Gelungene Auftaktveranstaltung „katho divers“: Vielfalt an der katho sichtbar machen und fördern
Der Aachener Poetry Slammer Lukas Knoben eröffnete und moderierte die Veranstaltung. Mit einer Poetry-Slam-Einlage gab er den Teilnehmenden Einblick in seine soziale Herkunft. Nach einleitenden Worten von Rektor Hans Hobelsberger und Prorektorin Barbara Schermaier-Stöckl führte Prof.in Dr.-Ing. Martina Klocke (Prorektorin für Diversity und Chancengleichheit der FH Aachen) mit ihren Impulsvortrag „Diversität an Hochschulen“ thematisch in die Veranstaltung ein.
„Wir haben den Anspruch, als Best-Practice-Beispiel voranzugehen“
Rektor Hans Hobelsberger betonte den positiv wahrgenommenen Aspekt von Diversität und die Wichtigkeit des Zusammenkommens von Vielfalt, da durch das Zusammentreffen unterschiedlicher Erfahrungen der Blick erweitert werden könne. Auch wenn die katho eine diverse Hochschule sei, so sei „das Katholische zunächst Diversität reduzierend“. An dieser Wahrnehmung müsse man arbeiten. Prorektorin Schermaier-Stöckl, die als Projektleiterin von „katho divers“ die zentralen Leitlinien vorstellte, betonte auch, dass es wichtig sei, Bewusstsein für vorhandene Hürden zu schaffen. Auch die Sichtbarmachung von Vielfalt an einer Hochschule in kirchlicher Trägerschaft war für sie zentral: „Wir haben den Anspruch, uns mit den Herausforderungen und Möglichkeiten, die eine Hochschule in kirchlicher Trägerschaft mit sich bringt, zu stellen und als Best-Practice-Beispiel voranzugehen.“
Positiv-Beispiel mit pragmatischem Umsetzungsansatz an der FH Aachen
Prof.in Dr.-Ing. Klocke skizzierte das Diversitätsverständnis der FH Aachen entlang der Linie ‚Diversitätssensible Lehre – Diversität in der Forschung – Diversität im Personal‘. Sie zeigte anhand vieler praktischer Beispiele deren pragmatischen Umsetzungsansatz. In ihrem Impulsvortrag schlug sie zunächst den Bogen zum Diversity-Visionspapier der FH Aachen, das Themenkomplexe wie ein Werteversprechen, Vision und Mission, Organisation, Governance (Aufbau- und Ablauforganisation) und Kommunikation beinhaltet, um dann die strukturelle Verankerung des Diversity-Managements zu verdeutlichen: „Es ist toll zu erleben, wie so etwas zusammenwächst“, betonte Klocke und hob dabei stets die Notwendigkeit des Nachhaltigkeitsbestrebens hervor, das ein wichtiger Erfolgsindikator sei.
Hilfreicher Input aus den fünf Workshops
Nach einem Mittagsimbiss und Diskussionen auf dem „Markt der Möglichkeiten“ konnten die Teilnehmenden in verschiedenen Workshops Themen zu Diversität und Diskriminierung vertiefen: „Alter und Ageismus“ (Prof.in Dr.in Grit Höppner und Heike Robbe), „Geschlecht und Sexuelle Orientierung / Sexismus“ (Prof.in Dr.in Marion Gerards, Uwe Koeberich, u.a. Organisator des PrideMonth Aachen, Joscha Graeve, SchLAu Aachen), „Physische und psychische Beeinträchtigung“ (Prof.in Dr.in Ursula Böing, Julia Roos (M.A.), Institut für Teilhabeforschung), „Ethnische Herkunft, Religion und Weltanschauung / Rassismen“ (Prof. Dr. Gregor Buss, Maurice Soulié, Bildungsreferent für Antirassismus (Mobile Beratung gegen Rechts)) und „Soziale Herkunft / Klassismus“ (Anna Zeien, Isabelle Illig, FIGEST). Die Ergebnisse der Workshops wurden anschließend im Plenum vorgestellt und angeregt diskutiert.
So wurde deutlich, dass Menschen jegliches Alters negativ und/oder positiv diskriminiert werden können und Diskriminierung im Laufe des Lebens alle Menschen betrifft. Zudem ist Alter als Lehrthema oft nicht so attraktiv. Für mehr Nachhaltigkeit von Diversität wären eine Strategie und ein_e Diversitätsbeauftragte_r hilfreich. Beim Thema Sexismus stellten sich die Katholische Kirche und das Patriarchat als „Elefant im Raum“ heraus. Auch gäbe es an der katho trotz quantitativer Minderheit eine männliche Dominanz. Deshalb sollten im Hinblick auf Sexismus eine Null-Toleranz-Strategie vorherrschen und der Vertrauensrat als Anlaufstelle sichtbarer sein. Beim Thema Behinderung drehte es sich um die Fragen, wie Ausgrenzung begrenzt werden könne und auf welchem Weg möglichst viele Menschen erreicht werden könnten, da die Schaffung von Barrierefreiheit oftmals als „Mehrarbeit“ empfunden wird. Das Bild ethnischer und religiöser Vielfalt sollte öffentlichkeitswirksam kommuniziert werden, da allein durch den Namen „Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen“ per se eine Religion betont wird, obwohl auch Menschen anderer Kulturen und Religionen willkommen seien. Für das Thema „Klassismus“, das auch an der katho bemerkbar ist, müssten Räume geschaffen werden, um Bildungsbiografien sichtbar zu machen.
Studierende brachten ihre Erfahrungen aus dem Studium ein
Im offenen Austausch zur Entwicklung einer Diversitätsstrategie und zu den Auswirkungen auf Lehre, Forschung, Transfer, Weiterbildung, Selbstverwaltung und Verwaltung wurden Wünsche und Impulse gesammelt. Studierende brachten ihre Erfahrungen aus dem Studium ein und betonten die Wichtigkeit der Einrichtung einer Beschwerdestelle an der katho oder verpflichtende inhaltliche Module zu diversitätssensiblen Themen. Zwei Studierende stellten das Projekt „Antidiskriminierungsbriefkasten von Studierenden für Studierende“ von der AG DDH (Diskriminierungskritische & Diversitätssensible Hochschule) vor. Dieser Briefkasten dient als niederschwellige Beschwerdestelle und deckt viele Arten von Diskriminierung ab. Die Betreuung des Briefkastens übernehmen dafür gewählten Studierende.
Ausblick auf gewinnbringende Aktionen für mehr Diversität an der katho
Zum Schluss gab Prorektorin Schermaier-Stöckl noch einen Ausblick auf das Diversitätssemester 2023/24. Sie stellte die nächsten Schritte vor wie ein Diversity Monitoring durch eine externe Agentur, die Hospitationen an anderen Hochschulen und die Durchführung von Workshops an allen vier Standorten sowie von Strategieseminaren für die Leitungsebene. Die Ergebnispräsentation findet im Rahmen eines öffentlichen Abschlussforums im April 2024 statt. Abschließend bedankte sie sich bei den vier Mit-Projektleiterinnen, Prof.in Dr.in Ursula Böing, Prof.in Dr.in Anette Müller, Prof.in Dr.in Marion Gerards und Prof.in Dr.in Judith Conrads. Auch dankte sie den Studierenden, die innerhalb und außerhalb der katho so viel Engagement zeigen und aktiv den Diversitätsdiskurs voranbringen. Studierende und Hochschulangehörige dürfen auf viele weitere gewinnbringende Aktionen für mehr Diversität an der katho in den nächsten Monaten gespannt sein.