Im Gespräch über gute Lehre
Nach einer pandemiebedingten Pause konnte am 1.4.2022 solch ein Qualitätszirkel endlich wieder stattfinden. Dass dies alles andere als ein Aprilscherz sein sollte, sondern eine echte Chance für Qualitätssteigerung der Lehre im Fachbereich Theologie bot, war den rund 40 versammelten Studierenden und Dozierenden schnell klar. Der für die Vorbereitung und Durchführung verantwortliche Arbeitskreis Evaluation hatte sechs für alle wichtige Themenschwerpunkte ausgewählt und jeweils mit einem Fragezeichen versehen: Digital lehren und lernen? Wird hier wirklich "Angewandte Theologie" studiert? Theorie aus der Praxis für die Praxis? Präsenz- und Fernstudium- eins? Angemessener Workload? Und nicht zuletzt: Sinnvolle Prüfungen?
Den ganzen Vormittag über bestand die Gelegenheit, diese Fragen in bunt gemischten und immer wieder wechselnden Gruppen zu diskutieren. Dabei kam eine Vielzahl von Aspekten zur Sprache, die jetzt im Nachgang zum Qualitätszirkel sortiert und weiterverfolgt werden müssen. Besonders hilfreich war der Perspektivenmix der Präsenz- und Fernstudierenden. Denn seit es mit Beginn des Studienjahres 2018/19 ein Fernstudienangebot im Fachbereich Theologie gibt, wurde das üblicherweise für Hörsaal oder Seminarraum vorgesehene Curriculum auch auf digitale und asynchrone Lehr-Lern-Formate übertragen; in Folge der Corona-Pandemie mussten bzw. konnten dann auch die ansonsten in Präsenz Studierenden dieses digitale Studium nutzen. Im Austausch wurde deutlich, wo sich aus den inzwischen häufig zu Blended Learning- bzw. Hybridformaten mutierten Angeboten wertvolle Synergien ergeben, wo aber auch noch Optimierungsbedarf besteht.
Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt des Austauschs war die Frage, inwieweit der vor fast zwei Jahren gestartete Übergang vom früheren Studienangebot „Religionspädagogik“ zum Bachelorstudium der „Angewandten Theologie“ mehr als nur einen Namenswechsel darstellt. Hier wurden neben ganz praktischen Fragen z.B. zu Anerkennungsregelungen auch grundsätzliche Aspekte der von allen für zentral erachteten Theorie-Praxis-Vernetzung deutlich. Gerade weil die Praktika mit Praktikumssupervision in diesem Zusammenhang eine besondere Relevanz haben, soll hier eine vertiefende Praktikumsevaluation folgen. Weiterhin wurde angeregt, Möglichkeiten eines dualen Studierens im Zusammenspiel von Studienphasen und Berufstätigkeit zu stärken sowie das geplante Doppelstudium Soziale Arbeit/Angewandte Theologie zügig auf den Weg zu bringen.
Dass Studierende wie Lehrende keine homogenen Gruppen mit gleichen Interessen und Kompetenzen sind, sondern ausgesprochen diverse „Typen“, wurde ganz besonders rings um die Frage nach angemessenem Workload und sinnvollen Prüfungsregelungen deutlich: Wo viele sehr zufrieden mit den Informationen und Anforderungen sind, fehlt es anderen am roten Faden und der klaren Kommunikation. Hier wird es in der nächsten Zeit Aufgabe sein, für mehr Transparenz z.B. hinsichtlich der Leistungserwartungen und den Zeitpunkten ihrer Erbringung in den einzelnen Lehrveranstaltungen bzw. Modulen zu sorgen. Denn nur wenn sich aus solchen Gesprächsrunden wie diesem Qualitätszirkel auch für alle Beteiligte nachvollziehbare Konsequenzen ergeben, wird die Motivation zum fortwährenden Projekt „Studiengangsentwicklung“ erhalten bleiben.
Text: Prof. Dr. Ulrich Feeser-Lichterfeld, Evaluationsbeauftragter im Fachbereich Theologie