Dienstbesprechung 2022 in Paderborn: „Unsere katho ist ein Erfolgsmodell“
In seinen Eröffnungsworten verdeutlichte Rektor Hans Hobelsberger, wie Corona das Hochschulstudium verändert hat. Gefragt seien heute digitale Kompetenzen, Innovationen und Formate, mit denen Reflexion geübt und verfeinert werden könnten. Weniger gehe es um die reine Vermittlung von Wissen, das ohnehin nur einen Mausklick entfernt ist, sondern vielmehr – ganz im Sinne des Humboldtschen Bildungsideals – um Coaching und Persönlichkeitsbildung. Auf den Umgang mit Wissen bereite ein Studium an der katho vor, dennoch bliebe die große Herausforderung der dualen Formate bestehen: Was soll in Präsenz und was kann online stattfinden, damit akademisches und praktisches Wissen verbunden werden? Diese Entwicklung solle vor allem durch die neuen dualen Studiengänge an der katho gestärkt werden, so der Rektor.
Trotz eines bundesweiten Rückgangs an Studienbewerber_innen stellte Hobelsberger eine Prognose in Aussicht, wonach die Bewerber_innenzahlen ab dem Jahr 2025 wieder ansteigen werden. Bis dahin werde die katho dem Trend mit mehr Präsenz an Schulen und Fachschulen, längeren Bewerbungszeiträumen und neuen Studiengängen mit Online-Elementen „BASA Familie kompakt“ entgegenwirken. Auch der neue Studiengang „Angewandte Hebammenwissenschaft“ stößt auf großes Interesse. Der Studiengang Pflegepädagogik wurde reakkreditiert und kann seitdem doppelt so viele Studienplätze anbieten, die zunehmend nachgefragt werden.
Die katho ist als konfessionelle Hochschule unverzichtbar
In den wichtiger werdenden Bereichen Gleichstellung, Inklusion und Vertrauensräte hat die katho mit eigenen Beauftragten und neuen Anlaufstellen große Fortschritte gemacht und ein gutes Beschwerdemanagement installiert.
Zum Schluss stellte der Rektor die aktuelle kirchenpolitische Situation heraus, die auch auf die katho abfärbe – nicht zuletzt, weil die Diskussion um die umstrittene Kölner Hochschule für Katholische Theologie Verwechselungsgefahr berge. Deshalb gelte es in Zukunft deutlicher hervorzuheben, dass die katho eigenständig und systemrelevant sowie als konfessionelle Hochschule unverzichtbar ist. „Bildung in Sozialer Arbeit, Gesundheit und Theologie ist eine zentrale Verwirklichungsform der Kirche, die die Menschen in Deutschland brauchen“, so Hobelsberger.
Kanzler Robrecht: „Unsere katho ist ein Erfolgsmodell“
Die Unverzichtbarkeit der Hochschule betonte auch Kanzler Bernward Robrecht in seinem Rückblick: „Unsere katho ist ein Erfolgsmodell“, sagte er. Das zeige sich daran, dass die katho ständig gewachsen sei. Dies diene nicht dem Selbstzweck, sondern den handfesten Bedarfen der Gesellschaft. Um dieses Wachstum zu finanzieren, bedarf es Mittel: „Die katho braucht den kirchlichen Träger, hat sich aber auch immer an den entwicklungspolitischen Leitlinien des Landes orientiert“, sagte Robrecht. Die Grundfinanzierung reiche bei Weitem nicht aus und Sondermittel seien nötig. Eine bessere Grundlage stehe hoffentlich im Herbst an, wenn die katho mit dem Land NRW die seit 2017 laufenden Refinanzierungsverhandlungen fortführen wird.
Nachhaltigkeit soll verstärkt in den Fokus rücken
Als Online-Gast und Impulsgeber war Prof. Dr. Jürgen Bock, ehemaliger Präsident der Hochschule Bochum, zugeschaltet, der den zehnjährigen Entstehungsweg der Nachhaltigkeitsstrategie an seiner Hochschule skizzierte. Nach einigen Rückschlägen wurde schließlich mit Hilfe der Fachbereiche ein Sechs-Stufen-Plan ein Erfolgsschlager, der 2021 in einer Nachhaltigkeitsstrategie mündete und Nachhaltigkeit zu einem Schwerpunkt in der Lehre machte. Mit diesen inspirierenden Gedanken gingen die Teilnehmenden zur konstruktiven Arbeit in die Workshops, denn auch die katho startet nun den Prozess einer nachhaltigen Entwicklung innerhalb der eigenen Institution. Alle Hochschulmitglieder sind auch über die Dienstbesprechung hinaus eingeladen, eine Nachhaltigkeitsstrategie für die katho zu erarbeiten – auf Grundlage der 17 globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 (SDG). Neben den vielen Ideen und Projekten, die es dazu bereits an den katho-Standorten gibt, soll das Thema somit auch in einem strategischen Rahmen verankert werden und in allen Handlungsfeldern der katho noch stärker in den Fokus rücken. Die Workshops der Dienstbesprechung bildeten den Auftakt zu diesem Prozess.
Später am Dienstag folgten der Gottesdienst in der Paderborner Marktkirche und das Abendprogramm mit Live-Musik der Coverband „Goodbeats“ sowie der Zaubershow mit Wernando Putschino, der mit einem schwebenden Tisch die Gäste faszinierte.
DAAD-Preisträger ist „Mutmacher für alle junge Menschen“
Der Höhepunkt des Abendprogramms war die Verleihung des DAAD-Preises 2022 an den Studierenden Ahmad Sabsabe, den Rektor Hobelsberger als „Mutmacher für alle junge Menschen, die sich aus dem Nichts etwas aufbauen müssen“ würdigte. Nachdem Ahmad Sabsabe in seiner Heimat unter dem Assad-Regime ein Jahr im Gefängnis saß, gelangen ihm und seiner politisch aktiven Familie die Flucht von Homs nach Deutschland. 2018 startete er im Rahmen des Programms für Geflüchtete „Ready, Steady, Go“ sein Bachelor-Studium der Sozialen Arbeit an der katho in Köln. Schnell fiel der 28-Jährige den Dozierenden als schlauer Kopf auf, seine Leistungen waren stets herausragend – trotz der für ihn neuen Sprache Deutsch. Darüber hinaus engagiert sich Sabsabe in zahlreichen bundesweiten Ehrenämtern und ist für geflüchtete Menschen aktiv. An der katho ist Sabsabe in der Arbeitsgruppe diskriminierungskritische und diversitätssensible Hochschule (AG DDH) sowie in dem Arbeitskreis Europa tätig. Im Rahmen seines Zusatzzertifikats „Soziale Arbeit in der Migrationsgesellschaft“ war er Mentor für BASA-Studierende aus dem Projekt „Ready, Steady, Go“. Auch in verschiedene Gremien der katho wurde Sabsabe gewählt und er engagierte sich im Fachbereichsrat, Gesamtfachbereichsrat sowie im Senat. Für diese herausragenden Leistungen und das außerordentliche Engagement überreichte der Rektor Ahmad Sabsabe gemeinsam mit Prof.in Dr.in Karla Verlinden und Prof.in Dr.in Isabelle-Christine Panreck, die ihn für diese Auszeichnung vorgeschlagen hatte, mit Standing Ovations des anwesenden Publikums die Würdigung. Auch Sabsabes Mutter kam auf die Bühne. Alle Gäste waren nach der emotionalen Laudatio sichtlich gerührt.
Gute Forschungsbedingungen trotz schwindender Mittel erhalten
Am Folgetag überbrachte Domkapitular Hans-Bernd Köppen vom Bistum Münster seine Grußworte. Er ist Vorsitzender des Verwaltungsrats der katho und betonte nochmals die Bedeutung und Hilfestellung der katho für die Einrichtungen der Sozialhilfe.
In einem eindrucksvollen Impulsvortrag zur Zukunft der Forschung folgte Prorektorin Barbara Schermaier-Stöckl. Sie erklärte, wie die guten Forschungsbedingungen an der katho zukünftig abgesichert werden könnten – fernab von Drittmitteln, die seit 2019 von über zwei Millionen Euro auf eine halbe Million im Jahr 2022 zurückgegangen sind. Zurecht forderten die HAWs eine Stärkung ihrer Position gegenüber den Universitäten. Auch wenn die Bundesregierung ausdrücklich mehr technologische und soziale Innovationen ermöglichen möchte, würden die Anforderungen, an Fördertöpfe für Soziale Arbeit, Pflege- und Gesundheitswissenschaften zu kommen, immer höher. Deshalb gelte es, das Forschungsprofil zu stärken, Forschungsaktivitäten und den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern, den Forschungssupport auszubauen sowie eine Ermöglichungskultur und weitere Förderinstrumente zu etablieren, sagte die Prorektorin. Dazu sollen die Ergebnisse der passgenauen Workshops der Dienstbesprechung beitragen.
Nach produktiven zwei Tagen endete die Dienstbesprechung mit einem Schlusswort von Rektor Hans Hobelsberger, der allen Teilnehmenden für ihren Input und ihre Teilnahme dankte.