Fachforum des IBuD zeigt Relevanz, Bildungsprozesse und -kontexte diversitätssensibel zu betrachten
Nach der Eröffnung des Fachforums durch den Rektor Prof. Dr. Hans Hobelsberger stellte Prof.in Dr.in Marion Gerards als Leiterin des Instituts dessen Entwicklung, Ziele und erreichte Meilensteine vor. Es schloss das erste Panel an, in dem es um Diversität in außerhochschulischen Bildungskontexten ging.
Prof.in Dr.in Marion Gerards verdeutlichte anhand eines Projektes zu rassismuskritischen Perspektiven auf musikalische Praxen im Kita-Alltag (durchgeführt zusammen mit Guiomar Marques-Ranke), dass Kinder- und Volkslieder von sexistischen und rassistischen Vorurteilen geprägt sein können. Es wurde zur Diskussion gestellt, wie eine rassismuskritische und diversitätsreflektierte musikalische Praxis im Kita-Alltag gestaltet werden könnte.
Prof.in Dr.in Ursula Tölle beschäftigte sich in einer historisch-kritischen Analyse mit Figuren der Kinder- und Jugendliteratur. Sie zeigte, wie beispielsweise Momo und Pippi Langenstrumpf als Genusfiguren dazu beitragen können, Geschlechter- und Altersvorstellungen infrage zu stellen und sozialpädagogische Vorstellungen und Interventionen zu verdeutlichen.
Anhand der Städteregion Aachen beschäftigte sich Laura Maren Harter mit Umweltungerechtigkeiten. Dazu analysierte sie den Zusammenhang zwischen urbanen prekären Milieus und negativen Umweltfaktoren.
Trotz Reformen bestehen in Deutschland weiterhin ungleiche Bildungschancen
Die Beiträge des zweiten Panels fokussierten auf Diversität im Bildungskontext Hochschule. Zunächst berichteten vier Studierende der katho-Abteilung Münster von eigenen Erfahrungen mit Diversität im Studium und bereicherten die Diskussion auf diese Weise mit studentischen Innensichten aus der Hochschule. Danach verdeutlichte Prof.in Dr.in Angelika Schmidt-Koddenberg in ihrem Fachvortrag, dass trotz der stattgefundenen Reformen und Bildungsexpansion die ungleichen Bildungschancen in Deutschland erhalten geblieben sind. Sie fokussierte dabei auf aktuelle Strukturen des deutschen Bildungssystems und die Situation im Studiengang Soziale Arbeit, der durch einen überproportionalen Anteil an Studienpionier_innen im Allgemeinen und an der katho im Besonderen gekennzeichnet ist.
Daran anschließend beschäftigten sich Prof. Dr. Michael Hermes und Prof. Dr. Sebastian Wen mit studierenden Bildungsaufsteiger_innen aus Sicht der nicht-akademisch gebildeten Elterngeneration. Mittels eines Mixed-Methods Ansatzes wurden erste Forschungsergebnisse sowohl zu veränderten Einstellungen von Eltern als auch zu Irritationen der Wissensbestände von Eltern im Erfahrungsraum Familie zur Diskussion gestellt.
Julia Breuer-Nyhsen verdeutlichte anhand von quantitativen und qualitativen Daten ihrer Dissertation die Relevanz von Handlungswissen als zentrales disziplinären Merkmal innerhalb der Sozialen Arbeit. Sie zeigte zugleich, dass Diversitätskategorien nicht als Erklärungsmöglichkeit herangezogen werden können, um die über Fallvignetten und Einzelinterviews rekonstruierten Wissensbestände von Absolvent_innen des Bachelorstudiengangs Soziale Arbeit zu erklären.
Das Fachforum zeigte, dass Diversität und Pluralität bereichernd für Bildungsprozesse und -kontexte sind. Diversität und Pluralität können aber dann mit privilegierten und benachteiligenden Erfahrungen und Positionen verbunden sein, wenn offensichtliche, subtile oder unbewusste diskriminierende Vorstellungen, Praxen und Strukturen in Bildungskontexten wirksam werden. Dafür zu sensibilisieren, war das Ziel des Fachforums.
Text: Prof.in Dr.in Grit Höppner, katho-Abteilung Münster, stellv. Sprecherin des Instituts für angewandte Bildungs- und Diversitätsforschung