Themenwoche „Armut und Gesundheit“: Partizipative Erkundungen im Stadtraum Paderborn
Neunzig Interessierte aus Praxis und Wissenschaft, Studierende und Lehrende diskutierten angeregt in Anbetracht wachsender sozialer Ungleichheit Herausforderungen für das Sozial- und Gesundheitswesen. Am Vormittag beleuchtete Frau Prof.in Dr.in Mirella Cacace von der Katholischen Hochschule Freiburg eindrücklich den Zusammenhang zwischen Armut und gesundheitlicher Ungleichheit. Menschen mit einem geringen Einkommen und einem formal niedrig qualifizierten Bildungsabschluss haben einen eindeutig schlechteren Gesundheitszustand. Ihre durchschnittliche Lebenserwartung ist geringer. Sie sind u.a. häufiger von chronischen Krankheiten betroffen und schätzen ihre Gesundheit als schlechter ein. Auch sind sie höheren gesundheitlichen Belastungen ausgesetzt, verfügen über geringere Bewältigungsmöglichkeiten und haben einen schlechteren Zugang zu Angeboten gesundheitlicher Versorgung. Die Folgen dieser sozial determinierten gesundheitlichen Ungleichheit sind wiederum ein höherer Bedarf an Leistungen durch das medizinische Versorgungssystem und an finanzieller Absicherung im Krankheitsfall sozial benachteiligter Gruppen.
Viele Besucher_innen und katho-Studierende diskutieren mit – das partizipative Konzept des Thementags unter dem Motto „Ihr kommt zu uns, wir kommen zu Euch“ geht ganzheitlich auf
Schon nach dem Vortrag von Prof. Cacace wird deutlich, wie sehr das Thema bewegt. So brachten sich nicht nur die vielen externen Besucher_innen der Veranstaltung in der anschließenden Diskussion zum Vortrag mit Wortbeiträgen aus beruflicher Perspektive ein, auch wurden teils sehr individuelle Perspektiven auf das Thema gegeben oder persönliche Erfahrungen angesprochen. Auch die zahlreich erschienenen Studierenden der Paderborner katho stellten praxisbezogene Fragen und trugen zu einem spannenden Austausch bei.
Künstlerische Darbietungen eröffnen neue Perspektiven auf das Themenfeld Armut und Gesundheit
Im Anschluss an den Vortrag und die Podiumsdiskussion stellten katho-Studierende ihre Arbeiten aus unterschiedlichen Kunstprojekten vor. Unter dem Titel „Essen und Armut in internationaler und lokaler Perspektive“ und am Beispiel der Tafel stellten die Studierenden und Künstler Marvin Hoffmann ihre künstlerischen Werke vor. Auch die anschließende biografisch-dokumentarische Performance von katho-Studierenden unter der Leitung von Theaterpädagogin, Sharon On, und Prof.in Dr.in Maren Ziese (katho), welche die Themen Trockenheit und Wasserknappheit – auch mit Blick auf die Stadt Paderborn (hier: Fluss Pader) – fokussierte, setzte spannende Akzente in der Auseinandersetzung und schaffte neue Betrachtungs- und Wahrnehmungsmöglichkeiten für die Teilnehmenden.
Am Nachmittag laden fünf partizipative Workshops im Stadtraum Paderborn zu weiterem Austausch und gemeinsamer Arbeitsweise ein.
Wie sich Armut auf die Lebenslage und Gesundheit auswirkt, wurde am Nachmittag unter dem Motto „Ihr kommt zu uns, wir kommen zu Euch“ in fünf partizipativen Workshops mit vulnerablen Gruppen im Stadtraum Paderborn erkundet. Die Workshops wurden vor Ort in Kooperation mit Sozialträgern aus Paderborn durchgeführt (für Workshoptitel und -themen: siehe Programm). Vulnerabilität meint ein erhöhtes populationsbezogenes Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko. Alte Menschen von Armut betroffen, Alleinerziehende in ihrer Lebensgestaltung zwischen Beruf und Familie, langzeitarbeitslose Menschen im Bürgergeldbezug mit dem Verlust der Arbeit als sinnstiftendes Element sowie Menschen ohne Obdach auf der Straße lebend berichteten von den Herausforderungen und gesundheitsbedingten Einschränkungen in ihrer Alltagsgestaltung. Deutlich wurden Diskrepanzen zwischen den zielgruppenspezifischen Bedarfen und den vorhandenen Versorgungsangeboten sowie strukturell bedingte Zugangsbarrieren, welche darüber hinaus teils mit einer diskriminierenden Behandlung durch Anbietende gekoppelt sind. Abgerundet wurde der intensive Austausch in den verschiedenen thematischen Workshops durch die Kooperationspartner, die ihre Arbeit in den Workshops vorstellten. Auf der Suche nach Lösungswegen wurde deutlich, wie wichtig niedrigschwellige Zugänge, bedarfsgerechte zielgruppenorientierte Versorgungsangebote und multidisziplinäre Hilfsarrangements auf lokaler Ebene sind – neben dem Abbau sozialer und gesundheitlicher Ungleichheiten.
KOOPERATIONSPARTNER IN DEN WORKSHOPS:
— SKM - Kath. Verein für soziale Dienste in Paderborn e.V.
— Der Paritätische - Kreisgruppe Paderborn,
— VAMV Münster e.V.
— IN VIA Paderborn e.V.
— KIM - Soziale Arbeit e.V.
— Paderborner Senioreninitiative e.V.
— UMsDENKEN gUG