Transferforum Heimerziehung diskutiert den Umgang mit „Systemsprenger_innen“
Am 29. September 2021 tagte zum vierten Mal das Transferforum Heimerziehung, das von Prof. Sabrina Schmidt, Prof. Sebastian Böhm und Prof. Joachim Windolph in Kooperation mit dem Pilotprojekt Sozial-Wissenschaftsladen ausgerichtet wurde. Im Fokus stand die Frage nach passenden Einrichtungen und Hilfeangeboten für sogenannte „Systemsprenger_innen“. Dazu tauschten sich die Vertreter_innen der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen (katho), Standort Köln, mit Fachkräften aus der Praxis aus.
Gegenstand der Diskussion waren einerseits die Ergebnisse des Lehrforschungsprojekts des Masterstudiengangs „Innovationsmanagement in der Sozialen Arbeit“, in dem die Nutzer_innen selbst, das heißt die Kinder- und Jugendlichen, nach ihrer Lebensgeschichte befragt wurden. Hier berichteten die Studierenden Alina Merk und Lea Welzel, dass das Passungsverhältnis zwischen der biographischen Handlungsstruktur eines jungen Menschen und dem jeweiligen Hilfeangebot der Kinder- und Jugendhilfe für den erfolgreichen Umgang mit „Systemsprenger_innen“ zentral sei. Damit gewinne auch ein diagnostisches Fallverstehen an Bedeutung, das in der Praxis bisher jedoch selten durchgeführt wird.
In diesem Zusammenhang präsentierte das Transferforum Heimerziehung einen innovativen Ansatz des Neukirchener Erziehungsvereins: Melanie Klein, Dörthe Stötzel und Nina Wiesner von Haus Elim berichteten über ein diagnostisches Assessment, das sowohl psychologische als auch sozialpädagogische Informationen aus narrativen Interviews berücksichtigt. Die Mädchen und jungen Frauen im Alter von 13 bis 21 Jahren, deren Leben häufig von sexuellen und gewalttätigen Missbrauchserfahrungen geprägt ist, bringen sich damit aktiv ein und erfahren im Rahmen der Auswertung eine besondere Form der Psychoedukation, die Handlungsmöglichkeiten aufzeigt.
Die Teilnehmer_innen des Transferforums Heimerziehung waren sich abschließend einig: Partizipation ist für die Kinder- und Jugendhilfe zentral. Gerade im Umgang mit sogenannten „Systemsprenger_innen“ bleibt es eine wesentliche Aufgabe, ein Hilfebewusstsein zu schaffen und gleichzeitig für individuelle Bedürfnisse und strukturelle Handlungsoptionen der Jugendlichen Sorge zu tragen.