Dienstbesprechung in Aachen: Künstliche Intelligenz – Chance oder Challenge?
Die jährliche Dienstbesprechung an der katho ist stets ein guter Anlass, sich gemeinsam mit Lehrenden und Verwaltungsmitarbeitenden aller vier Standorte über die Entwicklungen des Hochschullebens und der einzelnen Fachbereiche auszutauschen. Auch die Hochschulleitung nutzt die Treffen, um wichtige Aspekte hervorzuheben. So wies Rektor Hans Hobelsberger in seiner Rede am Mittwoch auf den Fachkräftemangel hin, der wie vom Wissenschaftsministerium fokussiert nicht nur in den MINT-Berufen eklatant sei, sondern vor allem auch im Sozial- und Gesundheitssektor. Hier könnten nur fünf von zehn Stellen besetzt werden – ein trauriger Rekordwert, der sich spürbar in der Kinder- und Jugendhilfe sowie in der Altenpflege auswirke. Mit einem Brief an die NRW-Familienministerin Josefine Paul, einem Pressegespräch zusammen mit Praxispartnern und großem Engagement auf Treffen der kommunalen Spitzenverbänden und Leitungen versucht die katho, auf diesen Notstand hinzuweisen und den Ausbau dualer Studienplätze in der Sozialen Arbeit, Heil-/Inklusionspädagogik und Kindheitspädagogik voranzutreiben. Insbesondere Dekanin Heike Wiemert (Fachbereich Sozialwesen Köln) sei hier hochengagiert, so der Rektor.
Studienmarketing-Team soll deutlichen Impuls setzen
Erfreulich ist die Entwicklung bei den Bewerber_innenzahlen im Jahr 2023 mit nur noch einem leichten Rückgang. Auf einen Studienplatz kommen derzeit durchschnittlich 2,5 Bewerbungen. „Damit kann man gut leben“, sagte Hobelsberger. Besonders gut kommt der neue Studiengang BASA dual in Paderborn an: Hier bewerben sich auf die 30 Studienplätze 103 Interessierte. Im Gesundheitswesen ist die Hebammenkunde besonders erfolgreich, auch der Fernstudiengang in der Theologie erfährt guten Zuspruch. Eine Entwicklung, die in den Masterstudiengängen ebenso wünschenswert wäre. Ein verstärktes Studienmarketing-Team, das bereits in drei Abteilungen aktiv ist, soll einen deutlichen Impuls setzen.
Wichtig war im vergangenen Jahr das Thema Nachhaltigkeit, für das intern eine Strategie aufgelegt wurde. Besonders soziale Nachhaltigkeit beschäftigte die Hochschule im Rahmen der Transferallianz im Rheinischen Revier. Nicht zuletzt hat der Kongress „Die Transformationen der Gesellschaft“ in Köln gezeigt, dass sich die katho produktiv mit der Frage der sozialen Transformation beschäftigt.
Gute Nachrichten gab es auch für den wissenschaftlichen Nachwuchs. So ist die katho Mitglied im Promotionskolleg NRW, das seit Dezember 2020 im Zusammenschluss der HAWs in NRW einen neuen Rahmen schafft, in dem sich wissenschaftlicher Nachwuchs entwickeln kann. Ein besonderer Dank ging deshalb an die frühere Prorektorin Liane Schirra-Weirich, die sieben Jahre im Vorstand das Promotionskolleg mit aufgebaut hat.
„Wir müssen an Dynamik zunehmen“
Unter dem Titel „Chancen und Risiken“ stellte Kanzler Bernward Robrecht seine Sicht auf die katho dar. Positiv für die katho ist am Standort Köln der Platzgewinn mit dem Anbau. Auch in Aachen soll in einigen Jahren ein neues Gebäude errichtet werden – mit neuen Seminar- und Büroräumen sowie Platz für integrative Studierende. Nicht allzu gute Nachrichten hatte der Kanzler von den Verhandlungen mit dem Land zum Refinanzierungsvertrag. Derzeit herrsche ein Stillstand, da die Lage im Land prekär sei und es Angst vor dem Ausgang der kommenden Tarifverhandlungen gäbe. Eine große Aufgabe ist laut Robrecht auch die Nachhaltigkeit, die harte Berichtspflichten aus Brüssel erfordert. Herausfordernd bleibt auch die Nachbesetzung offener Stellen: „Wir erleben leider ein aktives und aggressives Headhunting zwischen den Hochschulen in Nordrhein-Westfalen“, so Robrecht, dem die katho versucht entgegenzuwirken, indem es ihre Vorteile als attraktive Arbeitgeberin hervorhebt. Nicht unbeachtet bleiben darf die Konkurrenz um Studierende durch andere, vor allem private und sehr agile Hochschulen, aber auch durch andere HAWs und Universitäten. Robrecht: „Wir müssen an Dynamik zunehmen, um gegen die Hochschulen, die die Studienangebot der katho mit bei sich aufnehmen, anzukommen.“
Mit enormen Haftungsfragen für eine Hochschule seien die IT-Sicherheit und der Datenschutz verbunden. Um die Mitarbeitenden nach einem Beinahe-Cyberangriff im Sommer zu sensibilisieren, informierte die IT und das DLSC ausführlich über die Gefahren von Phishing-E-Mails und sogenannter „Kill Chains“, die komplette Hochschulen über Wochen lahm legten. „Es ist nicht mehr die Frage, ob wir als katho angegriffen werden, sondern die Frage ist wann“, betonte Christian Thiel (stv. Dezernent für Informationstechnik, Kommunikations- und Mediendienste) in seinem kurzweiligen Vortrag. Wichtig ist, so Thiel, dass falsche Alarme kein Problem sind: „Lieber ein falscher Alarm als ein zu spät erkannter Cyberangriff.“
Künstliche Intelligenz mit positiven Auswirkungen auf die Lehre
Nach einer kurzen Pause startete Doris Weßels, Professorin für Wirtschaftsinformatik an der FH Kiel, mit einem interessanten Vortrag über „Künstliche Intelligenz in der Lehre“. Darin ging es nicht nur um die Herausforderungen von KI wie eine gerechte Bewertung von schriftlichen Hausarbeiten oder dass KI-Tools die menschliche Schreibfähigkeit beeinträchtigen. Vielmehr gäbe es auch positive Auswirkungen auf die Lehre: So könnten beispielsweise KI-Assistenzfunktionen den Lehrenden wichtige Recherchehilfen sein. Trotz aller Risiken sehen Wissenschaftler_innen die Vorteile von KI. „Dennoch müssen wir unsere Medienkompetenz deutlich stärken“, meinte Weßels, „wir brauchen Regulierungen und weltweite Strukturen“, ähnlich wie in NRW als erstem Bundesland mit einer Handreichung zum Umgang mit KI bei wissenschaftlichen Arbeiten von Studierenden. In der anschließenden Diskussion wurde die Frage der generativen KI als Chance oder Challenge aufgeworfen und Weßels beantwortete Fragen der interessierten katho-Lehrenden. Der Abend klang mit einem Gottesdienst in der Kirche St. Gregorius und einem anschließenden Essen aus.
„Wir können nicht Frauenförderung fordern – ohne selbst Verantwortung zu übernehmen“
Unter dem Motto „Ermöglichkeitsräume und Begegnung“ drehte sich am zweiten Tag der Dienstbesprechung alles um den Austausch zur Hochschulentwicklung. In ihrer Rede dankte Professorin Barbara Schermaier-Stöckl als designierte Rektorin Senat und Verwaltungsrat für das Vertrauen. In einem Plädoyer, in dem sie ihre Erfahrungen als Gleichstellungsbeauftragte einfließen ließ, sagte sie: „Wenn ich Gleichstellung in Führungspositionen voranbringen möchte und sich diese Gelegenheit bietet, muss ich sie ergreifen.“ Sie bedankte sich bei den vielen Kolleg_innen, die sie zur Kandidatur Schritt ermutigt hätten, aber auch Professorin Barbara Ortland und Professor Michael Isfort, die sich im gemeinsamen Team mit ihr aufstellen wollten.
„Wir alle gestalten. Alle Mitglieder der Hochschule sind aufgefordert, die Hochschule zu gestalten“, betonte Schermaier-Stöckl. Das neue Rektoratsteam wolle den Blick auf die Stärken richten und aufmerksam beobachten, wo es Anpassungsbedarfe gibt. Nun gelte es, Richtlinien und Strategien umzusetzen und zu evaluieren. Wichtig sei es auch, schlankere Prozesse zu ermöglichen, um schnelle Entscheidungen treffen zu können. Auch die Überarbeitung der Grundordnung wird einer der Hauptprojekte sein: Was zeichnet uns als katholische Hochschule aus? Wie können wir als Arbeits- und Studienort noch attraktiver werden? Was macht uns als werteorientierter Denkort mit christlichem Profil aus?
Anschließend wurden die Funktionen des neuen Rektorats vorgestellt:
- Prof.in Dr.in Barbara Schermaier-Stöckl als neue Rektorin mit den Schwerpunkten Vertretung der Hochschule, Personal – Selbstverwaltung, Internationalisierung, Gleichstellung/Inklusion/Diversity/Vertrauensräte
- Prof.in Dr.in Barbara Ortland als neue Prorektorin I mit den Schwerpunkten Studium und Lehre, Weiterbildung, Promotion
- Prof. Dr. Michael Isfort als neuer Prorektor II mit den Schwerpunkten Forschung, Transfer, Nachhaltigkeit, Digitalisierung
Das neue Rektorat möchte das erste Semester 2024 für Gespräche und Austausch nutzen.
Barrierearme Lehrangebote werden immer wichtiger
Anschließend dankte Professorin Ortland als neue Prorektorin I den Kolleg_innen für das Engagement, die Kollegialität und Kooperationsbereitschaft: „Eine solche Hochschule als Rektorat zu übernehmen, ist Herausforderung und Chance zugleich.“ Die katho als Hochschule müsse zwar weiter vorangebracht, aber auch Kreativität ermöglicht werden. Ortlands Ziel sei es, das Studium und die Lehre kreativ weiterzuentwickeln und zu unterstützen. Auch werde es immer wichtiger sein, auf die diversifizierende Studierendenschaft einzugehen und zumindest barrierearme Lehrangebote weiter auszubauen. Die Vielfalt sei die Chance zur Weiterentwicklung. Dennoch habe aber gerade auch das abteilungsübergreifende Arbeiten noch viel Optimierungspotential. Sie schloss ihre Ausführungen mit den finalen Worten: „Wir gemeinsam gestalten Hochschule, wir gemeinsam gestalten katho.“
Gemeinschaft als Ressource
Professor Isfort sprach im Anschluss über sein Studium, er war einer der ersten Studierenden der Pflegepädagogik an der katho. Seit 2000 sei er in der Forschung tätig. Zu seiner Entscheidung, die Wahl als Prorektor anzunehmen, sagte er: „Die katho ist Teil meines beruflichen Wirkens, daher konnte ich nicht nein sagen. Ich hatte gerade das Prodekanat hinter mir: Alles, was ich machen durfte, hatte ich der katho zu verdanken.“ Gewählt zu werden, sei aber noch auch ein Vertrauensvotum und eine Verpflichtung, der er nachkommen müsse. Isfort sprach auch über seine Pläne zur Drittelmittelakquise, die Ermöglichung der Gestaltung von Austauschräumen und die Visualisierung von Forschungs- und Transferergebnissen: Wie können wir erkennbar bleiben und werden? Wie können Kolleg_innen unterstützt werden, um den Transfer leisten zu können? „Eine Gemeinschaft als Ressource haben wir bereits an der katho. Ich hoffe, dass ich diesen Teil der Gemeinschaft mitbauen kann“, beendete er sein Statement.
Nächste Dienstbesprechung findet in Köln statt
Anschließend gingen die Teilnehmenden in die Austauschräume mit Fragen zur Diskussion wie „In welchen Formaten wollen Sie sich einbringen und Weiterentwicklung voranbringen?“ Im Anschluss kündigte das neue Rektorat die Fachbereichsbesuche in der ersten Jahreshälfte 2024 an. In der finalen Abschlussrede lobte Rektor Hobelsberger die Gastfreundschaft Aachens und bedankte sich bei Professor Martin Spetsmann-Kunkel, Verwaltungsleiter Thomas Mießen und dem Organisationsteam. Der Ort der nächsten Dienstbesprechung wird Köln sein. Hobelsberger lud die Teilnehmenden noch einmal ganz herzlich zur Amtsübergabe am 31. Januar 2024 ein und schloss mit den Worten: „Die Hochschule erwartet mit den Dreien eine wunderbare Zukunft.“