Vertiefungsspur ASD: „In Widersprüchen Perspektiven gestalten“
Unter dem Motto „In Widersprüchen Perspektiven gestalten“ versammelten sich Studierende, Fach- und Leitungskräfte aus Jugendämtern sowie weitere Interessierte, um sich mit den Herausforderungen und Chancen bei der Arbeit im Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) auseinanderzusetzen.
Die „Vertiefungsspur Allgemeiner Sozialer Dienst in Jugendämtern“ an den Hochschulen evH Bochum, FH Münster und an der katho an den Standorten Aachen und Münster ermöglicht Bachelorstudierenden der Sozialen Arbeit, während des Studiums praktische und theoretische Kenntnisse für den ASD in Jugendämtern zu erwerben und nachzuweisen. Gefördert wird das großangelegte Projekt vom Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes NRW.
„Eine wertvolle Orientierung und Sicherheit im Arbeitsalltag“
Der Tag begann mit einem informellen Stehcafé, das den Teilnehmer_innen die Gelegenheit bot, erste Kontakte zu knüpfen und sich auf das vielfältige Programm einzustimmen.
Die offizielle Eröffnung erfolgte durch Grußworte von Dr. Thomas Weckelmann vom Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration NRW, Prof. Dr. Martin Spetsmann-Kunkel, Dekan des Fachbereichs Sozialwesen an der katho, und von Prof.in Dr.in Barbara Ortland, Prorektorin für Studium, Lehre und Weiterbildung an der katho.
Dr. Weckelmann betonte die Bedeutung des Projekts Vertiefungsspur: „Die Vertiefungsspur bietet den Fachkräften eine wertvolle Orientierung und Sicherheit im Arbeitsalltag. Sie zeigt, ob das Arbeitsfeld ASD zu den eigenen Stärken passt und fördert die Entwicklung professioneller Kompetenzen.“ Er hob hervor, dass das Projekt mit den drei Modellregionen nach Möglichkeit auf weitere Hochschulen ausgeweitet werden sollte, um die Fachkräfteausbildung nachhaltig zu stärken.
Prof.in Dr.in Ortland fasste die zentralen Botschaften des ASD-Projekts wie folgt zusammen: „Das Modellprojekt leistet einen Beitrag zur Aktualisierung und Weiterentwicklung des Studiengangs Soziale Arbeit, indem es Lehrverantwortliche der Hochschulen und Praxisvertreter_innen der Jugendämter in den Dialog bringt. Im Mittelpunkt steht dabei die fachliche Qualität. Das Projekt fördert die enge Zusammenarbeit der Akteur_innen aus drei Modellregionen, die ansonsten in Konkurrenz zueinanderstehen.“
Wie viel Kinderschutz, wie viel gewaltfreie Erziehung, wie viel Förderung können und wollen wir uns leisten?
Mit diesen grundlegenden Fragen führte Prof. Dr. Dominik Farrenberg, Projektleitung der Vertiefungsspur ASD in der Modellregion Aachen/Rheinland, inhaltlich in das Thema der Tagung ein. Er kontrastierte diese Fragen damit, dass die Arbeitspraxis im ASD vor allem dadurch charakterisiert wird, dass Fachkräfte Entscheidungen unter Unsicherheitsbedingungen treffen müssen. Dies führe dazu, dass sich die Arbeit vielfach an der Generierung von Wissen ausrichte und insofern einem Prinzip des Wissen-Wollens unterliege. In utopischen Überlegungen entfaltet er als Ergänzung zu diesem Prinzip mögliche Reichweiten eines Prinzips des Sorgens, das Fürsorge und Selbstsorge umfasst, die existierenden Unsicherheiten ernstnimmt, um die Limitationen der Generierung von Wissen weiß und sich zumutet, die grundlegenden Fragen nach dem gesellschaftlichen Wert von Kindeswohl und gewaltfreier Erziehung immer wieder aufs Neue zu thematisieren und produktiv zu bearbeiten.
Praxisbeispiele in Workshops mit anschließender Podiumsdiskussion
Ein wichtiger Programmpunkt waren die Workshops, die im zweiten Teil des Tages stattfanden. In zwei Durchgängen vertieften die Teilnehmer_innen anhand praktischer Fallbeispiele ihre Erfahrungen und reflektierten gemeinsam die Herausforderungen im Arbeitsalltag. Die Workshops wurden von Vertreter_innen der kooperierenden Jugendämter der Städteregion Aachen sowie Hochschulvertreter_innen der evH Bochum, der FH Münster und einer Kollegin des Jugendamtes Münster gestaltet.
Nach den Workshop-Phasen folgte eine Podiumsdiskussion, bei der Expert_innen wie Daniel Pankrath, Leiter des ASD im Jugendamt der Stadt Aachen, Hanna Simon, KSD-Mitarbeiterin im Jugendamt Münster, sowie Prof. Dr. Dirk Nüsken, Projektleitung der Modellregion Ruhrgebiet, ihre Sichtweisen und Erfahrungen austauschten. Die Diskussion bot Raum für einen lebendigen Austausch über die Praxis und die zukünftige Entwicklung im Bereich ASD.
Zum Abschluss der Fachtagung präsentierten Studierende aus Aachen, Bochum und Münster in einem Kurzvideo ihre Erfahrungen, Erwartungen und Empfehlungen zur Vertiefungsspur ASD. In seinem Resümee betonte Prof. Dr. Farrenberg das große Potenzial aller engagierten Akteure in der Vertiefungsspur, die die komplexen Herausforderungen aufgreifen und gemeinsam an Lösungen arbeiten, um die Strukturen im Jugendamt zukunftsorientiert weiterzuentwickeln. Damit setzt die Vertiefungsspur ASD ein starkes Zeichen für Innovation und Zusammenarbeit im Dienste der jungen Menschen und ihrer Familien.
Das Projekt „Vertiefungsspur ASD“ wird vom Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes NRW gefördert.
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