Forum Gesunde Kommune „Vielfalt der Unterstützung im Bereich psychische Gesundheit“ in der katho am Standort Paderborn
Psychische Erkrankungen sichtbar machen und der Stigmatisierung entgegenwirken – mit dieser Zielsetzung fand am 15. November das Forum Gesunde Kommune „Vielfalt der Unterstützung im Bereich psychische Gesundheit“ in der katho am Standort Paderborn statt. Vorträge hochrangiger Expert_innen beleuchteten das Thema psychische Gesundheit aus unterschiedlichen Perspektiven. Außerdem informierten sich über 100 Interessierte über die Angebote der lokalen Beratungs- und Anlaufstellen im Kreis Paderborn.
Prof. Dr. Dr. Martin Hörning, Dekan und Professor für Sozialmedizin einschließl. Psychopathologie der katho, hob in seinem Grußwort die Bedeutung der Veranstaltung hervor: „Es freut mich, dass die heutige Veranstaltung in den Räumlichkeiten der katho stattfindet. Das Thema Gesundheit genießt insbesondere am Standort Paderborn eine hohe Priorität. Darüber hinaus bin ich froh, dass im Kreis Paderborn eine so große Sensibilität für psychische Erkrankungen besteht. Denn psychische Erkrankungen werden noch immer stark stigmatisiert. So spricht es sich auch heute noch leichter über Magenverstimmungen oder sogar Hämorrhoiden als über Depressionen oder Angststörungen.“
Landrat Christoph Rüther ergänzte: „In den letzten Jahren konnten wir bereits einige Vorurteile abbauen. Allerdings sind wir als Gesellschaft noch nicht an dem Punkt, an dem wir sein sollten. Daher ist es wichtig, dass es solche Veranstaltungen wie die heutige gibt. Durch dieses können wir gemeinsam überlegen, wie wir uns auf den Weg machen können. Ich freue mich über die zahlreichen Partner im Kreis Paderborn, die bei diesem wichtigen Thema zusammenarbeiten.“
Die Veranstaltung ermöglichte einen Einblick in das Thema psychische Gesundheit sowohl aus der wissenschaftlichen als auch aus einer persönlichen Perspektive. So verdeutlichte Privatdozentin Dr.in Christine Norra, ärztliche Direktorin der LWL-Klinik Paderborn und Chefärztin der Abteilung Allgemeine Psychiatrie und Psychotherapie, den engen Zusammenhang zwischen Schlafstörungen und psychischen Erkrankungen. Ebenso kann erholsamer Schlaf bzw. die Förderung desselben durch Schlafhygiene oder Medikation auch psychische Beschwerden lindern oder die Entwicklung verhindern. Prof. Dr. Michael Obermaier, Professor für Erziehungswissenschaften der katho, stellte aktuelle Forschungsergebnisse zum Thema „Gesund altern mit Tanz und Technologie“ vor. Aus diesen ging hervor, dass digitale Tanzangebote das psychische Wohlbefinden steigern.
Sinah Jakobsmeyer und Tobias Fenneker (von Radio Hochstift) stellten die Aktion „Wir haben Depressionen“ vor. Über zweieinhalb Tage hat der Lokalsender das Thema mit unterschiedlichsten Aspekten beleuchtet. Das hat unter anderem dazu geführt, dass sich Selbsthilfegruppen gegründet haben und Menschen den Mut gefasst haben, eine Therapie anzugehen. Für die Aktion erhielten Sinah Jakobsmeyer und Tobias Fenneker im vergangenen September den deutschen Radiopreis. „Daraus hat sich ergeben, dass viele andere Radiosender auf die Aktion aufmerksam geworden sind und Interesse daran gezeigt haben, das Thema in Zukunft auch in den Fokus zu stellen. Das hat uns besonders gefreut“, so Sinah Jakobsmeyer.
Andreas Niedrig, Triathlet und „Willensschaffer“, rundete die Veranstaltung mit einem Vortrag aus der Betroffenenperspektive ab. Dabei erzählte er von einigen Situationen aus seiner beeindruckenden Lebensgeschichte. Mitte der 80er Jahre ist Andreas Niedrig täglich auf der Suche nach dem nächsten Schuss Heroin. Zu einem Zeitpunkt, an dem er vom Sport so weit entfernt war wie nie zuvor in seinem Leben, schaffte er die Kehrtwende. In einer der härtesten Sportarten der Welt, dem Ironman-Triathlon, brach er bereits in seinem ersten Rennen den Weltrekord als schnellster Ironman-Einsteiger. „Ich musste erst wieder Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen erlangen, um aus der Situation hinauszukommen und wieder in die Zukunft blicken zu können“, schilderte Andreas Niedrig den Weg hinaus aus der Krise.
Hanna Bielefeld von der Selbsthilfe-Kontaktstelle Kreis Paderborn zog ein positives Fazit der Veranstaltung: „Schon im Vorfeld haben wir gemerkt, dass die Veranstaltung auf große Resonanz stößt und das Thema sehr viele Personen betrifft. Neben den interessanten Vorträgen gab es heute auch die Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen.“ Lina Pühs vom Projekt „Gesunde Kommune“ ergänzte: „Damit kommen wir unserem Ziel, das Tabu für psychische Erkrankungen zu brechen, einen Schritt näher.“
Die Veranstaltung wurde in Zusammenarbeit mit dem Kreis Paderborn, dem KSB Paderborn und seinem Projektteam „Gesunde Kommune“, der Selbsthilfe-Kontaktstelle Kreis Paderborn, der katho und dem Institut für Forschung und Transfer in Kindheit und Familie (foki), der LWL-Klinik Paderborn und der Techniker Krankenkasse (TK) organisiert. Gefördert wird das Forum durch das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen.