„Präsent sein“: 4. Alumnitag an der Abteilung Münster fand am 25. September statt
„Man verbindet so viel mit der Zeit des Studiums und den Räumen hier“. „Man fühlt sich fast wie früher.“ Das sagten zwei ehemalige Studierende, die erst vor zwei Jahren an der katho Münster ihr Studium beendet haben. Beim 4. Alumni-Tag am 25. September trafen sie zusammen mit Alumni aus der Sozialen Arbeit und der Heilpädagogik, darunter Abschlussjahrgänge bis in das Jahr 1966 zurück. Bei einem Rundgang durch das Gebäude erinnerte sich eine fit gebliebene ehemalige Studentin, die schon seit 20 Jahren im Ruhestand ist sogar an die Zimmer, in denen Studierende wohnen konnten, heute sind das Büros von Lehrenden, zu erkennen an den noch vorhandenen Waschbecken.
Froh über die Begegnungen und die Erinnerungen und zugleich diskussionsfreudig angesichts des aktuellen Themas zeigten sich die Gäste; um „präsent“ sein in verschiedener Hinsicht sollte es an diesem Tag gehen.
Nach einem musikalischen Einstieg in den Tag, von Paul Barkam, begrüßten Nina Weinberger und Bruder Michael Wies die Alumni im Hörsaal der katho. Die beiden sind Mitglieder des Alumni-AK, in dem sie und andere Ehemalige die Angebote für Alumni in Münster überlegen und durchführen. „Wie geht es Dir?“, eine angesichts der erfahrenen Distanz der Corona-Zeit alles andere als oberflächliche Frage stellten sie sich und den Gästen.
Dr. Sebastian Laukötter, Lehrender der Abteilung Münster führte mit feinsinnigen Überlegungen zu Begriffen ein in die ethische Dimension. Präsenz ist mehr als nur die vordergründige Anwesenheit in einem Raum und zu einer bestimmten Zeit. Wirkliche Präsenz zeichnet sich aus durch die Bezogenheit der Menschen aufeinander, die Beziehung und die Resonanz. So gesehen ist nicht erst seit Corona und den Videokonferenzen die Frage der Präsenz relevant; wie „gegenwärtig“ sind Fachkräfte, wenn sie unter Druck von Zeit und Effizienz mit Adressat_innen arbeiten? Um seine Überlegungen dabei zu verdeutlichen spielte Dr. Sebastian Laukötter mit der Doppeldeutigkeit seines Vortragstitels „Und es hat ZOOM gemacht“. Indem er einerseits die Thematik der letzten Jahre um die vielen Videokonferenzen aufnahm, seine Überlegung gleichzeitig aber auch an sieben verschiedenen Songtextzitaten verdeutlichte, unter anderem mit Herbert Grönemeyer und seinem Lied ‚Mensch‘: „Und der Mensch heißt Mensch […] weil er lacht, weil er lebt, du fehlst.“
Die Teilnehmer_innen nahmen diese Impulse mit in zwei Workshops, die das Thema der Präsenz aufgriffen; beide Gruppen wurden von Alumni geleitet. Kathrin Barkam stellte unter dem Titel „Extreme präsentieren sich“ Radikalisierungstendenzen in der Gesellschaft und der Praxis des Sozialwesens vor. Aus der Gruppe wurden die Erfahrungen mit einer Reihe eigener Erfahrungen ergänzt, so z.B. aus dem ASD, dem Jugendamt, der Wohnungslosenhilfe, der Behindertenhilfe. Bemerkenswert war, wie persönlich das Gespräch verlief, vertraut, als würde man sich schon länger kennen. Der zweite Workshop wurde geleitet von Patrick Werth und trug den Titel „Sozialwesen auf dem Präsentierteller“; wie schon bei der Stullenstunde für Alumni im Frühjahr 2021 ging es um die Frage, ob nicht Soziale Arbeit und Heilpädagogik deutlicher ihre Gemeinsamkeiten als systemrelevante Berufe zeigen müssten. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage der beruflichen Identität und Erfahrungen im eigenen Arbeitsalltag mit der jeweils anderen Profession.
Das Abschlussplenum führte einige Gedanken zusammen und schloss die inhaltliche Arbeit ab mit einem Feedback zum 4. Alumni-Tag. Hervorgehoben wurde das persönliche Gespräch auch in kleinen Runden; vielleicht wäre das eine Lehre aus den letzten Monaten, dass es nicht auf große Veranstaltungen ankommt, sondern auf Begegnungen in kleinen Gruppen. Und wieder einmal Denkanstöße aus der Hochschule zu bekommen, wenn man in der beruflichen Praxis steckt, sei anregend.
Professorin Ursula Tölle, verantwortlich für die Alumni-Arbeit der Abteilung und unterstützt durch Lennart Nickel und Jana Pierscianek, lud in diesem Zusammenhang ein zu der neuen Veranstaltungsreihe „Alumni für Alumni“, zu der Ehemalige selbst Themen einbringen können und auch als Teilnehmende zu dieser Form von Seminaren eingeladen sind. Spontan entstand die Idee, zukünftig einen Stammtisch für Alumni anzubieten; Themen bräuchte es nicht, denn zu erzählen hätten sich alle genug!
Der Tag schloss ab mit leckeren syrisch-arabischen Manakish und generationsübergreifenden Gesprächen bei Sonne auf dem Campus der Hochschule.
Verantwortlich für den Text: Prof. Dr. Ursula Tölle
Verantwortlich für die Fotos: Lennart Nickel
Kontakt: Jana Pierscianek, alumni.muenster(at)katho-nrw.de