CARS veröffentlicht Working Paper #004 von Matthias Küntzel
Im islamischen Antisemitismus werden die negativsten Judenbilder aus Christentum und Islam vereint. Nur hier werden die muslimischen Überlieferungen von jüdischer Schwäche und Feigheit mit der paranoiden Vorstellung von Juden als den heimlichen Herrschern der Welt verknüpft. Der nachfolgende Aufsatz untersucht zum einen die wichtigsten Dokumente des islamischen Antisemitismus – das Pamphlet Islam-Judentum (1937), Sayyid Qutbs Our Struggle With the Jews (ca. 1951) und die Charta der Hamas (1988). Er beleuchtet zum anderen die besondere Rolle, die Nazi-Deutschland und dessen arabisch-sprachige Propaganda bei der Entstehung und der Verbreitung dieser spezifischen Form von Judenhass spielte und geht auf die Folgewirkungen der antisemitischen Nazipropaganda im Nahen Osten für die Zeit nach 1945 ein. Ein besonderes Kapitel befasst sich mit der Frage, warum ausgerechnet dieser Aspekt der deutschen Geschichte bei Wissenschafter/inne/n und Politiker/inne/n hierzulande wenig Aufmerksamkeit erfährt. Abschließend werden vor dem Hintergrund neuerer Entwicklungen wie dem Abraham-Abkommen die aktuell wichtigsten Kampagnen des islamischen Antisemitismus vorgestellt.
Der Autor
Matthias Küntzel ist promovierter Politikwissenschaftler und Historiker. Von 2004 bis 2015 war er externer associate researcher beim Vidal Sassoon International Center for the Study of Antisemitism (SICSA) an der Hebrew University in Jerusalem. Seine Studie Djihad und Judenhass (Freiburg 2002) erschien in sechs Sprachen und provozierte eine lebhafte internationale Debatte über die Ursprünge des Antisemitismus in der arabischen Welt. 2009 veröffentlichte er Die Deutschen und der Iran. Geschichte und Gegenwart einer verhängnisvollen Freundschaft und 2019 die Studie Nazis und der Nahe Osten. Wie der islamische Antisemitismus entstand. 2011 ehrte die amerikanische Anti-Defamation League (ADL) sein Engagement gegen den Antisemitismus mit dem Paul Ehrlich-Günther Schwerin Menschenrechtspreis, 2022 verlieh ihm die Deutsch-Israelische Gesellschaft (AG Hannover) den Theodor-Lessing-Preis für aufklärerisches Denken und Handeln. Er ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, des Verbandes der Historiker und Historikerinnen Deutschlands und der Association for the Study of the Middle East and Africa (ASMEA).