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Kirchliche Präsenz auf Weihnachtsmärkten

Gemeinsames Forschungsvorhaben der Bischöflichen Aktion adveniat e.V. und der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen zu neuen Handlungsräumen für Adveniat bzw. Kirche in der Advents- und Weihnachtszeit

Projektsteckbrief

Projektsteckbrief
Status
  • abgeschlossen
Laufzeit 01.01.2017 – 31.12.2020
Themengebiete
  • Angewandte Theologie, Migration, Sozialer Wandel, Theologie
Standort
  • Paderborn
Institute
  • Institut für pastorale Praxisforschung und bibelorientierte Praxisbegleitung (IbiP)

Projektbeschreibung

Die Zeit um Weihnachten ist (religions-)soziologisch wie pastoraltheologisch eine hoch interessante Zeit. Advent und Weihnachten sind Teil einer Konsum- und Erlebniskultur geworden, die wesentlich auf christliche Symbolik und Ikonographie zurückgreift, die aber zunehmend diesen Kontext dekontextualisiert. Weihnachten ist eine Art „Kulturreligion“ geworden, die gesellschaftlich durchaus eine integrative und auch identitätsstiftende Funktion hat. Viele Muslime in Deutschland z. B. feiern Weihnachten und selbstverständlich jeder Verein, jede Firma und jede Familie – und wenn nicht dann zumindest ein „After-X-mass-Party“. Dabei kommt es zu neuen Sinnstiftungen: Fest der Liebe, Fest der Familie etc. Das zeigt, Advent und Weihnachten markieren nach wie vor bei den Menschen eine Phase, die – auch wenn Sie nicht christlich orientiert sind – besondere Konnotationen hat. Dazu sind die allpräsenten Weihnachtsfeiern, Weihnachtsshows, Weihnachtslieder, Weihnachtskostüme etc. und nicht zuletzt der Besuch von Weihnachtsmärkten sinnbildlich. Gleichzeitig etabliert sich auch eine Haltung, die Weihnachten als Zeit des „Konsum-Terrors“ kritisch bis ablehnend sieht.

Kirche und Pastoral stehen vor einer doppelten Herausforderung:

Wie damit umgehen, dass christliches Traditions- und Identitätsgut enteignet wird? Und damit eng zusammenhängend: Wie könnte eine kirchliche Präsenz im Kontext der „Kulturreligion Weihnachten“ aussehen. Grundsätzlich sind zwei Möglichkeiten denkbar: Der Versuch, die Verdrängung und Enteignung des Christlichen an Weihnachten aufzuhalten (paradigmatisch: Weihnachtsmannfreie Zone) oder Präsenz inmitten der Kulturreligion (Projekt auf dem Erfurter Weihnachtsmarkt „Folge dem Stern“).

Pastoraltheologisch überlegen wir heute, jenseits den traditionellen kirchlichen Sozialformen (Gemeinde, Verband) religionsproduktive Orte und Gelegenheiten zu identifizieren, die geeignet sind, mit Menschen über existenzielle Fragen ihres Lebens ins Gespräch zu kommen. Die Rede ist in Anlehnung an M. Foucault von sogenannten Heterotopien, Andersorten, die eingebunden in den Alltag den Alltag durchbrechen und etwas von einer Utopie spürbar werden lassen, die Leben existenziell erdet oder den Geschmack davon gibt, was Leben lebenswert macht. Pastoraltheologisch scheint deshalb eine Präsenz „dazwischen“ angezeigt, die sich einerseits einlässt auf die Gesetze einer „Kulturreligion Weihnacht“ aber andererseits als Christlich und kirchlich erkennbar ist und so die Sehnsucht darauf, dass Leben „mehr“ ist – wie auch immer dieses „Mehr“ aussieht, wachhält und Raum gibt.

Um diese kurz skizzierten Thesen verifizieren zu können, wurden in der Adventszeit 2016 unterschiedliche Adventsmarktprojekte von der Bischöflichen Aktion adveniat e.V. im Kontext Weihnachtsmarkt und Weihnachtsreligion näher angeschaut. Dazu wurden Menschen, die sich im Umfeld von adveniat-Projekten auf Weihnachtsmärkten aufhielten, qualitativ befragt. Leitende Fragestellungen waren dabei: Wie passen die Projekte zu den Motiven und Erwartungen eines Weihnachtsmarktbesuchs und wie reagieren die Besucher_innen auf die Präsenz von Kirche auf dem Weihnachtsmarkt. Damit thematisiert die Studie paradigmatisch die pastoraltheologische Frage, wie sich Kirche auf der Suche nach pastoralen Orten und Gelegenheiten als „Kirche dazwischen“ präsentieren und positionieren kann.

Prof. Dr. Hans Hobelsberger

Prof. Dr. Hans Hobelsberger

Professor

Köln, Theologie

Wissenschaftliche Hilfskräfte: Frau König, Herr Heese

Studentische Hilfskräfte: Herr Wigger, Frau Grave

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