s_innovation-Veranstaltung: Wie können wir gemeinsam unsere Gesellschaft gestalten?
Der erste Tag der Veranstaltung stand unter dem Motto Partizipation und Kommunikation. In einem Grußwort blicken die Projektleitungen von s_inn, Prof.’in Dr. Dr. Sigrid Graumann (EvH RWL) und Prof. Dr. Hans Hobelsberger (katho) auf die Arbeit, das Innovationsverständnis und die Schwerpunkte des Transfernetzwerks zurück. Deutlich wurde noch einmal, wie wichtig der Transfer für beide Hochschulen ist und dass s_inn einen bedeutenden Beitrag für dessen Weiterentwicklung geleistet hat, indem es sehr heterogene Zielgruppen angesprochen, mit politischen Selbstvertretungen sowie Expert_innen in eigener Sache zusammengearbeitet und partizipative Formate entwickelt hat.
Das Thema Partizipation fokussierte auch Frau Prof.’in Dr. Vera Munde (Katholische Hochschule für Sozialwesen in Berlin) in ihrer Keynote Brücken bauen – Partizipation und Kommunikation in der Forschung. „Wenn unterschiedliche Menschen zusammenkommen, herrscht wenig Idee darüber, wie die anderen denken“, so Munde. „Nur, wenn die Beteiligten eine gemeinsame Sprache entwickeln, können sie eine Brücke bauen“, erläutert Munde weiter. Das Ziel von Partizipation sei es, nicht nur gemeinsame Erkenntnisse zu erlangen. Darüber hinaus müsse sich auch etwas an der Lebenssituation und den Teilhabechancen der Betroffenen verändern.
Im anschließenden Marketplace präsentierten Mitarbeitende des Transfernetzwerks Ergebnisse und Aktivitäten zu den Themen Partizipation, Vielfalt & Barrierefreiheit sowie Kommunikation & Transfer. Hier hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, ausgiebig zu diesen Themen ins Gespräch zu kommen und sich zu informieren.
Die darauffolgenden Werkstätten boten ausreichend Raum, um sich mit bestimmten Themen des Transfernetzwerks, wie etwa Leichte Sprache, Partizipative Formatentwicklung oder Wissenschaftskommunikation, intensiv zu beschäftigen. Ziel hierbei war es, gemeinsam an konkreten Fragestellungen zu arbeiten, sich über Herausforderungen auszutauschen und Ideen zu entwickeln. Nach diesen vielfältigen Formaten endete der erste Tag mit einem kulturellen Beitrag des Impro-Theaters Emscherblut, das auf humorvolle Art und Weise einige der diskutierten Themen szenisch darstellte.
Vielfalt und Transfer als Schwerpunkte des zweiten Tages
Am folgenden Tag ging Norbert Kunz (Geschäftsführer bei Social Impact) in seiner Keynote Soziale Innovationen sind „demokratisch“! auf die Bedeutung und den Mehrwert von Social Entrepreneurship in Bezug auf große gesellschaftliche Herausforderungen ein. Gerade weil Social Entrepreneure bei ihren Innovationen nicht primär einer kapitalistischen Gewinn-, sondern vor allem einer Werteorientierung folgten, spielten sie für die Bewältigung von Problemen wie Armut, Bildungsungerechtigkeit oder dem Klimawandel eine wichtige Rolle. Die teilweise noch zu findende Skepsis, dass Social Entrepreneure letztlich doch wie ‚normale‘ Unternehmer_innen handelten, sei dabei unbegründet.
Das Verhältnis von Gewinn- sowie Werteorientierung war auch eines der Themen in der anschließenden Podiumsdiskussion, an der neben Prof.’in Dr. Dr. Sigrid Graumann und Prof. Dr. Hans Hobelsberger auch Norbert Kunz und Dr. Birgit Rothenberg (Vorstand, MOBILE – Selbstbestimmtes Leben Behinderter e. V.) sowie Helga Siemens-Weibring (Geschäftsfeldleitung beim Diakonischen Werk Rheinland-Westfalen-Lippe e. V.) teilnahmen. So ging Helga Siemens-Weibring auf die Herausforderung von Diakonie und Caritas ein, als Sozialunternehmen mit Privatunternehmen konkurrieren zu müssen. Das mache „das Tun“ teilweise sehr schwer, zumal das Kriterium der Marktgängigkeit stark in der Politik verankert sei. Die Podiumsgäste waren hier einer Meinung, dass Ausgaben für Bildung, Soziales oder ökologische Nachhaltigkeit nicht länger als Kosten, sondern als wichtige Investitionen betrachtet werden sollten. Dies sei aber leider sowohl in der Politik als auch in Unternehmen noch nicht der Fall.
Betont wurde zudem die Relevanz einer Beteiligung von Expert_innen in eigener Sache – so etwa von Birgit Rothenberg sowie von Teilnehmenden aus dem Publikum, die sich in der Selbstvertretung wohnungsloser Menschen engagieren. Hieran anschließend gingen Frau Graumann und Herr Hobelsberger auf die Rolle der Hochschule ein: Diese müsse dazu beitragen, dass sich sog. Betroffene als mitforschende Subjekte einbringen können. Zentrale Aufgabe sei es darüber hinaus, selbstbewusste Studierende auszubilden, die den sozialen Wandel im Blick haben.
Nach vielen Inputs aus der Keynote und der Podiumsdiskussion ging es auch am zweiten Tag für die Teilnehmenden interaktiv in verschiedenen Werkstätten weiter. Passend zum Thema des Tages gab es Werkstätten zu den Themen Beschwerdestrukturen für geflüchtete Menschen, Barrierefreie Designs oder zu partizipativer Projekt- und Netzwerkarbeit.
Zum Abschluss von zwei intensiven Tagen, die viel Raum und Gelegenheit für Gespräche und Austausch boten, blickte Alexander Wirp vom Bundesministerium für Bildung und Forschung noch einmal auf die Förderlinie Innovative Hochschule, in dessen Rahmen s_inn gefördert wurde, und wünschte den Beteiligten alles Gute für die Zukunft.