Digitaler Praxis- und Forschungstag 2021 an der Abteilung Münster: „Mehr Arbeit bei völlig veränderter Interaktion“: Soziale Berufe unter Bedingungen der Corona-Pandemie
„Auch wenn wir gerade alle wahrscheinlich eine Gewisse ‚Corona-Müdigkeit‘ spüren, ist es dennoch wichtig, zum Thema des heutigen Praxis- und Forschungstages zusammenzukommen. „Gerade in einer Zeit, in der unsere Professionen im öffentlichen Diskurs als bedeutsame Stimme kaum wahrnehmbar scheinen – anders als etwa die Medizin - ist es wichtig, zu diskutieren, was die pandemischen Distanzsituationen für eine Profession bedeutet, in der die Gestaltung von Beziehungen und Bezügen sowie auch die Gestaltung des Sozialen wesentlich sind. “
Mit treffenden Worten eröffnet Prof. Dr. Sabine Ader nach einer ersten Begrüßung durch Prof. Dr. Sabine Schäper für das Praxisteam der Abteilung sowie des Dekans Prof. Dr. Christopher Beermann, den Praxis- und Forschungstag 2021 mit seiner inhaltlichen Akzentsetzung.
Als Referent für den Eröffnungsvortrag konnte in diesem Jahr Prof. Dr. Nikolaus Meyer gewonnen werden. Bereits im ersten Lockdown beschäftigte er sich intensiv mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die verschiedenen Handlungsfelder sozialer Arbeit. Was wird an Veränderungen sichtbar und was bedeutet dies? Die durchgeführten Forschungen im zweiten Lockdown ermöglichen es nun, weitere Rückschlüsse zu ziehen: Wie verändern sich durch pandemische Situationen soziale Handlungspraktiken der Professionen? Was hat die Soziale Arbeit aus dem ersten Lockdown gelernt? Wie verändert sich durch die hohe Belastung die Motivation zum Verbleib in den Handlungsfeldern unserer Professionen? Wie kommen Mehrbelastungen von 40% in ambulanten und teilstationären Angeboten zustande?
So spielen in der Sozialen Arbeit Fragen nach Schutzmöglichkeiten während der Aufrechterhaltung sozialer Standards, der veränderten Interaktion zwischen Beschäftigten und Adressat_innen, sowie der (Nicht-) Beteiligung bei politischen Entscheidungen eine zentrale Rolle.
Der gelungene Auftakt sorgte anschließend für intensive und ertragreiche Diskussionen in den Workshops, die inhaltlich zu sechs Handlungsebenen angelegt waren, um die professionelle Praxis zu genauer beleuchten:
1. „Distanziert, aber nicht allein“ – Das Erleben von Adressat_innen der Sozialen Arbeit und Heilpädagogik in der globalen Pandemie
2. „(Mehr) Unsicherheiten aushalten und/oder Risiken minimieren?“ – Fachkräfte am Limit
3. „Geschichten, die Corona schreibt“ – Handlungspraxis und Handlungspraktiken im Blickpunkt
4. „Widerstandsfähig und/oder widerständig?“ – Soziale Organisationen im Risikomanagement
5. „Vernetzt und/oder abgekoppelt?“ – Kooperation und Netzwerkarbeit in der Krise
6. „Gefordert, aber nicht gefragt?“ – Die gesellschaftliche Wahrnehmung der Professionen in Pandemiezeiten
Die durch den Austausch gewonnenen Erkenntnisse aus den Workshops, mit denen der Nachmittag eingeläutet wurde, waren hierbei spannend und auskunftsreich. Kleine Austauschgruppen im Anschluss in digitalen „Breakout-Rooms“ ermöglichten den Teilnehmenden, das Gehörte miteinander nochmals in anderer Form zu reflektieren. In der abschließend kollektiv erstellten „Wortwolke“ wurden Aufgaben und Anforderungen für das künftige professionelle Handeln von den Teilnehmenden benannt. Als zentral wurden Kompetenzen des Innehaltens und Reflektierens, der Vernetzung und der Kommunikation hervorgehoben. „Der Sozialen Arbeit mit ihren differenzierten, aber eben auch parzellierten Handlungsfeldern eine gewichtige Stimme zu verschaffen, auch und gerade im öffentlichen Diskurs, scheint eine wichtige und gleichzeitig komplizierte Aufgabe der Zukunft“, so kommentierte auch Prof. Meyer zum Schluss.
Am Ende des Tages danke das Praxisteam für die rege und ernsthafte Diskussion um die Zukunft der Professionen in sozialen Handlungsfeldern und schloss den Tag mit der Hoffnung, alle im kommenden Jahr wieder „leibhaftig“ an der katho begrüßen zu können.
Der in den vergangenen Jahren auch als fester Bestandteil zum Praxis- und Forschungstag gehörende Einblick in aktuelle Forschungs- und Entwicklungsschwerpunkte von Kolleg_innen und Instituten der Hochschule und von Arbeitsschwerpunkten der Abteilung an der Schnittstelle zur Praxis wurde in Form von online abrufbaren Informationen auf die Tagungsseite verlegt.
Auf die Ergebnisse der Studie von Prof. Dr. Meyer können sie unter folgendem Link zugreifen
link.springer.com/article/10.1007/s12054-021-00380-0
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Jana Pierscianek
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