CARS veröffentlicht Working Paper #009 von Daniel Burghardt
Der Beitrag unternimmt den Versuch, die so genannte Querdenken-Bewegung einer expliziten Antisemitismuskritik zu unterziehen. Nach einem kurzen Überblick zum Stand und Potential der empirischen Untersuchungen zur Querdenken-Bewegung werden diese im Kontext der Autoritarismusstudien der Kritischen Theorie betrachtet. Darüber wird eruiert, inwiefern der anti-autoritäre Anstrich der Proteste eine bloße Fassade darstellt und die Teilnehmer_innen als Wiedergänger_innen des autoritären Charakters gelten können.
Vor diesem Hintergrund werden schließlich fünf Begründungsmuster der Schuldumkehr beschrieben und als Formen der Selbstviktimisierung extrapoliert. Von diesem sozialpsychologischen Standpunkt aus werden Mechanismen und Funktionsweisen der individuellen und kollektiven psychischen Mehrwertgenerierung im Antisemitismus exemplarisch aufgeführt und einer Kritik unterzogen
Der Autor
Daniel Burghardt ist Professor für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Ungleichheit und soziale Bildung an der Universität Innsbruck. Seine Arbeitsschwerpunkte sind kritische Pädagogik, Erziehungs- und Bildungsphilosophie sowie Antisemitismus- und Rechtsextremismusforschung. Er ist u.a. Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE), der Gesellschaft für psychoanalytische Sozialpsychologie (GfpS) und der Initiative kritisches Gedenken Erlangen. Burghardt ist u.a. Mitautor des Buches "Vulnerabilität. Pädagogische Herausforderungen" (Stuttgart 2017) und Mitherausgeber der Schlüsselwerke der Vulnerabilitätsforschung (Wiesbaden 2019). Im Oktober 2022 erscheint der zusammen mit Moritz Krebs herausgegebene Band "Verletzungspotentiale – Kritische Studien zur Vulnerabilität im Neoliberalismus" (Gießen 2022).