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Deutscher Suchtkongress 2024: „Dringend muss die Betroffenenperspektive mitgedacht werden“

Mit großem Fachinteresse und beachtlicher Medienresonanz ist am Mittwoch der diesjährige Deutsche Suchtkongress an der TH Köln unter der ehrenamtlichen Präsidentschaft von Prof. Dr. Ulrich Frischknecht zu Ende gegangen, auf dem auch der katho-Studiengang Suchthilfe/-Therapie sein Angebot präsentierte – hier sein Fazit in drei Antworten.

Ein starkes Team der katho mit Stand auf dem diesjährigen Deutschen Suchtkongress, wo Constance Schwegler, Student Robert Paetow und Prof. Dr. Ulrich Frischknecht (v.l.n.r.) für den Master-Studiengang Suchthilfe/-Therapie warben.

Was sind die aus Ihrer Sicht wichtigsten Erkenntnisse des diesjährigen Deutschen Suchtkongresses?

Dass es unglaublicher gemeinsamer Anstrengung bedarf, um Jahrtausende alte „Kulturtechniken“ wie Stigmatisierung, Drogenkonsum und Profitgier erstens aufzuzeigen und zweitens entsprechend unserem Wissensstand zu begegnen – um nicht zu sagen: wirksam entgegenzutreten.

Die perfiden Strategien der Alkohol-, Nikotin- und Cannabisproduzenten, die durch passives Unterlassen gekennzeichnete a-soziale und anti-christliche Drogenpolitik und die menschlich nachvollziehbare, aber mit Nächstenliebe und Schwächstenhilfe schwer vereinbare Diskriminierung gegenüber sozial Benachteiligten Menschen wurde in vielen Beiträgen mehr als deutlich.

 

Cannabis-Abhängigkeit und fehlende Therapieplätze für Suchtkranke dominierten zumindest medial den diesjährigen Kongress. Hatten die Teilnehmenden Lösungen für diese Probleme parat?

Leider nein. Von den Befürworter_innen der Cannabislegalisierung waren auf dem diesjährigen Kongress viele erstaunlich unsichtbar. Und die Gegner_innen der Cannabislegalisierung sehen sich Politiker_innen und anderen Stakeholdern gegenüber, die aus Geltungssucht heraus nicht bereit sind, ihre Fehler zu korrigieren oder wenigstens einzugestehen. Da sind auch die in den Kinderschuhen steckenden Möglichkeiten der Digitalisierung nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

 

Was muss Ihrer Meinung nach seitens der Politik getan werden, um die Suchthilfe in Deutschland zu verbessern?

Dringend muss die Betroffenenperspektive mitgedacht werden – und damit haben wir dieses Jahr beim Kongress ganz zaghaft angefangen. Und zwar die Perspektive der am schwersten Betroffenen. Ein gut situierter Durchschnittscannabiskonsument hat halt recht wenig mit einem durch bio-psycho-soziale Probleme – ich sag mal: Behinderung – Einsamkeit – Armut – betroffenen Menschen mit Cannabisabhängkeit zu tun.

Gleichzeitig wäre eine Regelfinanzierung nötig, die auch den interdisziplinären Austausch sowie die Aus- und Weiterbildung der Fachkräfte mitberücksichtigt – so wie sie auch in anderen Handlungsfeldern selbstverständlich ist.

 

Impressionen

Gut gefüllter Hörsaal bei der Eröffnung des Deutschen Suchtkongresses 2024, der diesmal in Köln an der TH unter Präsidentschaft von Prof. Dr. Ulrich Frischknecht von der katho stattfand.
Bei der Podiumsdiskussion am Dienstag (24.09.) zur Versorgungssituation von Kindern und Jugendlichen mit Abhängigkeitsproblemen trat die katho als Unterstützer zwischen ranghaften Namen auf.
Am Montag (23.09.) referierte Prof. Dr. Ulrich Frischknecht zum Thema „Das Sucht-Stigma als eine besondere Form des Vorurteils“. Mit dabei: die Holztafel der Kampagne „Würde unantastbar“ (rechts im Bild).
Abdulqadeer Butt (Universität Osnabrück) beim Vortrag zu seinem Versorgungsprojekt „Al-Mudmin", eine religionssensible Suchtberatung für Muslime, am Dienstag (24.09.).
Ebtesam Saleh von der Charitè Universitätsmedizin Berlin sprach am 24.09. über „Diversitätsberücksichtigung in der Suchthilfe“. Ein aussagekräftiges Zitat aus ihrer Forschung hatte sie eingeblendet.
Wolfgang Scheiblich, langjähriger Dozent im Master-Studiengang Suchthilfe/-therapie und ehemaliger Leiter des katho-Kooperationspartners SKM, bei seinem Vortrag am 24.09. zum Thema „Herausforderungen für die Weiterbildungsinstitute im Spannungsfeld zwischen Qualitätsanforderungen und Fachkräftemangel“.
2024 Soziales Deutsches Institut für Sucht- und Präventionsforschung (DISuP) katho Köln News
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