Auftakt der Themenwoche: Existenzsicherung und Gesundheit
Beim abendlichen „Forum an der Piusallee“ standen Kinder und Jugendliche, die von Armut betroffen sind, und deren Gesundheit im Mittelpunkt. Petra Rattay vom Robert-Koch-Institut in Berlin stellte zentrale Ergebnisse der KIDA-Studie („Kindergesundheit in Deutschland aktuell“) vor. Demnach sind armutsgefährdete Kinder und Jugendliche zum Ende und nach der COVID-19-Pandemie in besonderem Maße gesundheitlich beeinträchtigt. Es zeigt sich aber auch, dass psychosoziale Beratungs- und Unterstützungsangebote vergleichsweise häufig genutzt werden. Dabei sollten Angebote zur Gesundheitsförderung besonders an Regelstrukturen wie z.B. Kita und Schule angebunden sein, weil Armutseffekte dann ausgeglichen werden, so die Empfehlung von Petra Rattay.
Genau darum ging es im anschließenden Podiumsgespräch mit zwei weiteren Expert_innen, die es wissen müssen: Die Kinderärztin Dr. Nike Strobelt und der Sozialarbeiter Dr. Michael Mehlich sind beide im Münsteraner Stadtteil Coerde tätig, in dem viele Menschen von Armut betroffen sind. Sie sind Anlaufstelle für Eltern und deren Kinder, die gesundheitliche und psychosoziale Unterstützungsbedarfe haben.
Unter der Moderation von Prof. Dr. Sebastian Laukötter kam das Podium relativ schnell zu der Übereinkunft, dass die Existenzsicherung die Basis für alles Weitere sein muss. Ob es der Ersatz für einen kaputten Herd ist, so Mehlich, oder das fehlende Geld für eine Vorsorgeleistung, die von der Krankenkasse nicht mehr übernommen wird, wie in der Kinderarztpraxis täglich erlebbar – Petra Rattay fasste es so zusammen: „Wir brauchen Prävention, und das heißt: die Lebensverhältnisse verbessern.“ Der „Health in all policies“-Ansatz der Weltgesundheitsorganisation WHO sei daher ein Schlüssel: Gesundheit muss als Querschnittsaufgabe aller Politikbereiche verstanden werden.
In der anschließenden Diskussion mit den Teilnehmenden kamen auch konkrete Beispiele aus gelingendem Stadtteil-Engagement zur Sprache. Dieses ist so wichtig, weil sich gesellschaftlicher Zusammenhalt ganz eindeutig in Gesundheit niederschlägt.
Text und Fotos: Prof.in Dr.in Andrea Tafferner
zur katho-Themenwoche „ARMUT UND GESUNDHEIT“
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Prof. Dr. Sebastian Laukötter
Professor für Philosophie mit dem Schwerpunkt Ethik
Münster, Sozialwesen