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Trampolin II – Katamneseerhebung zur Überprüfung der Langzeiteffekte des Bundesmodellprojekts „Trampolin“

Projektsteckbrief

Projektsteckbrief
Status
  • abgeschlossen
Laufzeit 01.03.2016 – 31.05.2017
Themengebiete
  • Gesundheit, Prävention
Standort
  • Köln
Institute
  • Deutsches Institut für Sucht- und Präventionsforschung (DISuP)

Projektbeschreibung

Überblick

Im Rahmen des vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten Projektes „Trampolin II – Katamneseerhebung zur Überprüfung der Langzeiteffekte des Bundesmodellprojektes „Trampolin“ wurden die Langzeiteffekte des Bundesmodellprojektes „Trampolin – Konzeption und Evaluation eines modularen Präventionskonzepts für Kinder aus suchtbelasteten Familien“ Jahren (Laufzeit: 01.10.2008 bis 31.03.2012) ca. 5 Jahre nach der Intervention erfasst. Parallel dazu wurden auch die potenziell nachhaltigen Effekte der damaligen Kontrollintervention gemessen.

„Trampolin II“ wurde im Forschungsverbund zwischen dem Deutschen Institut für Sucht- und Präventionsforschung (DISuP) an der Katholischen Hochschule NRW unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Klein und dem Deutschen Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ) am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf unter der Leitung von Prof. Dr. Rainer Thomasius durchgeführt.

Hintergrund

Bisherige Ergebnisse zum „Trampolin“-Programm zeigen, dass die Kinder von sowohl „Trampolin“ als auch von der Kontrollintervention („Hüpfburg“) in vielfältigen Bereichen der Stressbewältigung, des Selbstkonzepts und der Lebensqualität profitierten. Die Teilnehmer der „Trampolin“-Gruppe wiesen jedoch im Vergleich zur Kontrollgruppe direkt nach der Intervention und auch nach sechs Monaten eine geringere psychische Belastung und einen besseren Kenntnisstand zum elterlichen Suchtverhalten auf. Im Elternurteil zeigte sich zudem eine signifikant höhere Stressbewältigungskompetenz im Bereich der konstruktiv-selbstberuhigenden Emotionsregulation. In der begleitenden Prozessevaluation wurde eine hohe Akzeptanz des „Trampolin“-Programms seitens der Kursleiter, der teilnehmenden Kinder und Eltern deutlich. Bezüglich des Gruppengefühls und der Frage danach, ob das Kind den Kurs weiterempfehlen würde, war der „Trampolin“-Kurs der suchtunspezifischen Intervention überlegen.

Trotz der positiven Effekte des „Trampolin“-Programms auf die teilnehmenden Kinder muss angemerkt werden, dass diese zum Teil einem Alterseffekt zugrunde liegen könnten. Betroffene Kinder können zwar bereits im frühen Kindesalter eine psychische Symptombelastung aufweisen (z.B. Florenzano et al., 2015; Moesgen et al., 2014), aber in anderen Fällen manifestieren sich psychische Störungsbilder erst im späten Kindes- oder Jugendalter oder sogar erst im frühen Erwachsenenalter. Gleiches gilt für eigene substanzbezogene Störungsbilder. Derartige Entwicklungen können also nur im Rahmen von Longitudinalstudien aufgedeckt werden (z.B. Anda et al., 2002; Barnow et al., 2001; Shin et al., 2015). Zeigt ein Kind aus einer suchtbelasteten Familie im Kindesalter also zunächst keinerlei Auffälligkeiten im Verhalten oder Erleben, ist dies kein sicheres Indiz für eine weitere gesunde Entwicklung.

Für die weitere erfolgreiche, zielgruppenspezifische Umsetzung und Optimierung des „Trampolin“-Programms ist daher relevant zu wissen, ob die gefundenen, positiven Effekte über einen längeren Zeitraum stabil bleiben konnten und wie sich die empirisch ermittelten Differenzen zwischen den beiden Gruppen „Trampolin“ und der Kontrollintervention im Laufe der Zeit entwickelt haben. Auch ist es wichtig zu erfahren, inwiefern sich mögliche zusätzliche Effekte der beiden Interventionen, die zum damaligen Zeitpunkt (noch) nicht erfassbar waren (z.B. eigener Substanzkonsum, psychische Symptombelastung), im weiteren Verlauf entwickelt haben.

Studienmethodik

Zur Überprüfung der Langzeiteffekte des Bundesmodellprojektes „Trampolin“ wurde im Rahmen des hiermit beschriebenen Projektes „Trampolin II“ eine Katamneseerhebung mit einem Messzeitpunkt (T4) ca. 5 Jahre nach Ende der Intervention durchgeführt. 16% der Kinder (jetzt Jugendliche), die damals an den Programmen „Trampolin“ (Interventionsgruppe) und „Hüpfburg“ (Kontrollgruppe) teilgenommen haben, sowie 18% der damals teilnehmenden Eltern (bzw. andere relevante Bezugspersonen) wurden erneut zu den damals erfassten und neu ergänzten Konstrukten befragt. Die eingesetzten Erhebungsinstrumente fußen im Wesentlichen auf den Erhebungsinstrumenten, die im Rahmen des „Trampolin“-Projektes eingesetzt wurden; darüber hinaus wurden ergänzend weitere Inventare eingesetzt. Die Befragungen fanden jeweils telefonisch mittels standardisierter Fragebögen durch Selbstauskünfte der Jugendlichen und Eltern statt. Außerdem wurden die ehemaligen Praxisstandorte mithilfe eines schriftlichen Fragebogens zu den Langzeiteffekten von „Trampolin“ befragt.

Prof. Dr. rer. nat. Michael Klein

Professor für Psychologie
Fachbereich Sozialwesen, Köln

E-Mail: suchtforschung(at)katho-nrw.de

Prof. Dr. Rainer Thomasius

Prof. Dr. Diana Moesgen

Prof. Dr. Diana Moesgen

Professorin für Sozial- und Klinische Psychologie

Paderborn, Sozialwesen

Katharina Ise, M.Sc. Psych.

Dr. Lutz Wartberg (DZSKJ)

  • Deutsches Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ) am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Die Ergebnisse der Katamneseerhebung weisen darauf hin, dass sich die Jugendlichen aus der ehemaligen „Trampolin“-Gruppe sich etwa 5 Jahre nach der Intervention in Bezug auf die untersuchten Merkmale kaum von den Jugendlichen aus der ehemaligen „Hüpfburg“-Gruppe unterscheiden. Statistisch signifikante Gruppenunterschiede zeigten sich nur in einzelnen Bereichen der psychischen Belastung (Hyperaktivität) oder der Stressbewältigung. Jedoch verfügen die Jugendlichen aus beiden Gruppen insgesamt über mehr Substanzkonsumerfahrungen als Gleichaltrige aus der Normalbevölkerung. Dies bestätigt bisherige Befunde, dass Kinder aus suchtbelasteten Familien als besondere Risikogruppe für substanzgebundene Störungen gelten und besonderer Unterstützung bedürfen.

Bei der Interpretation der Befunde gilt es zu beachten, dass trotz erheblicher Rekrutierungsbemühungen lediglich ein geringer Anteil der ehemaligen Teilnehmer erreicht werden konnte. Auch die damaligen Praxisstandorte verfügten kaum noch über Kontakt oder weiterführende Informationen zu den damals teilnehmenden Familien und konnten somit nicht unterstützen. Durch die geringe Fallzahl der Stichprobe sind Gruppenunterschiede allerdings statistisch schwer nachweisbar. Darüber hinaus können Selektionseffekte in der Stichprobe die Ergebnisse maßgeblich beeinflussen und die Ergebnisse sind nicht generalisierbar. Somit kann nach der vorgelegten Langzeit-Katamnese die Überlegenheit von „Trampolin“ mehrere Jahre nach der Intervention nicht mehr empirisch belegt werden bzw. aufgrund der geringen Ausschöpfung die Wirksamkeit kaum zuverlässig eingeschätzt werden.

Kongressbeiträge

Moesgen, D., Klein, M., Wartberg, L., Bröning, S., Hävelmann, A., Ise, K. & Thomasius, R. (2017, Juni). Projekt Trampolin – Ein modulares Präventionskonzept für Kinder aus suchtbelasteten Familien. Vortrag auf der Jahrestagung der Bundesdrogenbeauftragten 2017, Berlin.

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