Zum Hauptbereich springen Zum Fußbereich springen
| Köln,

Third Mission (im)possible? – Die Dritte Mission an Hochschulen in Chile und Deutschland

Ein weiterer Meilenstein im gemeinsamen Forschungsprojekt der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen (katho) und der Pontificia Universidad Católica de Valparaíso (PUCV) ist erreicht: Die Forschungsergebnisse der Untersuchungen zu Aktivitäten der Dritten Mission an der katho sind seit September 2021 in einer frei verfügbaren Online-Version einsehbar.

Ein Meilenstein: Ergebnisse zur Dritten Mission im Forschungsprojekt der katho mit der Pontificia Universidad Católica de Valparaíso sind nun frei verfügbar.

Über die Hochschulkooperation und das Forschungsprojekt

Die katho steht seit 2018 mit der PUCV (dt. Päpstliche Katholische Universität von Valparaíso) in Kontakt. Seit Anfang 2020 sind die Hochschulen durch eine Kooperationsvereinbarung als Partnerhochschulen miteinander verbunden. Das gemeinsame Forschungsprojekt geht maßgeblich auf die Initiative von Padre Dr. Gonzalo Arturo Bravo Álvarez, Dekan der Theologischen Fakultät der PUCV, und die Initiative der Professorinnen Maite Jiménez Peralta, Gladys Jiménez Alvarado und Jacqueline Reveco Gautier zurück. Koordiniert und sprachlich begleitet wurde das Projekt von der s_inn-Mitarbeiterin Laura Verena Corsten (Projektkoordination/Internationales). Die Studie wurde von der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Anna Liza Arp, ebenfalls Transfernetzwerk Soziale Innovation, durchgeführt.

Im Rahmen des Projekts „Die Dritte Mission an Hochschulen in Chile und Deutschland – geteiltes Verständnis, verschiedene Kontexte“ wurden unter Berücksichtigung der unterschiedlichen kulturellen Kontexte beider Hochschulen institutionelle Dispositionen und Praktiken identifiziert, die die Dritte Mission ermöglichen und charakterisieren. Folgende Forschungsfragen waren dabei grundlegend:

  1. Wie wird die Dritte Mission in den betrachteten Institutionen diskursiv konstruiert?
  2. Welche Aktivitäten der Dritten Mission und damit einhergehenden Stärken und Herausforderungen lassen sich identifizieren?

Diesen Fragen wurde an beiden Projektstandorten, in Köln und Valparaíso, mit einem qualitativen Forschungsdesign in zwei parallelen Arbeitslinien nachgegangen.

Über den deutschen Forschungsbericht

An der katho wurden zehn qualitative Leitfadeninterviews mit Mitarbeiter_innen des Transfernetzwerks Soziale Innovation – s_inn durchgeführt. Die Ergebnisse der Interviews werden in der deutschsprachigen Berichtsversion in mehreren Schritten dargestellt: Zunächst werden die Einschätzungen der Befragten zur Dritten Mission insgesamt vorgestellt. Dabei wird zwischen den geäußerten Konzeptionen der Dritten Mission und der ihr zugewiesenen Bedeutung differenziert. Anschließend wird der Fokus auf die praktische Umsetzung der Dritten Mission gelegt. Es werden die von den Befragten genannten Handlungsmodi und die damit einhergehenden Herausforderungen dargestellt. Abschließend werden Faktoren aufgeführt, die aus Sicht der Befragten zu einer erfolgreichen Umsetzung der Dritten Mission führen.

Forschungsergebnisse auf katho-Seite

Werden die bestehenden Aktivitäten der Dritten Mission an der katho betrachtet und zusammengeführt, zeigt sich, dass alle drei Dimensionen und Handlungsfelder der Dritten Mission abgedeckt werden: Die katho ist sowohl im Forschungs- und Wissenstransfer als auch im Bereich der Weiterbildung und des gesellschaftlichen Engagements tätig und verfolgt eine integrierte Herangehensweise an die Dritte Mission.

Die Dritte Mission wird an der katho als wertegeleitete, interntionale und bidirektionale Interaktion mit der (regionalen) Hochschulumwelt verstanden und als wertvolle Ergänzung von Forschung und Lehre bewertet. Hochschule „dreht sich hier nicht um sich selbst“, sondern sucht den Austausch und die Kooperation mit ihrer Umwelt. Gleichwohl deuten die Interviews auf heterogene Schwerpunkte im Verständnis und in der Umsetzung der Dritten Mission hin.

Die Lehrenden und Mitarbeiter_innen des Transfernetzwerks Soziale Innovation – s_inn bedienen sich einer Vielfalt an Formaten, um in Interaktion mit ihrer Hochschulumwelt zu treten. Die gewählten Aktivitäten unterscheiden sich dabei in ihrer numerischen und geografischen Reichweite, ihren Zielgruppen, ihrem Partizipationsgrad, ihrer Eigenschaft als Wissenstransfer oder Wissensproduktion, ihrer Nachhaltigkeit und in ihrem Impact.

Die Ausführungen in Anna Liza Arps Forschungsbericht zeigen insgesamt, dass es keinen „Königsweg“ für die Umsetzung der Dritten Mission an einer Hochschule gibt: Was letztendlich an Interaktion und Projekten zustande kommt, hängt stets auch von der erfolgreichen Passung eines Bedarfs aus der Hochschulumwelt mit entsprechenden Wissensressourcen aus der Hochschule ab. Schwerpunkte können dementsprechend je nach Situationsanalyse und Bedarfslage sowie den verfügbaren Hochschulressourcen unterschiedlich gelegt werden. Die Vielfalt und Komplexität der Themen, die einer Hochschule im Rahmen der Dritten Mission aus ihrer Umwelt herangetragen werden, erfordern zudem ein flexibles und reflektiertes Vorgehen – den inhaltlichen und wertebasierten Ansatz der Dritten Mission dabei stets im Blick.

Die Dritte Mission in Chile

Die chilenische Hochschulrahmengesetzgebung weist Institutionen der höheren Bildung eine besondere gesellschaftliche Rolle zu. Unter dem Begriff vinculación con el medio (dt. Verknüpfung mit dem sozialen Umfeld) wird neben Forschung und Lehre explizit die Dritte Mission als Auftrag der Hochschulen genannt. Dabei entspricht das Verständnis der vinculación con el medio im Gesetzestext einer weiten Interpretation der Dritten Mission mit einem starken Schwerpunkt auf dem gesellschaftlichen Engagement der Hochschulen. Durch Wissenstransfer und Kulturförderung sollen Hochschulen einen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung sowie zu gesellschaftlichem, kulturellem, technologischem und wissenschaftlichem Fortschritt auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene leisten. Artikuliert wird dieses Verständnis im chilenischen Kontext auch im Konzept einer responsabilidad social universitaria (dt. gesellschaftliche bzw. soziale Verantwortung der Hochschulen). Im Begriff der sozialen Verantwortung werden dabei die Ansprüche und das Bestreben gebündelt, sowohl die Kernleistungsprozesse einer Hochschule (Lehre und Forschung) als auch Aktivitäten der Dritten Mission nach einer Ethik der Verantwortung zu gestalten. Verantwortung bedeutet hier nicht nur das Antworten auf gesellschaftliche Bedürfnisse und das Bedenken der Folgen der eigenen Handlungen, sondern auch das Handeln aus einer Haltung der Solidarität sowie dem Streben nach Gerechtigkeit und Gemeinwohl heraus.

Ausblick

Die Forschungsergebnisse der PUCV liegen in einer bisher unveröffentlichten spanischsprachigen Berichtsversion vor. Zusammengeführt werden die Ergebnisse beider Hochschulen in einem komprimierten englischsprachigen Artikel, der als Open Access-Version in einem Wissenschaftsjournal erscheinen soll.

Hier gelangen Sie zum detaillierten deutschsprachigen Forschungsbericht.

 

 

News 2021 Hochschule Soziales Forschung International Köln
Zum Kopfbereich springen