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| Münster,

Professionelles Handeln angesichts gesellschaftlicher Krisen

Praxis- und Forschungstag an der katho in Münster

Der 14. Praxis- und Forschungstag der katho in Münster fand am 26. Juni unter dem Titel „Professionelles Handeln angesichts gesellschaftlicher Krisen“ statt. Insgesamt 90 Teilnehmer_innen und Aktive nutzten die Veranstaltung, um gemeinsam ein Verständnis von Krisenphänomenen sowie deren Folgen zu entwickeln und loteten Perspektiven für die Handlungsfelder der Sozialen Arbeit und Heilpädagogik aus.

Die Dekanin Prof.in Dr.in Anja Kannegießer begrüßte eingangs alle Anwesenden und sieht in diesem Veranstaltungsformat „eine gute und wichtige Gelegenheit, um mit Praxiseinrichtungen ins Gespräch zu kommen und zu bleiben.“

Prof. Dr. Sebastian Laukötter ging in seinem Einstiegsvortrag „Krise(n) ohne Ende? Philosophische Reflexion des Krisenbegriff“ der Herkunft und tieferen Bedeutung des „omnipräsenten Begriffs Krise“ nach und betonte den Unterschied zwischen kurzfristigen und chronischen Krisen: Kurzfristige Krisen erfordern eine unmittelbare Reaktion, zuweilen eine schnelle Entscheidung, und sind insofern immer auch als Wendepunkte zu verstehen. Routinen kommen an ihre Grenzen, andere, neue Lösungen sind gefragt. Darin steckt das Innovationspotential von (kurzfristigen) Krisen. Die Rede von „chronischen“ Krisen dagegen habe oft eher lähmende Wirkung, weil sie die eigene Ohnmacht betont. Diese Wirkung zeige sich auch in der Art, wie über den „Fachkräftemangel“ oder auch die „Klimakrise“ gesprochen werde. Sebastian Laukötter plädierte abschließend dafür, den Umgang mit Krisen durch ein vertieftes Verstehen der Phänomene einzuüben, Möglichkeiten der Reflexion und der gemeinsamen Suche nach Lösungen zu schaffen, damit Mitarbeitende in sozialen Berufen nicht in Überforderungssituationen geraten, die hilflos machen.

Trialogisches Forum zu Krisenphänomenen

Im darauffolgenden trialogischen Forum, moderiert von den beiden Praxiskoordinatorinnen Prof.in Dr.in Sabine Schäper und Prof.in Dr.in Judith Haase, tauschten Medya Mustafa (ehemalige Studentin an der katho), Jan Hindrichs (Geschäftsführer des Caritasverbandes Herten e.V.) und Prof.in Dr.in Ursula Böing (Lehrende an der katho) sich darüber aus, welche Krisenphänomene sie in ihrer jeweiligen Rolle beschäftigen und wie sie damit umgehen. Trotz der Vielfältigkeit der erlebten und beobachteten Krisenphänomene konnten alle drei zum Ende ihrer Statements einen positiven Blick einnehmen: Medya Mustafa sieht als eine Aufgabe der Sozialen Arbeit, die Menschen so zu unterstützten, dass sie mit Krisen lernen umzugehen. Die Menschheit werde diverser, wodurch aktuell Konflikte auftreten. Sie wünscht sich, dass alle das richtige Handwerkszeug erlernen, um mit diesen Krisen umzugehen und sich politisch engagieren, um strukturelle und politische Veränderungen herbeizuführen. Prof.in Dr.in Ursula Böing sieht in Krisen einen Motor für professionelle Entwicklungen und Jan Hindrichs schließt daran an, dass „Krisen ein Stück weit auch die Chance zum Gestalten bieten“. Im Anschluss wurde die Diskussion für alle Teilnehmenden geöffnet.

In sechs Workshops wurden Krisenphänomene aus verschiedenen Praxisfeldern und Themenbereichen vertiefend bearbeitet: Fachkräftemangel, die sozial-ökologischen Transformationen im Zuge der „Klimakrise“, die Folgen von erlebten Krisen für die Identitätsentwicklung von jungen Menschen, die gesundheitliche Benachteiligung von Personen mit Migrationshintergrund und das Belastungserleben von Studierenden in Praxisphasen und im Übergang in die berufliche Praxis. Auch diese Workshops wurden trialogisch geleitet: Sie wurden gestaltet von Studierenden der katho (Pauline Koch, Kiara Blome, Elias Cerbe, Hanna Horstmann, Alina Christmann, Mäx Phillip Nazarevych, Mohammed Mostafa, Lukas Behrens), Praxisvertreter_innen (Sandra Steinberg, Dr.in Claudia Wallner, Marilena Bekierz, Julia Kuzmin, Karin Beckmann) und Lehrenden der katho (Prof.in Dr.in Judith Haase, Prof.in Dr.in Eva Stuckstätte, Prof.in Dr.in Judith Conrads, Prof.in Dr.in Svantje Notzon, Dr.in Milena Jostmeier, Prof. Dr. Kolja Heckes, Fady Guirgis, Prof. Dr. Bernward Winter, Prof. Dr. Jörg Röwekamp-Wattendorf). Damit boten die Workshops Platz für den intensiven Austausch im Dreieck Studierende – Hochschule – Praxis, der alle Seiten in ihren Perspektiven bereichert. Im Anschluss wurden die Ergebnisse aus den Workshops in einem Gallery Walk präsentiert und zusammengeführt.    

Postersession und Workshops zu aktueller Forschung 

Der Forschungsteil der Veranstaltung wurde durch eine Postersession eröffnet. Alle Teilnehmenden konnten sich in Gesprächen mit den Präsentatoren Prof.in Dr.in Christiane Rohleder, Prof.in Dr.in Svantje Notzon, Judith Sellmeyer, Hannah Söhnen, Barbara Enste, Carolin Feß, Anna Egelkamp, Hanna Schmitz und Monika Laumann über unterschiedliche Forschungs- und Dissertationsprojekte, dem Institut für Teilhabeforschung und der Möglichkeit von Lehrforschungsprojekten im Rahmen der Masterstudiengänge informieren. Im Anschluss fanden drei weitere Workshops zu unterschiedlichen Forschungsprojekten statt: Prof.in Dr.in Christiane Rohleder stellte Ergebnisse einer Befragung in Einrichtungen für älterwerdende Menschen mit chronischen psychischen Erkrankungen vor, Judith Sellmeyer setzte sich mit den Teilnehmenden zu Kindern mit Behinderung als „unsichtbare Gruppe“ im Kinderschutz auseinander und Prof.in Dr.in Grit Höppner stellte Barrieren im Zugang zum Gewaltschutz dar.

Bei warmem sonnigem Wetter wurde der Praxis- und Forschungstag 2024 beendet.

 

Text: Monika Laumann und Prof.in Dr.in Sabine Schäper
Fotos: Lara Pauer

 

Prof. Dr. Sebastian Laukötter hielt den Einstiegsvortrag „Krise(n) ohne Ende? Philosophische Reflexion des Krisenbegriff“
Während der Begrüßung, des Vortrags und dem trialogischen Forum waren alle Teilnehmenden im Hörsaal der katho.
Die Bibliothek informierte über Neuerscheinungen und Bücher passend zum Thema der Veranstaltung.
In den insgesamt neun angebotenen Workshops tauschten sich Praxisvertreter_innen, Studierende und Lehrende aus.
Während der Postersession wurden intensive Gespräche mit den Präsentator_innen (hier Barbara Enste) geführt.
Das trialogische Forum wurde von den Praxiskoordinatorinnen Prof.in Dr.in Judith Haase und Prof.in Dr.in Sabine Schäper moderiert. Medya Mustafa, Jan Hindrichs und Prof.in Dr.in Ursula Böing sprachen über die Krisenphänomene in ihren jeweiligen Rollen.
Das sommerliche Wetter lud in den Kaffeepausen auch draußen zu anregenden Gesprächen ein.

KONTAKT

Sarah Althöfer

Fachbereichsreferentin für Studium und Praxis

Münster, Sozialwesen

2024 Forschung Praxis Münster Nachbericht Sozialwesen
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