Projekt pro8 – Eine langjährige Hochschulkooperation erhält einen neuen „digitalen“ Anstrich
Das Projekt: Studierende der Ingenieurwissenschaften bearbeiten in interdisziplinären Teams eine reale Problemstellung aus der Industrie – unter Zeitdruck, in Konkurrenz und mit hoher Praxisorientierung. Während dieses Prozesses sollen frühzeitig soziale Kompetenzen, Teamfähigkeit und Reflexion in der Gruppe gefördert werden. Das ist die Aufgabe der Studierenden der katho, sie übernehmen in pro8 die Rolle der Teamcoaches, d.h. sie begleiten die Ingenieurstudierenden der FH mit ihren professionell beraterischen Kompetenzen. Sie arbeiten im Tandem mit den sogenannten Fachcoaches, das sind Studierende im höheren Semester am Fachbereich Maschinenbau/Mechatronik der FH, die die Teams bei inhaltlichen Fragestellungen begleiten.
Am Ende der Projektwoche erfolgt eine Abschlusspräsentation vor Publikum, bei der nicht nur die technische Lösung, sondern auch die Teamleistung und Präsentation bewertet werden.
Transformation des Projekts
Im Rahmen seiner kontinuierlichen Weiterentwicklung richtet das Projekt pro8 nun auch den Blick auf neue technologische Möglichkeiten – Künstliche Intelligenz erhält dabei eine wachsende Bedeutung.
Sowohl die Studierenden der FH nutzen die KI bei der technischen Lösungssuche als auch die Studierenden der katho werden Tools der KI nutzen, um sich Anregungen für die spezifische Beratung ihres Teams zu holen. Dr.in Annett Giercke-Ungermann vom DLSC-Team der katho erklärt, wie dieser Prozess angeleitet und begleitet wird:
„Unsere Aufgabe ist es, den Studierenden Sicherheit im Umgang mit generativer KI zu geben – nicht durch starre Vorgaben, sondern durch gemeinsames Ausprobieren, kritisches Hinterfragen und stetige Reflexion. Generative KI ersetzt dabei menschliche Zusammenarbeit nicht, sondern ist als ein Impuls zu verstehen, um Kommunikation, Kreativität und Problemlösung in den Teams zu fördern und zu unterstützen.“
Prof.in Dr.in Martina Schäfer begleitet auf professoraler Seite die Kooperation zwischen FH Aachen und katho Aachen. Sie reflektiert die Chancen und Risiken, die eine KI-unterstützte Beratung mit sich bringt:
„In den unterschiedlichen Beratungsfeldern im Kontext der Sozialen Arbeit bietet der Einsatz von Künstlicher Intelligenz sicherlich Chancen. Die Erledigung von administrativen Aufgaben aber auch der zeitlich uneingeschränkte Zugang zu einem KI gestützten Beratungssystem sind Vorteile, die nicht von der Hand zu weisen sind. Der Einsatz von KI zeigt aber auch eine Kehrseite der Medaille. Besonders sensible und komplexe Unterstützungsbedarfe der Adressat_innen erfordern eine professionelle und flexibel ausgerichtete professionelle Beziehungsarbeit. KI kann diese menschliche Komponente nicht ersetzen.“
Vorbereitungen für die Projektwoche
Bereits im Vorfeld der im Februar stattfindenden Projektwoche erfolgen an beiden beteiligten Hochschulen umfangreiche organisatorische und inhaltliche Vorbereitungen. Seit dem Eintritt von Prof.in Dr.in Martina Klocke in den Ruhestand wird das Projekt an der FH Aachen von Prof. Dr. Kristian Arntz betreut. Neben der konzeptionellen Planung des Ablaufs der Projektwoche und der Auswahl der Studierenden umfasst die Vorbereitung auch die Identifikation eines Unternehmens mit einer praxisrelevanten und zugleich wissenschaftlich anschlussfähigen Problemstellung. Diese wird so ausgestaltet, dass sie einerseits hinreichend fokussiert ist, um eine gemeinsame Bearbeitung durch alle Teams zu ermöglichen, andererseits jedoch genügend Offenheit bietet, um unterschiedliche Herangehensweisen und Lösungsstrategien zuzulassen.
Aufseiten der katho werden die Teamcoaches im Vorfeld der Projektwoche in einem dreitägigen Seminar auf ihre Aufgaben vorbereitet. Dieses Seminar wird von den langjährigen Lehrbeauftragten Miriam Aldenhoven und Stephan Polte durchgeführt. Ab dem Wintersemester des kommenden Jahres plant Prof.in Dr.in Martina Schäfer, die Vorbereitung der Teamcoaches curricular neu im Grundlagenmodul 10 des Regelstudiengangs Soziale Arbeit B.A. zu verankern:
"Im Grundlagenmodul „Konzepte und Methoden professioneller Intervention und Organisation“ werden u.a. psychosoziale Beratungsansätze gelehrt. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz verändert zunehmend die Arbeitsweise in Organisationen, einschließlich der Art und Weise, wie gedacht, entschieden und geführt wird. Eine entsprechende Anpassung der Lehrangebote ist vor diesem Hintergrund notwendig, um Studierende der Sozialen Arbeit zu befähigen, den veränderten Unterstützungsbedarfen der Adressat_innen, aber auch die effiziente Nutzung von KI in den Alltagspraxen der professionell Tätigen begegnen zu können."
Was macht das Projekt so besonders?
Ingenieurstudierende profitieren nicht nur von fachlicher Herausforderung, sondern auch von Begleitung in den Bereichen Teamarbeit, Kommunikation und Selbstreflexion – begleitet durch Teamcoaches der katho. Studierende der katho erhalten die Möglichkeit, Coaching‐Rollen einzunehmen und ihre professionell beraterischen Kompetenzen in einem technisch‐ingenieurwissenschaftlichen Umfeld einzubringen. So wird interdisziplinäres Lernen gefördert.
Erfolge und Auszeichnungen
Das Projekt pro8 wurde 2022 mit dem Deutscher Arbeitgeberpreis für Bildung in der Kategorie „Hochschulische Bildung“ ausgezeichnet – unter anderem wegen seiner interdisziplinären Ausrichtung, Praxisbezug und Kooperation über Hochschulgrenzen hinweg
Ansprechperson für das Projekt pro8
Prof. Dr. phil. Martina Schäfer
Professorin für Theorien und Konzepte Sozialer Arbeit; Studiengangsleitung Klinisch-therapeutische Soziale Arbeit
Aachen, Sozialwesen