Die Lösung ist Humor! Erkenntnisse der HU.PSY-Studie
Die Tagung folgte einem innovativen Konzept, dass zwischen humorvoller Unterhaltung und wissenschaftlichen Beiträgen changierte und bei dem alle Referent_innen mit der nötigen heiteren Ernsthaftigkeit das Thema vertraten. Prof. Dr. Arist von Schlippe (Universität Witten/Herdecke) sprach zum Thema „Mehr als Unsinn – Eine kleine Erkenntnistheorie des Witzes“ und Dr. Alexander Lohmeier (Erziehungsberatungsstellen der Caritas, Traunstein) betrachtete die Beratungspraxis unter dem Blickwinkel „Humor konkret – von der Technik zur Haltung“. Auch wenn der Beitrag von PD Dr. Irina Falkenberg zu „Humor in der Psychotherapie“ aufgrund von Erkrankung kurzfristig entfallen musste, konnten der Schauspieler und Kabarettist Fatih Cevikkollu („Migration und psychische Krankheit. Wo ist der Witz?“) die Klinikclownin Mieke Stoffelen als auch die Komiker_innen Cordula Stratmann und Kurt Krömer, die per Videobotschaft zugeschaltet waren, vielschichtige Aspekte zum Tagungsthema aus ihren eigenen Kontexten berichten.
Studie: Humor bietet Anknüpfungspunkte für Hilfen und Beratung
Dreh- und Angelpunkt des Fachtags waren die Ergebnisse der HU.PSY-Studie, die im Vortrag von Dr. Thomas Köhler-Saretzki (Familienberatung der CHS, Köln), Dorothea Brilmayer-Riesbeck (Erziehungs- und Familienberatung der Caritas, Neuss) und Prof. Dr. Berg präsentiert wurden. Das zunächst etwas exklusiv anmutende Thema Humor, entfaltet bei genauerer Betrachtung zahlreiche Anknüpfungspunkte für psychosoziale Hilfen und beraterisch-therapeutische Leistungen. Denn neben seiner Funktion als Kommunikations- und Beziehungselement wird dem Humor in zahlreichen internationalen Studien eine wesentliche Rolle als Bewältigungsfaktor in Krisen zugeschrieben, der sich positiv auf die psychische Gesundheit auswirken kann. Ziel der von Mai 2021 bis Januar 2022 durchgeführten HU.PSY-Studie war es, erste Erkenntnisse zum Humor von Eltern, die Familienberatung aufsuchen, zu erheben, und in Beziehung zu setzen mit den relevanten Dimensionen Bindung sowie psychische Gesundheit von Kindern/Jugendlichen. Zusammengefasst kam die Fragebogenuntersuchung dabei zu folgenden zentralen Befunden für die Beratung:
- Es zeigten sich Zusammenhänge zwischen einer humorvollen Lebenshaltung von Eltern und prosozialen Verhaltensweisen ihrer Kinder.
- Bei Stress und Belastung setzen Eltern mit einer heiteren Lebenseinstellung signifikant häufiger Humor als Copingstrategie ein als weniger humorvolle Eltern.
- Deutliche Unterschiede zeigten sich auch bei Eltern mit einer psychischen Störung und Eltern ohne Diagnose: In der HU.PSY-Studie wiesen letztere eine deutlich humorvollere Lebenshaltung auf als Eltern die psychisch erkrankt waren.
Darüber hinaus zeigten sich in der Stichprobe deutliche Zusammenhänge zwischen Humor und elterlichen Bindungseinstellungen.
- So konnte in der Studie belegt werden, dass bindungssicheren Eltern eine heitere/humorvolle Lebenshaltung zu eigen ist als bindungsunsicheren Eltern.
- Bindungssichere Eltern beurteilten ihre Kinder überdies im Fragebogen als signifikant weniger verhaltensauffällig als bindungsunsichere Eltern.
Die HU.PSY-Studie wurde finanziert durch Eigenmittel der katho. Die HU.PSY-Tagung wurde gefördert vom Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln und durchgeführt von der Landesarbeitsgemeinschaft für Erziehungsberatung NRW e.V., auf deren Website auch die Tagungsbeiträge heruntergeladen werden können. Die Ergebnisse der Studie werden in der Ausgabe 03/2023 der Fachzeitschrift Familiendynamik erscheinen, bei der Prof. Dr. Berg eine Gastherausgeberschaft übernommen hat.
Text: Lea Pauls, B.A. (Hilfskraft der katho im Forschungsprojekt HU.PSY)
Links zu HU.PSY-Studie und Tagung
Kontakt
Prof. Dr. Mathias Berg
Professor für Soziale Arbeit, Schwerpunkt: Psychosoziale Beratung
Köln, Sozialwesen