Ageism: Noch zu jung, schon zu alt?
Der Fachtag fand als Kooperation des Instituts für angewandte Bildungs- und Diversitätsforschung (IBuD), der Transferagentur der katho sowie des Instituts für Forschung und Transfer in Kindheit und Familie (foki) statt. Er thematisierte altersbezogene Diskriminierung, das so genannte Ageism, das insbesondere Menschen am Rande ihrer Lebensbiographie erfahren, und fokussierte dabei Formen von sprachlicher Diskriminierung.
Wo liegen die Ursachen für Ageism? Wann enden und beginnen die Lebensphasen der altersbedingten sprachlichen Diskriminierung? Was kann Soziale Arbeit tun, um Kinder und ältere Menschen zu schützen? Und wie gelingt es, nicht altersdiskriminierend zu sprechen?
Rund 50 interessierte Zuhörer_innen, Studierende und Angehörige der Hochschule, Praktiker_innen der Sozialen Arbeit, der Pflege sowie der Kinder- und Jugendhilfe und Menschen, die ihre eigenen Diskriminierungserfahrungen teilen und einordnen wollten, waren dem digitalen Fachtag zugeschaltet. Nach der Begrüßung durch die Veranstalter_innen Prof.in Dr.in Marion Gerards, Gleichstellungsbeauftragte der katho, Abt. Aachen und Leiterin des IBuD, sowie Karin Henshen, Referentin für Transfer- und Netzwerkmanagement der Transferagentur der katho sowie des IBuD, führte Prof.in Dr.in Gerards in die Thematik ein. Sie betonte die Macht der Sprache, Menschen zu diskriminieren und Menschen auszuschließen.
Den einleitenden Worten folgte ein Vortrag von Prof. Dr. Michael Obermaier, Leiter des foki und Professor für Erziehungswissenschaft an der katho, mit dem Titel „Kinderrechte und die Überwindung von Adultismus – Ein kritisches Zwischenfazit“. Darin stellte er die Frage, wie es um die strukturelle Verankerung von Möglichkeiten zur demokratischen Teilhabe von Kindern steht, und belegte seine wissenschaftliche Erklärung unter anderem mit einem Einblick in kommunale Strukturen. Nur 0,8% aller Gemeinden in Deutschland waren im Jahr 2020 Siegle zertifizierte „kinderfreundliche Kommunen“ – darunter Köln als einzige Millionenstadt. Über die Folgen von Adultismus und die daraus resultierenden Folgen für Demokratiebildung und Humanität für die nachfolgenden Generationen aus der Perspektive der Praxis hätte auch gern Frau Anica Latzer-Schulte, Koordinatorin der kinderfreundlichen Kommune Köln vom Amt für Kinder, Jugend und Familie der Stadt Köln, berichtet, die aber leider krankheitsbedingt nicht teilnehmen konnte. Somit übernahm direkt Prof. Dr. Dominik Farrenberg, Prodekan der katho am Standort Aachen und Professor für Theorien und Konzepte Sozialer Arbeit, das Wort mit seinem Vortrag „Über Kinder reden. Imperative, evaluative und objektivierende Adressierungen unter Anwesenden“. Darin nahm er das Sprechen über Kinder in den Fokus. Mit Ergebnissen aus seiner Dissertation veranschaulichte er Diskriminierungserfahrungen und Alltagssituationen von Kindern sowie das machtvolle Regieren in Kindergartenkontexten.
Nach dem Blick auf die Kindheit wurde die sprachliche Diskriminierung am anderen Ende der Lebensbiografie untersucht. Den Anfang machte Prof.in Dr.in Grit Höppner, Gleichstellungsbeauftragte der katho am Standort Münster und Professorin für Theorien und Konzepte Sozialer Arbeit, mit ihrem Vortrag „Für Dein Alter siehst Du gut aus! – Altersdiskriminierung durch Sprache“. Es wurden verschiedene Altersbilder vorgestellt sowie die Besonderheiten von Altersdiskriminierung im Vergleich zu anderen Diskriminierungsformen herausgearbeitet. Die Professorin benannte neben weiteren den Aspekt der potenziellen Betroffenheit eines jeden Menschen (da ja jeder altert) sowie die deutlich weniger stark ausgeprägte Politisierung im Vergleich zu anderen Diskriminierungsformen. Untermauert wurde die wissenschaftliche Expertise durch die praktischen Erfahrungsberichte von Andreas Pieper, Sachgebietsleiter des Amtes für Soziales, Wohnen und Pflege, Senioren- und Behindertenangelegenheiten der Stadt Hamm, der betonte, wie alltäglich sprachliche Diskriminierung im Alter ist, wie wenig Aufmerksamkeit dem Thema geschenkt wird und welchen dringenden Handlungsbedarf er sieht.
Im Anschluss an die eindrucksvollen Vorträge wurde in einer Podiumsrunde mit den Expert_innen das Plenum eingeladen, Fragen zu stellen und eigene Erfahrungen und Gedanken zu teilen. Der rege Austausch konnte im Anschluss noch an so genannten „virtuellen Stehtischen“ in kleinen Untergruppen weitergeführt werden. Dieses Angebot wurde rege genutzt und vervollständigte so die gelungene Veranstaltung.