„Wer, wenn nicht wir?“: Demokratische Beteiligung und wirksames Handeln mit Marina Weisband
„Das Ziel unseres Beteiligungskonzepts ist: Wir begegnen erlernter Hilflosigkeit mit Selbstwirksamkeit“, sagt Marina Weisband, renommierte Psychologin und Beteiligungspädagogin, über das Projekt aula, das sie im Jahr 2014 gegründet hat und seitdem leitet. Am 11. Juni 2025 war sie beim 18. Forum an der Piusallee der katho am Standort Münster zu Gast, das von Prof. Dr. Sebastian Laukötter und Prof.in Dr.in Ursula Tölle moderiert wurde. Einer großen Zuhörerschaft aus Studierenden und vielen Interessierten stellte sie ihren Ansatz zur Demokratiebildung durch Beteiligung vor. Das Beteiligungskonzept aula wird an Schulen durchgeführt. Nach Weisband muss in der Schule echte Beteiligung durch Übernahme gemeinsamer Verantwortung für schulisches und außerschulisches Lernen eingeübt werden, damit Menschen ein Vertrauen in die selbstwirksame Gestaltung demokratischer Prozesse entwickeln und zu demokratischem Handeln ermutigt werden. „Menschen, die sich beteiligt fühlen, sind weniger anfällig für Populismus“, so Weisband.
Diskussionsrunde mit Studierenden
Nach dem Impulsvortrag entwickelte sich auf dem Podium im Fishbowl eine angeregte Diskussion, in der konkrete Nachfragen zur Durchführung von aula wie auch skeptische Einwände gegen das Konzept zur Sprache kamen. Die Studierenden Elias Cerbe, Mäx Nazarevych und Jona Seibert brachten vor allem Fragen zum Umgang mit Frust und Niederlagen, zum Mobbing unter Kindern und zur Methodenvielfalt, aber auch zu aktuellen Herausforderungen der Demokratie ins Gespräch.
Weisband ermutigte im anschließenden Gespräch mit dem Publikum dazu, Kinder, Jugendliche und Erwachsene nach ihren Bedürfnissen zu fragen – auch diejenigen, die populistischen Parteien folgen und sich als „Opfer“ fühlen. Den besorgniserregenden Entwicklungen eines gegenwärtigen Rechtsrucks setzt Weisband das hoffnungstiftende Bild entgegen, dass demokratische Bildung heute neben der Herstellung demokratischer Handlungsfähigkeit auch schon die Saat für ein Übermorgen ist.
Dank an Professorin Ursula Tölle
Für Professorin Ursula Tölle war es das letzte Mal, dass sie das Forum an der Piusallee gemeinsam mit Sebastian Laukötter organisierte und moderierte, bevor sie Ende des Sommersemesters in den Ruhestand gehen wird. Im Jahr 2012 hat sie das Forum an der Piusallee mit der Idee ins Leben gerufen, Räume der Begegnung mit Menschen zu schaffen, die mit ihrer Person für ein Thema stehen. Seitdem wurde das Forum an der Piusallee zu einer profilierten Veranstaltung, durch die soziale, politische und auch kirchliche Themen über die katho hinaus in die Öffentlichkeit getragen werden. Co-Moderator Prof. Dr. Sebastian Laukötter und Dekanin Prof.in Dr.in Anja Kannegießer würdigten ihr Engagement und dankten ihr für diese wichtige Veranstaltungsreihe, die zu einem Aushängeschild der katho am Standort Münster geworden ist. Ursula Tölle schloss die Veranstaltung mit einem Dank an Marina Weisband, der es gelungen sei, „einen Funken überspringen zu lassen“ für demokratische Beteiligung. Nun liege es an uns, diesen Funken aufzugreifen.
Text: Prof.in Dr.in Andrea Tafferner
Fotos: Maxi Harmel
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Prof. Dr. Sebastian Laukötter
Professor für Philosophie mit dem Schwerpunkt Ethik
Münster, Sozialwesen