Der Strukturwandel im Rheinischen Revier gehört allein den technischen Innovationen…?!
Die Energiewende und der damit einhergehende Ausstieg aus der Braunkohleförderung erfordern grundlegende Transformationsprozesse im Rheinischen Revier. Es gilt, das Revier in den kommenden Jahren zu einer leistungsstarken Industrie- und Innovationsregion mit Modellcharakter zu entwickeln. Bereits jetzt befindet sich das Rheinische Revier in einem umfassenden Strukturwandelprozess, der für unzählige Bürger_innen den Verlust des Arbeitsplatzes bedeutet sowie weitreichende soziale Veränderungen mit sich bringt.
Seit einem Jahr beschäftigt sich die Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen (katho) in Kooperation mit den Innovation-Labs in Köln und Aachen (beide Transfernetzwerk Soziale Innovation – s_inn) mit den Strukturwandelthemen des Rheinischen Reviers. In zahlreichen Netzwerk-, Strategie- und Konzeptionierungsgesprächen wurde der Grundstein dafür gelegt, dass die katho als Player im Strukturwandel Akzente in den Fragen nach sozialer Dimension, Partizipation und Nachhaltigkeit setzt und damit unweigerlich die übergeordneten Themen Arbeitslosigkeit und Fachkräftesicherung, Bürger_innen-Beteiligung, kommunale Vernetzung und soziale Innovationsförderung in den Blick nimmt.
Transferallianz Rheinisches Revier (TARR)
Herzstück der Aktivitäten ist die Hochschulkooperation Transferallianz Rheinisches Revier (TARR), die sich vor ca. einem Jahr formiert hat. Beteiligt sind neben der katho die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, die Technische Hochschule Köln, die Rheinische Fachhochschule Köln, die Fachhochschule Aachen sowie die Hochschule Niederrhein. Prof. Dr. Hans Hobelsberger und Prof.in Dr. Silvia Hamacher als Vertreter_innen der katho arbeiten in der Allianz in vielfältiger Form mit und wurden hier vom Innovation-Lab Aachen unterstützt. Der Beitrag der katho sind die Themenbereiche Soziales und Gesundheit und der Kontakt zu den (kirchlichen) Wohlfahrtsverbänden.
Das übergeordnete Ziel des Verbundes TARR ist die Stärkung der Innovationskraft als Basis für die Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen in der Region sowie die Gestaltung von zukunftsorientierten Wirtschafts- und Sozialstrukturen. In der Allianz werden komplementäre Kompetenzen und Synergien genutzt um dies vor Ort mit unseren Partner_innen erreichen zu können. Hierbei wird die Unterstützung und Begleitung der Bürger_innen vor Ort bei den gesellschaftlichen Herausforderungen der Neuorientierung durch den Strukturwandel berücksichtigt. Damit wirkt TARR auch beispielgebend für andere Regionen.
Nach Abschluss der Kooperationsverträge wurde begonnen, konkrete Projekte in Gesamt- oder Teilkonstellationen auf den Weg zu bringen. Die katho forciert dabei den Blick auf die soziale Dimension des Strukturwandels und trägt so zur Gestaltung von Innovationen an der Schnittstelle von Hochschule, Praxis und Zivilgesellschaft bei.
BNE-Netzwerk
Seit Ende 2019 formiert sich das Netzwerk zum Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) unter der Federführung von Prof.in Dr. Silvia Hamacher und Karin Jazra vom Innovation-Lab Aachen mit dem Ziel, non-formale und kulturelle Bildung sowie die soziale Tragweite und die gravierenden Auswirkungen der Strukturwandelprozesse auf die Lebenswelt der Bürger_innen in den Fokus zu rücken.
Akteur_innen des BNE-Netzwerks sind neben der katho und dem Transfernetzwerk Soziale Innovation – s_inn, Vertreter_innen des Landschaftsverbandes Rheinland, der Kolpingstadt Kerpen, des Nell-Breuning-Hauses, der Klimaallianz sowie von Germanwatch und der Bürgerbewegung Buirer für Buir.
Nach der Ideensammlung und dem Bündeln von Ressourcen und Kompetenzen geht es nun im nächsten Schritt in die Konzeptionierung eines Gesamtvorhabens und schließlich in eine gemeinsame Antragsstellung. Dabei wird die Idee verfolgt, mit pädagogischen und kulturellen Vermittlungsangeboten den Prozess des Strukturwandels partizipativ zu gestalten.
Netzwerk Strukturwandel- Wohlfahrtsverbände und Hochschule im Austausch
Ein weiteres Netzwerk zur Bearbeitung zentraler gesellschaftlicher und sozialer Fragen der Bürger_innen vor Ort ist das Netzwerk Strukturwandel, das mithilfe der Innovation-Labs in Köln und Aachen aufgebaut wurde. Es ist bereits das zweite virtuelle Austauschtreffen mit Vertreter_innen von Wohlfahrtsverbänden und Landschaftsverband Rheinland in Planung. Ausgehend vor der Überzeugung, dass der Strukturwandel nur vernetzt gelingen kann, ist im ersten Schritt das Ziel der Aufbau einer Expert_innenkommission, die gemeinsam Themen identifiziert, die die Menschen vor Ort bewegen. Im zweiten Schritt wird die Vernetzung und Kooperation der Wohlfahrtsverbände und Kirchen als bürgernahe Akteure der Praxis vor Ort in den Fokus genommen. So sollen die Kräfte und Ideen einzelner Verbände gebündelt und somit die Themen und Bedarfe der Bürger_innen effektiv und zielführend bearbeitet werden.
Bürgerbeteiligung in Kerpen
Ebenfalls bereits in der Antragsphase befindet sich ein Projekt zur “co-kreativen Entwicklung einer Beteiligungsstrategie für Bürger_innen“ in der Kommune Kerpen. In der guten kommunalen Vernetzung mit der Kolpingstadt Kerpen wurde das Projekt von der Agentur für Transfer und Soziale Innovation (s_inn) gemeinsam mit dem Innovation-Lab Aachen initiiert und wird nun weiterhin unter Einbindung der Kolleg_innen an den katho-Abteilungen Aachen und Köln begleitet.
Beantragende Kooperationspartner_innen sind die Kommune Kerpen, die katho sowie das Centrum für Umweltmanagement, Ressourcen und Energie (CURE) der Ruhr-Universität Bochum. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt durch Professor_innen mit den Schwerpunkten Netzwerkforschung und Sozialstrukturanalyse, um wirksame Beteiligung zu gewährleiten. Eine solche Beteiligung findet nach Stimmen betroffener Bürger_innen im Rheinischen Revier derzeit noch zu wenig statt.
Übergeordnetes Projektziel ist die Nachhaltigkeit, d.h. die Entwicklung einer Strategie und eines daraus abgeleiteten Beteiligungskonzeptes, das in der Kommune Kerpen durchgeführt wird, aber auch übertragbar auf andere Regionen ist – sowohl innerhalb als auch außerhalb des Rheinischen Reviers.
Kommunaler Innovationscampus Weilerswist
Abgerundet werden die Aktivitäten bisher von einem Kooperationsprojekt der Gemeinde Weilerswist, der katho, der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg sowie des Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt: dem Kommunalen Innovationscampus Weilerswist.
Projektidee ist der Aufbau und nachhaltige Betrieb eines kommunalen Innovationscampus als zentrale Begegnungsstätte zur Vernetzung der (Sozial-)Wirtschaft, Wissenschaft, Kommunalen Verwaltung und Bürger_innenschaft mit dem Ziel, die Auswirkungen des Strukturwandels zu reduzieren und die Schaffung von Arbeitsplätzen durch die Ansiedlung von (Sozial-)Unternehmen sowie die Erhöhung der Partizipation von Bürger_innen vor Ort zu fördern.
Die geplanten Forschungsthemen und Dienstleistungsangebote sind vielfältig. Unter anderem wird die Schaffung eines Akzeptanzlabors für Robotik im Bereich Gesundheit in Zusammenarbeit mit (Sozial-)Unternehmen sowie die Entwicklung eines Meta-Labors für Auszubildende der Wirtschaft und Studierende/Absolvent_innen erfolgen. Die Agentur für Transfer und Soziale Innovation (s_inn) bringt darüber hinaus drei Arbeitspakete ein: die Angliederung eines Kompetenzzentrums für barrierearme Wissenschaftskommunikation, die Gründung eines innovativen Skills-Labors als Trainingsangebot für (Sozial-)Unternehmen sowie die Gründung eines Zentrums für zivilgesellschaftliches Engagement in Kooperation mit dem Pilotprojekt Sozial-Wissenschaftsladen.
Die Gesamtvorhaben im Rheinischen Revier sind wie der Strukturwandel selbst ein fluider Prozess und das Gestaltungsteam immer offen für weitere innovative Ideen, Beteiligungen und Kooperationen. Für Rückfragen zu den Aktivitäten der katho stehen Tristan Steinberger und Karin Jazra vom Transfernetzwerk Soziale Innovation gerne zur Verfügung.
Kontakt:
Tristan Steinberger, t.steinberger(at)katho-nrw.de
Stellv. Agenturleitung
Karin Jazra, k.jazra(at)katho-nrw.de
Innovation-Lab Aachen