Zum Hauptbereich springen Zum Fußbereich springen
| katho, | Köln,

Transferforum diskutiert Faktoren der Arbeitszufriedenheit und der Resilienz bei Fachkräften der Heimerziehung

Am 19. September 2022 tagte zum sechsten Mal das Transferforum Heimerziehung, das zweimal jährlich von Prof.in Sabrina Schmidt, Prof. Sebastian Böhm und Prof. Joachim Windolph in Kooperation mit dem Sozial-Wissenschaftsladen ausgerichtet wird. Anknüpfend an die letzte Veranstaltung diskutierten die Vertreter_innen der Hochschule mit Fach- und Leitungskräften aus der Praxis der erzieherischen Hilfen erneut das drängende Thema der Fachkräftegewinnung und -bindung. Nachdem im März externe Fachvorträge im Mittelpunkt standen, wurde das Thema dieses Mal aus empirischer Perspektive beleuchtet: Zwei Lehrforschungsprojekte des Masterstudiengangs „Innovationsmanagement in der Sozialen Arbeit“ der katho stellten ihre Ergebnisse vor.

Referentinnen: Nina Rehme und Sarah Wieczorek

Teilnehmende des Transferforums, Referent: René Frommont

Das Lehrforschungsprojekt der Studierendengruppe von Prof.‘in Sabrina Schmidt und Prof. Sebastian Böhm untersuchte die Arbeitszufriedenheit unter Beschäftigten des Sozialwesens in Deutschland. Auf Grundlage repräsentativer Daten des Bundesinstituts für Berufsbildung und der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin analysierte die Forschungsgruppe, wie zufrieden Beschäftigte in den Bereichen Soziale Arbeit, Bildung und Erziehung sind und welche Faktoren ihre Arbeitszufriedenheit beeinflussen. Als besonders wichtige Determinanten für eine hohe Arbeitszufriedenheit erwiesen sich in diesem Kontext die soziale Anerkennung und das Lob für die eigene Arbeit, Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung sowie ein geringer Arbeitsdruck. Zudem können Weiterbildungsmöglichkeiten und eine als positiv erlebte Arbeitskultur die Arbeitszufriedenheit steigern. Als weniger bedeutsam stellte sich hingegen der Einfluss der monetären Anerkennung auf die Arbeitszufriedenheit der Fachkräfte heraus. Hinsichtlich der Arbeitsautonomie wurde ein ambivalentes Bild sichtbar: Einerseits hat eine hohe Arbeitsautonomie, vor allem bezogen auf den Workload, eine hohe Bedeutung für die Arbeitszufriedenheit, andererseits wünschen sich auch Beschäftigte im Sozialwesen gewisse Vorgaben und Sicherheit.

Die Präsentation des zweiten Lehrforschungsprojektes knüpfte an diese Thematik an, indem es Resilienzfaktoren von Beschäftigten in der Heimerziehung vorstellte. Ausgehend von der hohen psychischen Belastung der Fachkräfte gingen die Studierenden in ihrem Lehrforschungsprojekt unter der Leitung von Prof.‘in Karla Verlinden und Teresa Frank der Frage nach, welche Schutz- und Risikofaktoren die Tätigkeitsdauer der Fachkräfte in der Heimerziehung beeinflussen. Im Rahmen dieses Projekts wurden Daten mithilfe von über 1000 Fragebögen und vereinzelten Interviews mit aktiven sowie ehemaligen Fachkräften erhoben und ausgewertet. Als besonders hoher Belastungsfaktor zeigte sich in den Ergebnissen der geringe Personalstand, gefolgt vom Schichtdienst und der mangelnden Freizeit. Die Studierenden ermittelten zudem einen Zusammenhang zwischen der Unterstützung des Trägers und dem Verbleib in der Heimerziehung sowie zwischen individueller und organisationaler Resilienz und dem Verbleib in der Heimerziehung.

In der anschließenden Diskussion wurde ein möglicher Einfluss von Generationsunterschieden bei den Beschäftigten thematisiert, gekennzeichnet durch unterschiedliche Vorstellungen und Bedürfnisse hinsichtlich der Arbeitszeit. Von Seiten der Praxis wurde von einer sinkenden Bereitschaft jüngerer Fachkräfte berichtet, sich mit höheren Anforderungen und Schwierigkeiten auseinanderzusetzen, sodass Jobwechsel häufiger würden. In diesem Zuge spiele auch eine divergente Stressresistenz von jüngeren und älteren Fachkräften eine Rolle. Diese Hypothese der Unterschiede der Generationen wird durch die Ergebnisse des Forschungsprojektes jedoch nicht unterstützt, denn auch in älteren Generationen zeigten sich vielfältige Lebensentwürfe.

Insgesamt lag ein starker Fokus der Diskussionen auf der Fachkräftebindung und der Frage nach der Arbeitszufriedenheit der Fachkräfte und wie diese erreicht bzw. langfristig hochgehalten werden kann. Der stetig steigende Fachkräftemangel stellt die Praxis vor große Herausforderungen, für deren Bewältigung politische Unterstützung unabdingbar ist.

Zum Abschluss brachten die Vertreter_innen der Praxis relevante Themen aus ihrem Arbeitsalltag ein, die in zukünftigen Transferforen diskutiert werden könnten. Eines davon wird im Mittelpunkt der beiden kommenden Transferforen, die am 23. März 2023 und am 28. September 2023 stattfinden werden, stehen.

 

2022 Soziales Transfer katho Köln Nachbericht
Zum Kopfbereich springen