität Hannover, so müssten die zahlreichen Fragen der Generationengerechtigkeit einen viel größeren Raum einnehmen, als sie das bislang tun. Unter dem Titel „Der kalte Konflikt der Generationen. Über ökologische und soziale Fragen konstruktiv streiten“ beschrieb Müller-Salo drei Dimensionen des Konflikts. Die materielle Dimension lässt sich beispielhaft am Bundeszuschuss zur gesetzlichen Rentenversicherung aufzeigen: Im Jahr 2026 wird er bereits 22,5 Prozent des Bundesetats ausmachen. Die zweite Konfliktdimension betrifft das Vertrauen in demokratische Strukturen. Und die dritte, mentale Dimension zeigt sich z.B. in repräsentativen Umfragen, in denen 75 Prozent der 16 bis 25-Jährigen der Aussage zustimmen, dass die Zukunft beängstigend sei. „Wo ein Konflikt existiert, hilft nur sein Austragen“, so Müller-Salo. Dazu brauche es Begegnungsorte und Aushandlungen zwischen den Generationen, die im privaten Raum bei generationenübergreifenden Gesprächen am Küchentisch genauso wichtig sind wie in politischen Instrumenten eines Nationalen Jugendrates, dessen Einrichtung Müller-Salo vorschlägt, oder eines neuen Lastenausgleichs zwischen den Generationen.
Bei der anschließenden Podiumsdiskussion mit den Studierenden Fredericke Onu, Maximilian Siemer und Lasse Mersmeyer sowie den beiden Moderatoren des Forums, Professorin Ursula Tölle und Professor Sebastian Laukötter, ging es um die Frage nach Möglichkeiten, auf die enormen Zukunftsherausforderungen zu reagieren und das Gespräch zwischen den Generationen zu befördern. Auch die Protestaktionen der Letzten Generation und die beängstigende Zunahme von Rechtsextremismus und Rechtspopulismus rückten ins Zentrum der Diskussion. „Wir sollten uns dagegen wehren, dass dieser Protest kriminalisiert wird. Wir stehen am Beginn einer Zeit, wo sich die Konflikte verschärfen“, mahnte Müller-Salo. Es sei weder angemessen noch klug, die Aktionen der Letzten Generation in der Sprache von Terrorismus, polizeilichen Razzien und Präventivgewahrsam zu behandeln. Denn: „Jetzt setzen wir den Ton für die Auseinandersetzungen“, gab der Referent den jüngeren und älteren Teilnehmenden mit auf den Weg.
Text: Prof. Dr. Andrea Tafferner
Fotos: Prof. Dr. Felix Nuss
Prof. Dr. Ursula Tölle
Professorin
Münster, Sozialwesen
Prof. Dr. Sebastian Laukötter
Professor für Philosophie mit dem Schwerpunkt Ethik
Münster, Sozialwesen