Soziale Probleme in Deutschland und Südindien: Seminar erfolgreich beendet
Nach einem interaktiven Kennenlernprozess der Studierenden und einer inhaltlichen Einführung kristallisierte sich das Interesse der Studierenden an der Bearbeitung der sozialen Probleme „Poverty“, „Unemployment“, „Violence against Women“ und „Gender Identity“ heraus. Diese sozialen Probleme wurden im weiteren Verlauf des Seminars in vier Kleingruppen bearbeitet, die sich jeweils aus deutschen und südindischen Studierenden zusammensetzten. Die Zwischenergebnisse der Kleingruppen wurden in internationaler Perspektive und im Vergleich der im Seminar behandelten sozialen Probleme fortlaufend diskutiert.
Für die Studierenden vermittelten unter anderem Stadtteilbegehungen, wie sich soziale Probleme in beiden Ländern auf unterschiedliche Weise manifestieren. So zeigte eine Kleingruppe, dass Armut in Deutschland und Südindien präsent ist, dass sich dieses soziale Problem aber in seinen Ausprägungen unterscheidet und demzufolge Interventionen der Sozialen Arbeit regionalspezifisch auszugestalten sind. In Karnataka, Südindien, ist es etwa Aufgabe der Sozialen Arbeit, die Infrastruktur für ein menschenwürdiges Leben in so genannten slum communities sicherzustellen (Trinkwasser, Elektrizität, Busse für Kinder, um Schulbesuch sicherzustellen). In Münster ist Armut im Stadtbild weniger präsent; zudem gibt es Einrichtungen, die Schlafplätze und Wohnraum für längere Aufenthalte zur Verfügung stellen und dabei eher einzelfallbezogen agieren.
Eine andere Kleingruppe arbeitete heraus, dass Gewalt gegen Frauen in Südindien in der Öffentlichkeit deutlich präsenter als in Deutschland ist (z.B. in öffentlichen Verkehrsmitteln, Communities, von denen bekannt ist, dass Gewalt gegen Frauen regelmäßig ausgeübt wird). Demgegenüber fiel es den deutschen Studierenden schwer, konkrete Orte und Betroffene von Gewalt auszumachen; sie fotografierten während einer Stadtteilbegehung stattdessen verschlossene Türen, weil Gewalt gegen Frauen in Deutschland nach wie vor als eine private Angelegenheit gilt, über die Stillschweigen gewahrt wird. Der Zugang der Sozialen Arbeit zu gewaltbetroffenen Frauen gestaltet sich in beiden Ländern daher unterschiedlich.
Trotz räumlicher Distanz und Corona-Pandemie haben die Studierenden von diesem Angebot der virtual mobiliy deutlich profitiert. Sie haben sich Kenntnisse zu ausgewählten sozialen Problemen und dem damit verbundenen Unterstützungssystem Sozialer Arbeit in zwei Ländern angeeignet. Dabei wurde deutlich, dass sich soziale Probleme auf lokaler Ebene manifestieren, dass diese aber immer auch als globale Probleme zu verstehen sind. Die Studierenden haben durch die kontinuierliche Zusammenarbeit in deutsch-indischen Kleingruppen transkulturelle Fähigkeiten erworben, die zur Herausbildung einer professionellen Identität beitragen. Schließlich wurde durch das Seminar die Kooperation zwischen der katho und Christ (Deemed to be University), Bangalore, weiter gefördert. Eine Wiederholung des Seminars ist geplant.