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Neuerscheinung: „Studienpionier:innen und Soziale Arbeit – Motive, Herausforderungen und gesellschaftliche Konsequenzen“

Der Band von Verena Klomann (Hochschule Darmstadt) und Angelika Schmidt-Koddenberg (Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen am Standort Köln) untersucht die starke Priorisierung des Studiengangs Soziale Arbeit durch Bildungsaufsteiger_innen als ein soziales Phänomen und leistet einen Beitrag zur zentralen Diskussion. Dabei werden sowohl theoretische Perspektiven aufgegriffen und weiterentwickelt als auch aktuelle empirische Erkenntnisse aus verschiedenen Forschungsprojekten vorgestellt und diskutiert. Darüber hinaus werden Einblicke in Formate zur Förderung, Begleitung und Unterstützung sogenannter Studienpionier_innen gegeben.

Vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Strukturwandels, der Entstehung zahlreicher neuer Berufe und einem gestiegenen Anforderungsniveau in der Arbeitswelt sind der Druck auf das Bildungssystem und die Relevanz qualifizierter Bildungsabschlüsse in Deutschland kontinuierlich angewachsen. Die Erlangung der allgemeinen Hochschulreife gehört für junge Menschen heute überwie­gend zur „selbstverständlichen“ Orientierung auf ihrem Bildungs­weg.

Doch entgegen des ständig angestiegenen Bildungslevels seit der ersten großen Reform des deutschen Bildungssystems in den 1970er Jahren ist die Bildungsbeteiligung in Deutschland bis heute ungleich geblieben. Nach wie vor ist die soziale Herkunft die zentrale Komponente für den individuellen Bildungsweg. Dies wirft die Fragen auf, welche Konsequenzen sich daraus für die Studien- bzw. Berufswegeentwicklung ergeben und ob die politisch gewollte Verbesserung der schulischen Bildungsabschlüsse auch soziale Aufstiegsprozesse begünstigt?

Faktum ist, dass der Anteil der Studierenden aus nicht-akademischen Familien an den Fachhochschulen/Hochschulen für Angewandte Wissenschaften deutlich hö­her liegt als an den Universitäten und in den Studiengängen für Soziale Arbeit nochmal ausgeprägter ist, besonders bei Frauen. Im Zusammenhang mit den Herausforderungen, die die zunehmende soziale Heterogenität für den tertiären Bereich im deutschen Bildungssystem erzeugt, wird im neu erschienenen Sammelband „Studienpionier:innen und Soziale Arbeit“ von den Herausgeberinnen Verena Klomann (Fachbereich Soziale Arbeit, Hochschule Darmstadt, Darmstadt) und Angelika Schmidt-Koddenberg (Fachbereich Sozialwesen an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen am Standort Köln) ein besonderer Blick auf die Situation im Studiengang Soziale Arbeit gerichtet. Die Thematik des Buches gliedert sich jenseits einer erziehungs- und sozialwissenschaft­lichen Einführung inhaltlich in drei Abschnitte.

In einem ersten Abschnitt werden theoretische Grundlagen und aktuelle empirische Erkennt­nisse zu Bildung und akademischem Aufstieg im Allgemeinen und innerhalb der Sozialen Ar­beit im Besonderen thematisiert. Dabei geht es sowohl um die grundsätzliche Verdeutlichung der allgemeinen Bil­dungschancen im Deutschland als auch um ausgewählte Aspekte, z.B. um die Identifizierung von Faktoren, die für den Prozess der Studienentscheidung und -aufnahme von jungen Men­schen, die nicht aus einer akademischen Herkunftsfamilie stammen, hemmende oder förder­liche Einflüsse ausüben, wie auch um vorhandene Erwartungshaltungen an das Studium der Sozialen Arbeit sowie existierende Resilienzen und mögliche Differenzen zwischen Studierenden unterschiedlicher sozialer Her­kunft.

Der zweite Buchabschnitt widmet sich unterschiedlichen Aspekten praktischer Unterstüt­zungsansätze (potenzieller) Bildungsaufsteiger_innen. Die Erkenntnisse aus den empirischen Ergebnisse aufgreifend werden hier Unterstützungsangebote aus drei verschiedenen Phasen reflektiert: (1) im Übergang von der Schule ins Studium; (2) im fortlaufenden Studium, beginnend mit der Einführung in die Studiensituation bis zur Begleitung des weiteren Studienverlaufs; (3) am Ende des Studiums die Reflexion über die Ausprägung einer professionellen Orien­tierung als Sozialarbeiter_in. Zur Verdeutlichung der Bedeutung von gezielten Informationen und vielfältigen Reflexionserprobungen, um die Entschei­dungssicherheit und Potenziale der Studierenden zu stärken, greifen die verschiedenen Artikel dieses Abschnitts auf Angebote aus dem Projekt FIGEST (First Generation Studierende begleiten – Teilhabe durch Kompetenzstärkung) zurück, das diese gemeinsam mit praktischen Kooperationspartnern wie z.B. Arbeiterkind e.V. und coach e.V. erprobt und strukturell im bundesweiten Förderkontext „Innovative Hochschule“ an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen an den Standorten Köln und Aachen verortet hat.

Im dritten Buchabschnitt werden die bestehenden gesellschafts- und bildungspolitischen Handlungsbe­darfe kritisch reflektiert. Sie betreffen einerseits die konkrete differenzierte Ausgestaltung der Berufs- und Studienorientierung und andererseits die Fragen nach dem curricularen, so­zialen und institutionellem Umgang mit der zunehmenden sozialen Heterogenität der Studierendenschaft im Hochschulalltag. Abschließend werden die Herausforderungen für den Professionalisierungsdiskurs thematisiert im Hinblick auf das Curriculum und die konkreten Studienziele ebenso wie auch auf die aktuelle Debatte um die Ökonomisierung und Funktionalisierung der Entwicklung von Sozialer Arbeit im 21. Jahrhun­dert angesichts des bestehenden großen Fachkräftebedarfs.

Das Buch ermöglicht gleichermaßen eine theoretische wie prakti­sche Auseinandersetzung mit dem Thema des sozialen Aufstiegs im Kontext des Studien- und Berufsfelds der Sozialen Arbeit. Es gibt zudem Einblicke in das vom BMBF geförderten Projekt FIGEST First Generation Studierende begleiten – Teilhabe durch Kompetenzstärkung und die vielfältigen, hier neu konzeptionierten und erprobten Unterstützungs- und Veranstaltungsformate.

Verena Klomann & Angelika Schmidt-Koddenberg (Hrsg.): Studienpionier:innen und Soziale Arbeit – Motive, Herausforderungen und gesellschaftliche Konsequenzen“, Wiesbaden, Springer Nature 2023

 

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