Neues CARS Working Paper von Elke Rajal über 'Schuldkult' und 'German Guilt'
Der Artikel untersucht rechte und linke Schuld-Diskurse im Kontext des 7. Oktobers 2023. Während die extreme Rechte den Begriff des ‚Schuldkults‘ nutzt, um die deutsche und österreichische Erinnerungskultur zu delegitimieren, findet sich eine ähnliche Argumentation in Teilen der sich selbst als pro-palästinensisch verstehenden, antiimperialistischen Linken.
Beide Diskurse teilen die Vorstellung, dass die Shoah zu einer ‚Zivilreligion‘ erhoben worden sei, um bestimmte politische Interessen abzusichern. Sowohl im rechten als auch linken Schuld-Diskurs werden antisemitische Narrative reproduziert und mit verschwörungsideologischen Motiven verknüpft. In beiden Fällen wird die Shoah-Trivialisierung genutzt, um Schuld und historische Verantwortung abzuwehren und das eigene politische Narrativ zu stärken.
Die Autorin
Elke Rajal ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Soziologie der Universität Passau und promoviert zu den Zusammenhängen von NS-Aufarbeitung und Antisemitismus in Deutschland und Österreich. Sie engagiert sich in der Forschungsgruppe Ideologien und Politiken der Ungleichheit (FIPU) und ist Co-Koordinatorin des Research Network 31 (Ethnic Relations, Racism, and Antisemitism) der European Sociological Association. Sie hat Beiträge in den Bänden Kritik des Antisemitismus in der Gegenwart: Erscheinungsformen – Theorien – Bekämpfung (Nomos 2023) und Erinnern als höchste Form des Vergessens? (Um-)Deutungen des Holocaust und der ‚Historikerstreit 2.0‘ (Verbrecher 2023) veröffentlicht. Zuletzt erschienen: Countering Antisemitism through Holocaust Education. A Comparative Perspective on Scotland and Austria, Educational Review 2024, DOI: 10.1080/00131911.2024.2325068.