Neues CARS Working Paper über Empörungsabwehr im Antisemitismus
Antisemitismus drückt sich auf emotionaler Ebene nicht primär in „unbegründetem“ Hass aus. Er ist vor allem eine intersubjektive Praxis verfolgender, sich moralisch gerierender Empörung, die mit einer vermeintlich legitimen Verweigerung von Mitgefühl gegenüber jüdischem Leid einhergeht. Diese emotionale Dynamik ließ sich nach dem 7. Oktober 2023 in der sich formierenden antiisraelischen Protestbewegung beobachten, die ihre ausbleibende Solidarität mit Jüdinnen und Juden im Namen der „Menschlichkeit“ zu rechtfertigen suchte.
Der Beitrag beleuchtet den Zusammenhang von Empörung und Empörungsabwehr im antiisraelischen Gefühlsregime der Protestbewegung und den Lustgewinn des moralischen Manichäismus ihres Antisemitismus.
Die Autorin
Johanna Bach promoviert an der Universität Passau zur Gefühlswelt des Antisemitismus und ist Mitherausgeberin von Vermeintliche Gründe – Ethik und Ethiken im Nationalsozialismus (Campus 2020) sowie von Soziale Arbeit und Rechtsextremismus (utb 2022).