Exkursion an Orte der ideologischen Gesundheitsbildung im Nationalsozialismus
Ein idyllisches Fachwerkhaus als ideales Bild vom Deutschtum: In Alt Rehse steht Idylle gegen die Ideologie mit der „Führerschule der Deutschen Ärzteschaft“. (Fotos: privat)
Auf einer Exkursion vom 25. bis 29. Juni besuchten Studierende des Fachbereichs Gesundheitswesen unter der Leitung von Prof.in Dr.in Dorothee Lebeda und Prof. Dr. Roland Brühe Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Es war eine Reise an Orte der Täter des Nationalsozialismus', denn in dem idyllischen Ort Alt Rehse stand die frühere „Führerschule der Deutschen Ärzteschaft“, die nach der Machtübernahme der NSDAP zwischen 1935 und 1943 der „weltanschaulichen Schulung“ von Ärzt_innen, Apothekern und Hebammen diente.
Führungspersonen der Gesundheitsberufe sollten im Sinne der Rassenideologie geformt werden
Zunächst besichtigten die Studierenden die „Erinnerungs-, Bildungs- und Begegnungsstätte Alt Rehse“, die sich in einem Gebäude unweit des Schlossparks befindet. Bei einer Führung durch das Gelände konnten sie einen Überblick und einen Eindruck gewinnen, wie sich die damalige Bildungsstätte in den idyllischen Ort eingebaut hat. Hilfreich war auch die Betrachtung historischer Quellen. Zu nennen wäre ein privat gedrehter Film aus den 1940er Jahren, der die Schulungsteilnehmer_innen im Gelände der Führerschule bei verschiedenen Aktivitäten zeigt, wie sie gemeinsam den Alltag in den Gruppenkurse verbrachten.
Damals haben „90 bis 100 Schulungskurse mit ungefähr 12000 Teilnehmern aus dem medizinischen Umfeld“ stattgefunden, um führende Personen der Gesundheitsberufe im Sinne der Rassenideologie zu formen.
Heilanstalt Domjüch als Zwischenstelle vor Tötung psychisch Erkrankter
Im Rahmen der Exkursion besuchten die katho-Studierenden auch die Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück bei Fürstenberg (Havel) im Norden Brandenburgs. Diese war das größte Frauen-Konzentrationslager im NS-Regime und von 1939 bis 1945 mit vielen Außenlagern in Betrieb. Bei der Gedenkstättenführung unter der Perspektive „Orte der Opfer des Nationalsozialismus“ hinterließ insbesondere der Kontrast zwischen dem Wohn- und Verwaltungsteil des Geländes und dem separierten Ort der früheren Baracken für die Insassen Eindruck.
Das Programm machte die Besichtigung der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt Domjüch in Neustrelitz komplett. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden dort über 100 Patient_innen der Einrichtung zwangssterilisiert und etwa 100 Patient_innen direkt von dort nach Bernburg in Sachsen-Anhalt transportiert und ermordet.
Das kompakte und eindrucksvolle Programm sorgte unter den Teilnehmenden für viel gemeinsames Nachdenken über die Gesundheitsprofessionen im NS sowie Diskussionen über die Gestaltung und Ziele eigener Bildungsangebote im Gesundheitswesen.
Gedenkstättenmatinee am 1. Oktober 2025Die Auseinandersetzung mit Gedenkstättenpädagogik wird mit der für den 1. Oktober 2025 geplanten Gedenkstättenmatinee fortgesetzt, die von Dorothee Lebeda im Rahmen der Lehrveranstaltungen zur berufskundlichen Fachdidaktik organisiert wird. Dort werden Vertreter_innen verschiedener Gedenkstätten eigene Beiträge beisteuern, u.a. auch aus Alt Rehse.