Altersarmut: „Mit 72 Jahren wieder arbeiten gehen“
Der zugehörige Beitrag „Mit 72 wieder arbeiten gehen“ illustriert exemplarisch ein soziales Problem, das nicht allein Daten, sondern auch zahlreiche Gespräche belegen, die Markus Baum in den letzten Jahren mit Anbietern Allgemeiner Sozialer Dienste und Beratungen geführt hat. Beitrag und Gespräch sind hier abrufbar: Sendung vom 04.04.2023.
Einige Aspekte und Fragen konnten in der Kürze der Zeit seiner Meinung nicht umfassend und detailliert im Studiogespräch beantwortet werden, diese sind:
„Die Frage nach Altersarmut in Aachen und der StädteRegion Aachen ist nicht unmittelbar zu beantworten. Zunächst ist zu berücksichtigen, dass Armut regional sehr ungleich ausgeprägt ist. Darüber hinaus liegen Daten nicht über alle Zusammenhänge vor und wenn Daten vorliegen, sind diese nicht immer vergleichbar. Denn eventuell beziehen sie sich auf andere Zeiträume oder andere Armutsaspekte oder aber sie werden anders berechnet. Das macht es schwer, redlich zu sein und informiert darüber zu sprechen.“
Markus Baum fährt fort:
„Immerhin lässt sich für das Jahr 2022 sagen, dass die Armutsquote in der Stadt Aachen 20,7%, auf Bundesebene 16,8% beträgt. Mit Blick auf Altersarmut liegen jedoch nur vergleichbare Angaben zur Mindestsicherung im Alter und damit über jene Gruppe vor, bei der die Rente im Alter nicht genügt und die auf Zuschuss durch den Staat angewiesen ist - das kann verzerren, da (aufgrund von Scham oder Unwissen) nicht alle armen alten Menschen Mindestsicherung beantragen. Auf Bundesebene sind das 6%, in der StädteRegion 4,4% im Jahre 2022. In Aachen waren es 2018 6,8%. Ein genauerer Blick in einzelne Orte oder sogar auf Quartiersebene lässt erhebliche regionale Unterschiede hervortreten. Im Jahre 2022 gibt es bspw. in Roetgen, Monschau oder Simmerath so gut wie keine alten Menschen in Armut, in Aachen-Ost, im Driescher Hof, am Kronenberg oder in Ober- und Unterstolberg liegt die Quote hingegen bei 7,5% und höher und damit über dem Bundeswert.“
Die Unterschiede gründen – so Markus Baum – im Zusammenhang von De-Industrialisierung, Migration und Wohnungsmarkt, der die im Beitrag genannten Faktoren für Altersarmut regionalspezifisch verstärkt.
Ansprechperson
Prof. Dr. phil. Markus Baum
Professor für Soziologie
Aachen, Sozialwesen