Gemeinsames Zertifikat macht 40 angehende Fachkräfte „Kompetent im Kinderschutz"
„Seit dem Pilotdurchgang und über die Einschränkungen der drei Onlinesemester hinweg haben nun 40 Studierende das Zertifikat erhalten“, so Prof. Dr. Michael Böwer als Mitinitiator des Modells. „Gemeinsam mit der Leitung des Kreisjugendamtes haben Prof. Dr. Kilz als Kollege der Rechtswissenschaft und ich als Fachvertreter für Kinder- und Jugendhilfe und Erzieherische Hilfen vor fünf Jahren festgestellt, dass die fachlichen Kompetenzen, die wir in damals noch getrennten Lehreinheiten den oftmals jungen Studierenden vermittelten, stärker verknüpft werden könnten. Und zwar anhand gemeinsam bearbeiteter Fallbeispiele aus der Praxis, verbunden mit interdisziplinärem Wissen, das man im Kinderschutz braucht“, so Böwer, der vor seiner Berufung als Professor zehn Jahre als Sozialarbeiter/Sozialpädagoge bei der Bremer Caritas in der ambulanten Jugendhilfe in Kinderschutzkontexten Familien begleitete und aufgrund seiner Zusatzausbildung als Systemischer Berater Eltern im Erziehungsalltag unterstützte. „Studierende müssen schrittweise in die Thematik eingeführt werden und auf ihre oft herausfordernde Aufgabe als Fachkräfte vorbereitet werden. Gute Träger und Jugendämter setzen dann auf Begleitung im Berufseinstieg und gute Arbeitsbedingungen, damit unsere gemeinsame Aufgabe gelingt, Kinder zu schützen und Familien zu unterstützen“ unterstreicht er. An der Hochschule baute er neben dem Zertifikatsmodell ein praxisintegriertes Studium auf, an dem neben freien Trägern wie der Caritas, CWW, SkF, SKM, SPI, KiM und dem SOS Kinderdorf Lippe auch die Stadt Paderborn mit allen ihren Fachdiensten beteiligt ist.
Fachvortrag zur Sicht von Beteiligten
Für den Festvortrag der diesjährigen Zertifikatsverleihung begrüßte Böwer gemeinsam mit Ingrid Müller (svt. Amtsleitung), Annabell Timmer (Kreisjugendamt) und seinem Kollegen aus der Rechtswissenschaft Prof. Dr. Gerhard Kilz die Leiterin der Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Caritasverbandes Paderborn, Dr. Eva Brockmann. Diese stellte Erfahrungen von Kindern, Eltern und Fachkräften aus der Kinderschutzarbeit der Beratungsstelle in Zusammenarbeit mit Jugendämtern vor. Deutlich wurde, dass sich Kinder und Eltern bei zugewandter, transparenter und taktvoller Beratung auch in schwierigen Lebenslagen gut unterstützt fühlen und bereit sind, Kinderschutz als Hilfe anzunehmen.
Prof. Dr. Beermann übernimmt Recht-Baustein
Mit der diesjährigen dritten Zertifikatsverleihung gibt es einen Wechsel im Lehrendenteam. Prof. Dr. jur. Christopher Beermann übernimmt als Fachvertreter des Kinder-, Jugend- und Familienrechts den Baustein der rechtlichen Grundlagen des Kinderschutzes von Prof. Dr. rer. pol. Gerhard Kilz. Die Jugendhilfeplanerin des Kreises Paderborn, Annabell Timmer, wird in ihrer zum 1.9.2022 angetretenen Promotionsstelle im BMBF-Programm WiN-doctorate das Modell weiterhin begleiten.
Prof. Dr. jur. Christopher Beermann
Sozialrecht, insbesondere Kinder- und Jugendhilferecht mit familienrechtlichen Grundlagen, Strafrecht, Jugendstrafrecht
Münster, Sozialwesen