Auf der Suche nach Innovationen in und für Pastoral – Exkursion in das Bistum Magdeburg
Im Rahmen dieses Moduls besuchten Ende März rund 20 Studierende und Lehrende des Paderborner Fachbereichs Theologie das Bistum Magdeburg, in dem unter 2.600.000 Einwohnern nur 75.000 Katholiken leben. „Mit drei Prozent der Gesamtbevölkerung sind wir Katholiken hier eine absolute Minderheit, ja fast schon Exoten“, erklärt Daniel Richter von der Arbeitsstelle für Jugendpastoral im Bistum Magdeburg und einer der zahlreichen Gesprächspartner_innen während der dreitägigen Exkursion. Auf Initiative von Prof. Dr. Ulrich Feeser-Lichterfeld hatte eine bunt gemischte Planungsgruppe ein abwechslungsreiches und dichtes Programm vorbereitet: Allen voran Markus Konkolewski, Leiter des Bereichs Kommunikation, Steuerung und Organisationsentwicklung im Ordinariat des Bistums Magdeburg, und Bernd Seifert, ebendort Referent für Personaleinsatzplanung und Personalentwicklung, hatten mit feinem Gespür Orte und Menschen rings um das Kloster Helfta in den Städten Eisleben, Weißenfels und Halle (Saale) ausgewählt, die den Studierenden, von denen einige bislang noch nicht in diesem Teil Deutschlands gewesen waren, eine eindrucksvolle Vorstellung vom Leben und Glauben in der Diaspora vermitteln konnten. Monsignore Andreas Kurte, Domkapitular am Paderborner Dom und Pfarrer in Brakel, der seit 40 Jahren Kontakte nach Magdeburg pflegt, begleitete und unterstützte die Exkursion und den Transfer in die Realitäten anderer Diözesen mit seinen vielfältigen Erfahrungen aus Personal- und Pastoralentwicklung. Hochschulseitig waren auch die Lehrkraft für besondere Aufgaben, Jennifer Jung sowie Matthias Hartl als ehemaliger Mitarbeiter im Transfernetzwerk „Soziale Innovation“ dabei. Die beiden hatten die Reiseleitung anstelle von Ulrich Feeser-Lichterfeld, der wegen eines Trauerfalls nicht mitreisen konnte, übernommen. Finanziell ermöglicht wurde die Exkursion vor allem durch eine großzügige Förderung des in Paderborn ansässigen Bonifatiuswerks, das in der Reise gerade wegen ihrer Thematik der Verknüpfung von Diasporasituation und Pastoralinnovationen ein förderwürdiges Projekt erkannte.
Die Studierenden zeigten sich von ganz unterschiedlichen Exkursionserfahrungen beeindruckt: der Paketshop im Kloster, der die dort wirkenden Schwestern ganz unaufdringlich im Alltag der Menschen sichtbar sein lässt; das ökumenisch genutzte Taufbecken in der Petrikirche in Eisleben, in der auch Martin Luther getauft wurde; die immer wieder spürbar gewordene Absichts- (aber nicht Ziel-)losigkeit der Pastoralakteur_innen, die zum Beispiel Jugendliche im Prozess des Erwachsenenwerdens unterstützen, sie dabei aber keineswegs kirchlich vereinnahmen wollen; die sympathische Demut, mit der Katholik_innen als schöpferische Minderheit in einem säkularen Umfeld (mit-)wirken wollen. Vielen wird die Begegnung mit Martin Papke in Erinnerung bleiben: Seit August 2022 Oberbürgermeister der Stadt Weißenfels, hat er zuvor selbst in Paderborn Theologie studiert und als Gemeindereferent u.a. in der JugendCityPastoral in Weißenfels für das Bistum Magdeburg gewirkt. Mit seinem Wechsel in die Politik, so betonte Papke, ging keinesfalls sein pastorales Engagement zu Ende, sondern er weitete „nur“ dessen Bezugsrahmen. Vielen schienen auch nach den Begegnungen mit Gemeindeleitungsteams aus Sangerhausen und der Pfarrei St. Franziskus in Halle die dort praktizierten kooperativen Leitungsmodelle innovativ. Und wieder andere nahmen sich das konsequent ökumenisch ausgerichtete Projekt der Lebenswendefeiern in Halle zur Anregung, künftig auch in ihren beruflichen Handlungsfeldern Übersetzerinnen und Übersetzer des Evangeliums für Menschen zu sein, die hergebrachte christlich-kirchliche Selbstverständlichkeiten nicht kennen. So konnten alle Teilnehmenden dieser Exkursion auf je eigene Weise in die „Glaskugel“ zukünftiger Pastoral schauen und kurz vor dem Endspurt ihres Bachelorstudiums Inspirationen für ihren weiteren beruflichen Weg finden.