Das CARS veröffentlicht Working Paper #018 von Günther Jikeli
Anhand von 33 Umfragen aus 15 europäischen Ländern und den USA wird die Frage untersucht, ob Antisemitismus unter Muslim:innen in westlichen Ländern besonders stark verbreitet ist. Alle Umfragen bestätigen, dass Antisemitismus unter Muslim:innen deutlich weiter verbreitet ist und oft um ein Vielfaches höher liegt als in der Gesamtbevölkerung. Demografische und sozioökonomische Faktoren können diese Unterschiede nicht erklären, wohl aber Variationen innerhalb der Gruppe der Muslim:innen. Die Zustimmungswerte zu antisemitischen Aussagen schwanken je nach Erhebungsdesign und Fragestellung, liegen aber in den meisten Erhebungen zwischen 30 und 50 Prozent.
Es ist davon auszugehen, dass für einen großen Teil der Muslim:innen, wenn auch längst nicht für alle, antisemitische Interpretationen zur Norm im sozialen Umfeld gehören. Dies birgt nicht nur ein erhöhtes Risiko der Umsetzung antisemitischer Einstellungen in Handlungen, sondern auch eine erhöhte Anfälligkeit für islamistisches Gedankengut, das Antisemitismus mit einer politisch aufgeladenen islamischen Identität verbindet.
Der Autor
Günther Jikeli Jr., Historiker und Soziologe, hat die Erna B. Rosenfeld Professur am Institute for the Study of Contemporary Antisemitism an der Indiana University in Bloomington, USA inne und leitet die dortige Forschungsgruppe „Social Media & Hate“. Er ist Associate Professor in Germanic Studies und Jüdischen Studien an der Indiana University und Autor u. a. von European Muslim Antisemitism. Why Young Urban Males Say They Don't Like Jews (Indiana University Press, Bloomington 2015).