Forschungsprojekt von Masterabsolventinnen zum Schulerfolg in internationalen Klassen beendet
Was als freiwilliges Projekt vor zwei Jahren startete, um erste Forschungserfahrungen außerhalb des regulären Studienplans zu sammeln, führte zu dem Schwerpunkt einer Masterthesis. Diese wurde von den beteiligten ehemaligen Studierenden (siehe Foto) gemeinsam verfasst und im Juli 2024 erfolgreich bestanden.
Das ISIE-Projekt (Internationale Seiteneinsteiger_innen im Einhard-Gymnasium Aachen) bestand aus einem sechsköpfigen Forschungsteam: Dr.in Selma Haupt (Lehrkraft für besondere Aufgaben am katho-Standort Aachen), Dagmar Riecke (Schulsozialarbeiterin für Integration bei der Stadt Aachen), Annika Friese (Lehrerin des Einhard-Gymnasiums) und die ehemaligen Studierenden des Masterstudiengangs „Soziale Arbeit Bildung und Teilhabe“ Elisa Bongard, Saskia Engelhardt, Lea Pauls und Leonie von Reisenauer.
„Bildungstitel und Soziale Ungleichheit im Kontext von Internationalen Seiteneinsteiger_innen – sozialarbeiterische Untersuchung von Gelingensfaktoren für den Schulerfolg“ lautete der Titel der Masterthesis der Absolventinnen, die die Gelingensbedingungen für den Schulerfolg Internationaler Seiteneinsteiger_innen erforschten. Es zeigte sich, wie vielschichtig diese sind und wie etwaige Faktoren diese beeinflussen können. In der Fragebogenstudie am Einhard-Gymnasium konnte herausgearbeitet werden, dass die Lehrkräfte eine unterstützende Ressource für die neuzugewanderten Schüler_innen darstellen und adäquate Aufgabenstellungen zur Bildungsmotivation beitragen. Auch die Bewerkstelligung der Hausaufgaben scheint ein wichtiger Gelingensfaktor zu sein.
Zukünftig mehr Elternarbeit in internationaler Klasse einbinden
An der untersuchten Schule zeigte sich, dass begrenzte zeitliche Ressourcen der Internationalen Seiteneinsteiger_innen sowie deren Unterstützung Einfluss auf die Zuversicht haben, das Abitur zu erreichen. Weiterhin wurde der Aspekt „Zugehörigkeit zur Schule“ als signifikanter Einflussfaktor auf die Zuversicht des Schulerfolges fokussiert. Es konnten auch Bedingungen herausgearbeitet werden, die keinen signifikanten Einfluss auf die Bildungsmotivation der Schüler_innen haben: So scheinen sich die Schüler_innen nicht an ihre Eltern wenden zu können, wenn beispielsweise Fragen zu Hausaufgaben auftauchen. Annika Friese, Lehrerin in der internationalen Klasse, betont in Hinblick auf die Ergebnisse: „Wir haben am Einhard-Gymnasium eine starke Elternschaft bei den Regelschüler_innen. Diese wollen wir in Zukunft mehr in die Elternarbeit der internationalen Klasse einbinden.“
Da der wissenschaftliche Diskurs in diesem Themenfeld soziologisch geprägt ist, haben die Studierenden dies als Basis ihrer Arbeit genommen und darauf aufbauend die sozialarbeiterische Perspektive eingebracht. Außerdem wurde die Notwendigkeit eines einheitlichen Schulmonitorings in der Arbeit hervorgehoben. Fast zehn Jahre nach der Entstehung von internationalen Klassen wird nicht erhoben, wie viele Schüler_innen diese Klassen besucht haben, ob ein Schulabschluss an der jeweiligen Schule gelingen konnte und unter welchen Bedingungen. Eine Evaluation ist so nicht möglich, die jedoch aus Sicht des Forschungsteams notwendig ist: „Ohne eine breite Datenlage ist es überhaupt nicht möglich zu sagen, ob das Modell der internationalen Klasse für die Schüler_innen zum Schulerfolg führt oder ob andere Konzepte sinnvoller wären.“
Workshop „Schule und Integration“ rundet Forschungsarbeit ab
Zum Abschluss des Praxisforschungsprojektes ISIE fand am 6. September 2024 in der katho der Workshop „Schule und Integration. Internationale Seiteneinsteiger_innen in der Schule aus der Perspektive der Sozialen Arbeit“ statt. In dem dreistündigen Expert_innenforum wurde darüber diskutiert, wie sich Schule als Ort der Integration gestalten lässt und was dies insbesondere für neuzugewanderte Schüler_innen bedeutet.
Als Grundlage für den fachlichen Austausch gab es zwei thematische Beiträge: Prof.in Dr.in Erika Schulze (Bielefeld) hielt einen Vortrag, der sich mit der Bedeutung von Schulsozialarbeit im Fluchtkontext befasste. Außerdem wurden die Forschungsergebnisse des ISIE-Projektes präsentiert. Anschließend wurde gemeinsam überlegt, welche konkreten Herausforderungen es aktuell auch in Aachen gibt, inwiefern der (fachliche) Austausch zwischen den engagierten Fachkräften verstärkt werden kann und welche Strukturen für neuzugewanderte Schüler_innen und ihre Familien fehlen.
Im Ausblick wird angedacht, an der katho weiterhin Raum für fachlichen Austausch zu bieten, z.B. durch einen Fachtag zu „Schulsozialarbeit und Schule“. Dr.in Selma Haupt nimmt folgende Aspekte aus den gemeinsamen Diskussionen mit: „Mir war nicht bewusst, wie wichtig Schule als sicherer Ort für Kinder mit Fluchtgeschichte ist. Umso entscheidender ist es, dass Lehrkräfte und Schulsozialarbeit hier für die Kinder gut zusammenarbeiten.“
Ansprechperson
Dr. Selma Haupt
Lehrkraft für besondere Aufgaben
Aachen, Sozialwesen