Aufholen nach Corona – katho-Studierende begleiten Aachener Grundschulkinder
"Die Pandemie hat den sozialen Austausch der Kinder untereinander in den Grundschulen zu kurz kommen lassen. Sich in kleinen Gruppen treffen, gemeinsame Erfahrungen und Erlebnisse machen, sind wichtige Lerngrundlagen", zieht Prof.'in Dr. Silvia Hamacher von der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen (katho) in Aachen Bilanz.
Gemeinsam mit Karin Jazra (Innovation-Lab Aachen) hat die Professorin ein Konzept entwickelt und initiiert, das ein besonderes Augenmerk auf Grundschüler_innen während der Pandemie legt.
Erster Durchlauf mit Aachener Modellschule
Die Städtische Gemeinschaftsgrundschule Richterich/Horbach darf als Modellschule auf den Abschluss eines erfolgreichen ersten Durchlaufs des Projekts "Stärken stärken – Schwächen schwächen" zurückblicken. Acht Wochen lang wurden Grundschüler_innen in vier altersgemischten Gruppen intensiv pädagogisch begleitet.
Das Homeschooling in Zeiten von Corona hat wesentliche soziale und gruppendynamische Lernerfahrungen in der Peergroup unmöglich gemacht. Ungleiche Lernvoraussetzungen während der Pandemie lassen nun ein sehr heterogenes Bild bei den Kindern erkennen. Deutlich wird, dass bei vielen Kindern ein Defizit in grundlegenden, z. B. sozialen Fähigkeiten vorliegt. Die Entwicklung von basalen Fähigkeiten wie Lernstrategien, Kontakt- und Kommunikationsfähigkeit, Empathie, Konfliktfähigkeit und andere Handlungskompetenzen werden durch acht angehende Sozialpädagog_innen in den Blick genommen.
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) als Leitthema
Verknüpft mit dem Leitthema der BNE wurden in den letzten Wochen spielerisch und kreativ die Potentialentwicklung sowie wichtige Selbstwirksamkeitserfahrungen bei den Schüler_innen gefördert. Dabei ging es explizit um das außerschulische Lernen, nicht um verpasste Lehrinhalte aus dem Unterricht.
Das Projekt zeichnet sich durch die Konstellation der Gruppentrainer_innen aus, da es sich um jeweils zwei Studierende der katho im dritten Fachsemester handelt. Durch die Interaktion mit den Schüler_innen können die Studierenden ihr theoretisch erworbenes Wissen in der Praxis zum Einsatz bringen – denn auch ihnen fehlen durch die Pandemie wichtige Praxiserfahrungen. "Eine absolute Win-win-win-Situation" findet Karin Jazra – wenn man auch die Schule, die die Defizite im turbulenten Schulalltag nicht aufholen kann, zu den Gewinnern zählt. Inhaltlich und didaktisch begleitet werden die Studierenden der Sozialen Arbeit durch ein Vor- und Nach- sowie durchgängig stattfindendes Reflexionsseminar.
Förderung Extra Zeit zum Lernen des Landes NRW
Finanziert wird das Projekt durch das Land NRW, das durch das Programm "Extra Zeit zum Lernen" eine Förderung auf den Weg gebracht hat, die Projekte zur Kompensation pandemiebedingter Lerndefizite fördert. Das Jugendamt der Stadt Aachen und die katho haben in einer Kooperation die Umsetzung dieser Maßnahmen begonnen. Mit dem Programm "Extra Zeit zum Lernen" setzt das Ministerium für Schule und Bildung das "Aktionsprogramm Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche" des Bundes in Nordrhein-Westfalen um.
"Wir sind wirklich sehr froh darüber, dass unsere Schule an zwei Standorten als Modellschule etwa 40 Schüler_innen die Teilnahme an dem Projekt 'Stärken stärken- Schwächen schwächen' in Kooperation mit katho ermöglicht wurde. In den letzten Monaten wurde im Präsenzunterricht sehr deutlich, dass zwar auch Lernrückstände aufzuholen sind, aber insbesondere die sozialen Fähigkeiten unserer Schüler_innen vermehrt gefördert werden müssen. Auch die vielen positiven Rückmeldungen unserer Kinder zeigen, wie wertvoll das Projekt ist, indem es zur Steigerung des Selbstvertrauens und dem sozialen Austausch als Grundlage zum gemeinsamen Lernen in der Schule beiträgt", resümiert die kommissarische Schulleiterin Claudia von den Hoff.
Das Jugendamt der Stadt Aachen und die katho haben ab dem 01.01.22 in einer Kooperation die Umsetzung dieser Maßnahmen begonnen.
Nach einer umfassenden Auswertung wird bereits im Mai der zweite Durchlauf an vier Aachener Grundschulen starten. Dieses Mal werden sogar 80 Kinder und 16 Studierende davon profitieren. Ein wirklicher Gewinn für alle!
Das Projekt wird mit Mitteln aus dem "Aktionsprogramm Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche" des Bundes vom Ministerium für Schule und Bildung des Landes NRW und mit Mitteln der Stadt Aachen gefördert.
Das Innovation-Lab Aachen ist Teil des Transfernetzwerks Soziale Innovation – s_inn. Das Transfernetzwerk ist ein Verbundprojekt der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen und der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe und wird im Rahmen der Initiative „Innovative Hochschule“ gefördert.