CARS veröffentlicht Working Paper von Matthias Küntzel über den 7. Oktober und die Shoah
Wenige Wochen nach dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 veröffentlichten prominente Holocaust-Forscher einen „Offenen Brief über den Missbrauch der Holocaust-Erinnerung“. Darin lehnen sie alle Versuche, die Ursachen des Massakers vom 7. Oktober mit dem Holocaust in Verbindung zu bringen, als „intellektuelles und moralisches Versagen“ ab. Dieser Auffassung widerspricht der Beitrag: Er beschreibt die ideologischen, historischen und semantischen Beziehungen, die den Antisemitismus der Hamas mit dem der Nazis verbinden und zeigt, warum es falsch ist, Israel für den 7. Oktober verantwortlich zu machen. Er belegt am Beispiel Omer Bartovs, wie pauschale „Israelkritik“ den Blick auf die Geschichte und die Gegenwart des Nahostkonflikts zu trüben vermag und diskutiert mögliche Auswirkungen des Hamas-Massakers auf das zukünftige Holocaust-Gedenken.
DER AUTOR
Matthias Küntzel ist promovierter Politikwissenschaftler und Historiker. Von 2004 bis 2015 war er externer associate researcher beim Vidal Sassoon International Center for the Study of Antisemitism (SICSA) an der Hebrew University in Jerusalem. Seine Studie Djihad und Judenhass. Über den neuen antijüdischen Krieg (ça ira 2002) wurde in sechs Sprachen übersetzt. Zudem ist er u. a. Autor von Die Deutschen und der Iran. Geschichte und Gegenwart einer verhängnisvollen Freundschaft (wjs 2009) und Nazis und der Nahe Osten. Wie der islamische Antisemitismus entstand (Hentrich & Hentrich 2019) bzw. Nazis, Islamic Antisemitism and the Middle East (Routledge 2024). Er ist Träger des Paul Ehrlich-Günther K. Schwerin Menschenrechtspreises und des Theodor-Lessing-Preises.