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| Aachen,

"Ist eine intersektionale Antisemitismuskritik möglich?" Professorin Karin Stögner referierte auf Einladung des CARS

Auf Einladung des Centrums für Antisemitismus- und Rassismusstudien (CARS) in Aachen referierte die renommierte Soziologin und Professorin an der Universität Passau, Prof.in Dr. Karin Stögner, am 4. April in Aachen zum Thema Israelhass und Gender. Mit rund einhundert Anmeldungen stieß der erste Präsenzvortrag des CARS auf großes Interesse.

Auf Einladung des CARS hielt die Soziologin Prof.in Dr. Karin Stögner einen Vortrag zum Thema Israelhass und Gender.

Die renommierte Soziologin der Universität Passau im Gespräch mit Prof. Dr. Joachim Söder, Prodekan des Fachbereichs Sozialwesen.

Im Rahmen Ihres Vortrags bot Professorin Stögner einen Einblick in die seltsamen Verbindungslinien zwischen bestimmten Strömungen des globalen intersektionalen Feminismus und dem israelbezogenen Antisemitismus, welche in den letzten Jahren an Bedeutung gewannen.

Die Relevanz des Themas stellte auch Stögner, die sich unter anderem intensiv mit der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule und feministischen Theorien befasst, zu Beginn heraus, da die Intersektionalität mittlerweile zu einem integralen Bestandteil des Feminismus avanciert sei. Dabei betonte sie den wichtigen Anspruch ursprünglicher Intersektionalitätsansätze, welcher jedoch auch einzulösen sei. Der Anspruch der Intersektionalität besteht vereinfacht darin, Herrschaftsverhältnisse multidimensional sowie in ihrer Verflechtung wahrzunehmen und zu kritisieren. Auffällig sei jedoch, dass ausgerechnet der Antisemitismus nicht nur ausgesprochen selten in Intersektionalitäts­konzepte einbezogen wird, sondern darüber hinaus Intersektionalität selbst, insbesondere in der aktivistischen Praxis, häufig sogar als ein ideologischer Hintergrund und Vehikel für die Verbreitung und Legitimation von Israelhass dient. Dieser ideologische Antizionismus wirkt, so Stögners Diagnose, in bestimmten aktivistischen Zusammenhängen annähernd wie ein kultureller Code.

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Kann sich eine geschlechtersensible und feministische Antisemitismuskritik überhaupt noch irgendwie auf den Intersektionalitätsrahmen berufen und wenn ja, wie? Dieser Frage spürte Stögner in ihrem luziden Vortrag systematisch mittels eines Dreischritts nach, indem sie zunächst Antisemitismus und Rassismus kursorisch gegenüberstellte und begrifflich-analytisch voneinander abgrenzte. Darauf aufbauend skizzierte Stögner die Gründe für den Ausschluss des Antisemitismus aus der intersektionalen Analyse, um schließlich Intersektionalität als ein Instrument zur Analyse von Antisemitismus im Sinne einer intersektionalen Ideologiekritik zu entwerfen.

Zum Abschluss ihres Vortrags, der eindrücklich das komplexe Verhältnis von Antisemitismus, Israelhass und Intersektionalität darlegte, konstatierte Stögner, dass es sich beim Antisemitismus, der auch mit Sexismus, Rassismus und Nationalismus operiert sowie sich verschränkt, um die intersektionale Ideologie schlechthin handle und keine andere Ideologie derart komplex und stark mit umgebenden Ideologien verschränkt sei, wie der Antisemitismus. Dies mache die Besonderheit des Antisemitismus als feste und zugleich flexible wahnhafte Weltsicht aus. Damit plädierte Stögner für eine intersektionale Ideologiekritik, die den Antisemitismus ins Zentrum der Analyse stellt und damit dem politischen Missbrauch von Intersektionalität für den antisemitischen Israelhass entgegentritt.

 

DER VORTRAG IM VIDEO

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